Elizabeth Keen will es genau wissen

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In der Kolumne «Gestreamt» schreibt Sidonia Küpfer, Leiterin Erster Bund, über «The Blacklist». Der actionreiche Krimi trumpft mit spannenden Charakterkonstellationen auf.

Noch immer kommt keine Langeweile auf: Wer nach Krimi-Unterhaltung mit einer Portion Humor und Action sucht – und sich von bisweilen recht absurden Plots nicht abschrecken lässt, ist mit «The Blacklist» gut versorgt. Derzeit ist die sechste Staffel auf Netflix zu sehen. Dazu trägt sicherlich die ungewöhnliche Ausgangslage bei, die seit der ersten Episode als erzählerischer Teppich fungiert, auf dem die unglaublichsten Kriminalfälle geklärt werden: Das FBI arbeitet mit seinem meistgesuchten Verbrecher zusammen, um schwerst Kriminellen das Handwerk zu legen. Wo immer sich die Interessen von Raymond Reddington mit denen des FBI verbinden lassen, offeriert der Top-Informant seine Hilfe. Das ist meist dann der Fall, wenn «Red» einen unliebsamen Konkurrenten mit Hilfe der Bundesbehörden aus dem Weg schaffen will. Immer mit dabei: FBI-Agentin Elizabeth Keen. Von Beginn an wollte Reddington nur mit ihr zusammenarbeiten. In den letzten Staffeln hielt Elizabeth ihn für ihren Vater, doch im Finale der fünften Staffel stellte sich dies als Lüge heraus. Reddington hat nach dem Tod des Mannes lediglich dessen Identität angenommen. Nun will Elizabeth genau wissen, was in jener Nacht passiert ist, als der echte Reddington starb – und sie ist bereit, dafür einen hohen Preis zu bezahlen. Oder genauer gesagt: Reddington einen hohen Preis bezahlen zu lassen. Dies führt zu einer regelrechten Schubumkehr in der Beziehung zwischen den beiden Hauptpersonen. Wer ist jetzt noch verbündet? Und wer jagt wen?

Der Verbrecher im UN-Saal

Abgesehen davon finden sich aber auch die bewährten Stärken wieder: Das Spannungsfeld zwischen dem kulturell interessierten Schöngeist und dem skrupellos brutalen Gangster – zwei Seiten desselben Raymond Reddington. Und natürlich seine Monologe. In Staffel 6 nutzt er die Zeit während einer Evakuierung wegen Bombenalarms am UNO-Hauptsitz, um ans Rednerpult zu treten und vor der (leeren) Uno-Vollversammlung eine Rede zu halten. «Ich trete heute anlässlich des 70. Jahrestages der Deklaration der Menschenrechte vor Sie. Demütig, dass ich mich in die Reihe von politisch fragwürdigen, früher schneidenden starken Männern stellen darf, die vor mir hier gesprochen haben. Castro, Ghaddafi und mein persönlicher Favorit» – hier zieht er seinen Schuh aus und klopft damit aufs Rednerpult – «Oh, Nikita (Chruschtschow, Anm.), du magst der Sowjetunion dabei geholfen haben, den Kalten Krieg zu verlieren. Aber du hast das mit Stil getan.» Sinn für Humor kann man den «Blacklist»-Machern nicht absprechen. Währenddessen wird die Bombe entschärft. Courant normal für die «Blacklist»-Truppe.

Und noch ein letztes Lob: Und das geht an die Musikauswahl. Die Musik-Erkennungsapp «Shazam» ist ein idealer Begleiter für «Blacklist»-Streamer. Allerdings gibt es auch Fanseiten im Netz, welche die Musik aufschlüsseln.

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