Unsere Stromversorgung braucht eine Hirn- statt Kupferstrategie

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Alt Nationalrat Thomas Böhni warnt vor falschen Anreizen durch die geplante Netznutzungserhöhung. Bild Selwyn Hoffmann

Alt Nationalrat Thomas Böhni fordert eine intelligente Stromversorgungsstrategie. Sie soll die Produktion, Netznutzung und Privatwirtschaft einbeziehen. Nur durch faire Rahmenbedingungen könne die Energiewende gelingen.

Die geplante Netznutzungserhöhung der EKS AG von 20 Prozent stellt eine enorme Belastung unserer Privatwirtschaft dar und sollte nur bei einem im Detail ausgewiesenen, veröffentlichten Investitionsbedarf umgesetzt werden, zumal der Schweizer Preisüberwacher kürzlich bemängelt hat, dass die Netznutzungskosten in der Schweiz insgesamt 400 Millionen Franken zu hoch seinen. Im Sinne einer Vertrauensbildung, auch als Folge der Ablehnung des Axpo-Vertrages an der Urne. Die ausgehandelte Netznutzungsfinanzierung mit dem Bund begünstigt teure Investitionen ins Stromnetz, da diese amortisiert und mit 4,5 Prozent verzinst werden können. Diese vorteilhaften Bedingungen führen einerseits dazu, dass wir ein modernes, zuverlässiges Stromnetz haben und auch brauchen (unsere EVUs sind zentral), und andererseits kann es auch zu Fehlanreizen kommen, wo eben Kupfer statt Hirn im Vordergrund stehen.

Davon ausgehend, dass zukünftig unsere Stromversorgung noch zentraler wird und unsere Energiewirtschaft immer mehr zu einer Stromwirtschaft wird, ist eine innovative Vorgehensweise auf allen Stufen notwendig. Dies kann Folgendes beinhalten:

1.    Wenn der Bund für die Netznutzung eine Amortisation und eine Verzinsung von 4,5 Prozent zulässt, sollten diese Rahmenbedingungen auch für die Produktion und Einspeisung von Solarstrom et cetera gelten. Ein Netz ohne Strom und Strom ohne Netz macht wenig Sinn, beides gehört zusammen und soll demzufolge den gleichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehorchen.

2.    In den nächsten Jahren müssen grosse Summen an Vorsorgegelder neu angelegt werden. Die Energiewende und die Modernisierung vom Stromnetz weisen einen hohen Investitionsbedarf aus. Diese privaten, frei werdenden Vorsorgegelder sollten direkt ins örtliche Stromnetz und in den Ausbau der Stromproduktion investiert werden können. Dies führt dazu, dass die Netznutzungsgebühren gesenkt werden können und die Privatwirtschaft die Energiewende ankurbeln und mitprofitieren kann.

3.    Ein schlaues Netzmanagement ist in Zukunft das A und O. Wir müssen es schaffen, unsere bestehenden Stromnetze besser auszulasten. Dies führt dazu, dass der Stromumsatz im Netz steigt und damit kostendämpfend auf die Netznutzungsgebühren wirkt. Die rasante Entwicklung der E-Mobilbranche, der vermehrte Einsatz von Smarthome-Lösungen, die neuen, günstigen Batterietechnologien erlauben eine effiziente Stromnutzung und schonen das Netz. Aktuell kommen Solarstromanlagen auf den Markt, die zum Beispiel 4200 Watt Leistung auf dem Dach haben, aber nur maximal 600 Watt ins Netz einspeisen. Der dabei entstehende Überschussstrom wird intelligent selbst genutzt. Dies führt dazu, dass das Stromnetz nur ganz gering belastet wird. Gegenüber der heutigen Praxis kann dann die siebenfache Fläche auf dem Dach installiert werden bei gleicher Netzbelastung. In diese Richtung sollten wir denken und dies am Markt gleich umsetzen und Erfahrungen sammeln, eventuell kann dadurch der Netzausbau gedämpft werden.  

4.    Die Privatwirtschaft, wir alle sollten nicht nur die Cashcow der Stromwirtschaft sein. Ein konstruktives, transparentes Miteinander mit gleich langen Spiessen ist dringend notwendig. Die Erhaltung der Kaufkraft von uns allen und die Energiewende sind zentral auch im internationalen Wettbewerb, dazu muss auch die Strombranche vermehrt Hand bieten.

*Thomas Böhni ist Energieingenieur und ehemaliger Thurgauer Nationalrat (GLP). Er lebt heute in Stein am Rhein, wo er 1964 geboren wurde.

Die ausgehandelte Netznutzungsfinanzierung mit dem Bund, begünstigt teure Investitionen ins Stromnetz, da diese amortisiert und mit 4,5 Prozent verzinst werden können.

Thomas Böhni, Energieingenieur

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