Znacht in der «Park Villa»: Genuss zwischen Elefantenzähnen

Lukullus, der Beizenkritiker | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare

Das Innenleben der «Park Villa» sucht seinesgleichen, auf dem Tisch ein frischer Rosenstrauss – aber hält das Restaurant, das für seine Fleischzubereitung bekannt ist, was es verspricht?

Lukullus hat sich heute schick gemacht, schliesslich geht es in ein Schlösschen zum Abendessen. Die «Park Villa» steht mitten im Grünen, mitten in der Stadt – und das macht den Besuch im Sommer lohnenswert. Aber auch im Winter reizt das Haus mit seinem Türmchen, denn das Innenleben sucht seinesgleichen. Reservieren ist hier fast Pflicht, die 40 Plätze, die der Louis-XVI-Salon und der Wintergarten bieten, sind sehr begehrt. Auch an diesem Abend sind alle Stühle besetzt.

Lukullus testet Restaurants der Region

Haben Sie schon mal von «lukullischen Genüssen» oder einem «lukullischen Mahl» gehört? Damit sind höchste Genüsse gemeint, denn Lukullus, ein römischer Senator und Feldherr, war einst vor allem für seine üppigen Gastmahle bekannt. Er war kein geistloser Prasser, sondern ein – auch philosophisch gebildeter – Gourmet. Und in diesem Sinne sind wir, Redaktoren und Redaktorinnen mit besonders feinen Zungen, im Sinne von Lukullus unterwegs, haben ihn nach vielen Jahren wieder auferstehen lassen (denn Lukullus hat einst schon mal Schaffhausen unsicher gemacht) und testen für unsere Leserinnen und Leser die Gastroszene in der Region. Wir besuchen einfache Beizen, edle Restaurants und auch Exotisches. Zu erkennen geben wir uns nicht, sondern sind anonym vor Ort – ganz im Sinne von Lukullus.

Der Gast wird hier schnell zum Besucher. Es ist so, wie wenn man einen guten alten Freund in seinem Wohnzimmer besucht – oder ist man hier in einem Museum? Der Spagat zwischen dieser Vertrautheit des Personals zu den Gästen und einer klaren Grenze zwischen Kunde und Gastgeber gelingt hier fliessend, man fühlt sich pudelwohl, und wer besonders geschätzt wird, der bekommt sogar noch Blumen zu Abschied.

Die Blumen, die liegen Schlossherr Max Schlumpf besonders am Herzen. So ist auch die Dekoration auf dem Tisch ein frischer Rosenstrauss. Mehr braucht es auch nicht, man bekommt in den Räumen genug zu sehen. Beim Durchgang vom Salon zum Wintergarten stehen zwei grosse Elefantenzähne, da steht ein Klavier, dort ein antiker Weinschrank und an der Decke baumelt ein üppiger Kristallleuchter. Im Wintergarten, der ehemaligen Bibliothek, stehen Bücher aus allen Zeitepochen.

Lukullus gönnt sich ein Chateaubriand – man ist ja auch in einem Chateau

Doch zurück an den Tisch, Lukullus ist ja eigentlich zum Essen hergekommen. Die Speisekarte ist übersichtlich, wie es sich für eine frische Küche gehört. Bekannt ist die Villa für die Fleischzubereitung, was Lukullus nun testen will. Die Wahl fällt auf Chateaubriand – schliesslich sind wir im Château –, das mit Pommes frites und einer Auswahl an Gemüse für 64 ​Franken serviert wird. Nicht fehlen darf auf dem Teller die Sauce béarnaise, die dazu gereicht wird. Doch bevor sich Lukullus den Hauptgang zu Gemüte führt, wird der Appetit mit einem Salat Mimosa angeregt.

«Zur Leistung der Köchin reicht ein Wort: Chapeau!»

Lukullus

Der Kopfsalat mit gehacktem Ei und Croutons für 12.50 ​Franken schmeckt frisch und nein, an der Sauce wurde wirklich nicht gespart. Sie schmeckt vorzüglich, allerdings muss man den Salat fast vor dem Ertrinken retten. Grosszügig, aber vielleicht doch ein bisschen zu gut gemeint. Die Sauce ist auch eine wichtige Komponente beim Hauptgang. Sie wird am Tisch auf das Fleisch serviert und danach auf dem Tisch deponiert. Sehr gut, denn hier ist ein Nachschlag nicht ausgeschlossen, es wäre eine Sünde, Ketchup für die Pommes frites zu verlangen – es hat Sauce béarnaise, und das ist auch gut so.

Zur Leistung der Köchin, die sich im Verlauf des Abends persönlich bei den Gästen vorstellt, reicht ein Wort: «Chapeau!» Das Fleisch ist genau so, wie «medium» es verlangt, mit einem Farbverlauf von aussen hellrosa bis blutrot in der Mitte und butterzart. Die Pommes frites stimmen ebenfalls glücklich mit der richtigen Würze und dem leichten Biss. Einzig das Gemüse hätte mehr Salz vertragen, aber dafür steht eine Salzmühle auf dem Tisch, und schon ist das behoben. Das Dessert ist schnell bestellt: Lukullus setzt auf frische Ananas mit Kirsch – ein idealer «Verdauer» nach dem üppigen Essen, der mit 15 ​Franken auf der Karte steht.

Die Preise sind hier angemessen. Man wird satt und die Qualität ist im gleichen Segment angesiedelt wie der Preis. Das Einzige, was nicht hätte sein müssen, war das schicke Outfit. Hier sind die Gäste auch in Jeans willkommen, und das macht die Villa so besonders: Ein nobler Ort für jedermann – nicht alltäglich, aber für besondere Momente.

So bewertet Lukullus die «Park Villa»:

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren