EKS unter Druck

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Zeno Geisseler von den Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler. Bild: Selwyn Hoffmann

Zeno Geisseler über die Eröffnung einer Strafuntersuchung des Bundesamts für Energie gegen die EKS AG.

Wer sich für einen Job bewirbt, muss vieles mitbringen: Verständnis für die Materie, zum Beispiel, und er muss sich einem harten Auswahlverfahren stellen. Bei einem der wichtigsten Jobs, die der Kanton Schaffhausen zu vergeben hat, gibt es weder Assessments noch Bewerbungsrunden. Nein, Präsident des Elektrizitätswerks des Kantons Schaffhausen, der EKS AG, wird man kraft seines Amtes als Bau- direktor. Grundlegende Kenntnisse des komplexen Elektrizitätsbusiness? Nicht nötig. Reto Dubach war zuvor Staatsschreiber, sein Nachfolger Martin Kessler Geschäftsführer und Mitinhaber ­eines KMU.

Millionenstütze für ein marodes Unternehmen

Lange Zeit spielte es auch gar keine Rolle, wer Präsident des EKS war: Das Geschäft war vom freien Markt geschützt, das Elektrizitätswerk war unternehmerisch etwa gleich spannend wie die Wasserversorgung. Noch 2009/2010 war die «Erneuerung des Unternehmensleitbildes und der Geschäftsvision» einer der grossen Höhepunkte des Geschäftsjahrs gewesen.

Diese schönen Tage dürften sie sich beim EKS zurückwünschen. Doch stattdessen schlägt ein Blitz nach dem anderen ein. Gestern wurde bekannt, dass das Bundesamt für Energie ein Strafverfahren gegen die EKS AG eröffnet hat. Ob das Unternehmen und seine Verantwortlichen gebüsst werden, ist offen. Eine Untersuchung ist noch keine Verurteilung. Aber die Geschäftsprüfungskommission des Kantonsrats hat Anfang Woche schon mal präventiv gefordert, mit der Décharge des Verwaltungsrats noch zuzuwarten.

Ganz unabhängig von diesen Vorwürfen gibt es eine Reihe von unternehmerischen Entscheiden, welche ein schlechtes Licht auf Unternehmensleitung und Verwaltungsrat werfen: So hat das EKS einem Zürcher Tochterunternehmen, der Prolux, ein Darlehen von über 1,5 Millionen Franken gewährt. Fast 800 000 Franken davon hat sich das EKS gleich wieder ans Bein streichen müssen, und die Bewertung des Aktien­pakets wurde halbiert. Das alles geschah, so betonte EKS-Präsident Kessler an der Bilanzmedienkonferenz, um Arbeitsplätze zu sichern.

EKS schweigt sich über Misserfolge aus

Das hört sich lobenswert an, ist aber gegenüber den Zwangskunden des EKS und den Steuerzahlern ein Hohn: Sie hätten das Geld wohl lieber in Form von Rabatten oder Erträgen für sich behalten, statt eine marode Firma zu stützen. Es würde nicht überraschen, wenn das EKS noch dieses Jahr auch den Rest des Darlehens und des Aktienkapitals abschreiben müsste, was den Gesamtschaden dann auf zwei Millionen Franken brächte.

Dass mal ein Investment schiefgeht, kann passieren. Stossend an der ganzen Geschichte ist aber, dass das EKS sich über diesen Misserfolg praktisch ausschweigt. Nur ganz klein, im Zahlenteil der Jahresrechnung, taucht die Prolux-Misere auf. Wäre die EKS AG kein Staatsbetrieb, sondern ein kotiertes Unternehmen, hätte das gleiche Ereignis zu einer Gewinnwarnung geführt. Im Verwaltungsrat der Prolux sassen im letzten Jahr übrigens gleich zwei von vier Mitgliedern der EKS-Geschäftsleitung, einer davon als VR-Präsident.

Die zweite grosse EKS-Schlappe ist das Schwachwindrad Hans. Schwach an Hans war vor allem der Business Case. Die Verantwortlichen beim EKS, darunter mehrere ETH-Ingenieure, waren ­einem Tüftler aufgesessen, der von sich behauptete, die Gesetze der Physik aufheben zu können. Es kam, wie es kommen musste: zu einem weiteren Abschreiber, knapp 800 000 Franken. Die EKS-Chefs verweisen darauf, dass diese Kosten das Unternehmen nicht fundamental gefährdeten, schliesslich stehe dem Schaden ein Eigenkapital von rund 190 Millionen Franken gegenüber. So lässt sich natürlich jeder kapitale Fehl­entscheid schönreden.

CEO Fischer ist angezählt, reisst er womöglich Kessler mit?

Falls die BFE-Strafuntersuchung in eine Busse mündet, dürfte die Luft für CEO Thomas Fischer sehr dünn werden. Martin Kessler stellt sich heute noch schützend vor Fischer, sagt, dass es «bisher» keinen Grund gegeben habe, diesen zu entlassen. Doch politisch ist der Druck auf Fischer jetzt schon sehr gross, haben ihm doch Teile des Kantonsrats unverblümt den Rücktritt ­nahegelegt.

Kessler selbst trägt als Verwaltungsratspräsident der EKS AG von Amtes wegen die Hauptverantwortung, so auch bei der Strafuntersuchung des Bundesamts für Energie. Wenn er nicht vorsichtig agiert, kann auch er selbst in Schwierigkeiten geraten. Und dies, obwohl er die Probleme – und den CEO – ja bloss von seinem Amtsvorgänger übernommen hat.

Wenn Martin Kessler nicht aufpasst, kann die EKS-Affäre für ihn weitreichende Folgen haben. Dabei hat er die Probleme, und EKS-CEO Thomas Fischer, doch nur geerbt.

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