Coole Rückkehr der Blues-Legenden

Wie viel Blues und Funk verträgt Schaffhausen? Eine Menge. Hendrix/Cousins bewiesen es.
VON ZEPA MORINA
Der Pianist Hendrix Ackle aus dem aargauischen Baden und der Bassist Richard Cousins aus Oakland, Kalifornien, hatten sich vor gut 20 Jahren im Winterthurer Musikclub Albani kennengelernt. Nach zwei gemeinsamen Alben – «For Right Now» im Jahr 1998 und «Hendrix/Cousins» im Jahr 2000 – und einem dritten Album, das in den Demoaufnahmen stecken blieb, war jedoch Schluss. Hauptgrund dafür war, dass der Thuner Bluessänger Philipp Fankhauser das Duo kurzerhand in seine Band integrierte. Später kehrte Richard Cousins in die Robert Cray Band zurück. Hendrix Ackle blieb bei Fankhauser und spielte für weitere Bands wie Stop The Shoppers, Lovebugs, Buffalo Ballet und das Swiss Jazz Orchestra. 2013 überraschte er mit seinem wunderbaren Solodebüt «Logbook».
Das letzte Mal war die Band mit Legendenstatus im Jahr 2001 in der Kammgarn. Doch alte Liebe rostet nicht, und jetzt sind sie tatsächlich wieder da: Am vergangenen Freitagabend feierten Hendrix/Cousins über fast zwei Stunden hinweg ihr Revival in der Kammgarn Schaffhausen.
«We ain’t dead»
Um 21 Uhr ging es los. Schon kurz davor fing die Menge an, nervös zu werden, und die beiden Musiker Hendrix Ackle und Richard Cousins liessen nicht lange auf sich warten. «We ain’t dead – and we smell good!» So kündigten sie sich selbst an. Mit dabei hatten sie ihre Band in neuer Formatierung: Ackle als Sänger und an der Hammondorgel, Cousins am Bass, Peter Haas an den Drums, Marco Figini an der Gitarre und Roberto Hacaturyan an der Perkussion. Die beiden Backgroundsängerinnen rundeten das Ganze perfekt ab. Das Konzert begann mit einigen ruhigen Stücken, und schon die ersten Töne, die angeschlagen wurden, zogen die Zuhörer in ihren Bann.
Spätestens als Ackle begann zu singen, bekam man Gänsehaut. Seine Stimme war so klar, und die Band wirkte so eingespielt und ruhig, dass sie eine unglaubliche Coolness ausstrahlten. Je später es wurde, desto funkier wurden die Sphären, in die Hendrix/Cousins das Publikum katapultierten.
Nicht von dieser Welt
Vor allem die abgespaceten Solos der einzelnen Bandmitglieder – sogar auf den Bongos – versetzten das Publikum in grenzenlose Begeisterung. Hendrix Ackle bretterte mit vollem Körpereinsatz Töne auf seiner Hammond, die nicht von dieser Welt waren. Richard Cousins schlug so ruhig und souverän, sich kaum bewegend und mit geschlossenen Augen, einzigartige Akkordfolgen auf seinem Bass, dass man nur darüber staunen konnte, woher das kam – oder man blieb vernünftig, dachte nicht darüber nach, gab sich dem Groove hin, stellte den Kopf ab und schwang das Tanzbein. Den ganzen Abend über schien im Saal zumindest jedes Knie und jeder Kopf im Rhythmus mitzuwippen, und eine Weile schien fast jeder zu tanzen, was nur von einer wirklich guten Leistung auf der Bühne zeugen konnte.
Weshalb es überhaupt Sitzplätze vor der Kammgarn-Bühne gab und wie einige Leute tatsächlich den ganzen Abend dort sitzen bleiben konnten, das wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben.