Mehr als Rheinfall – Schaffhausens Potenzial als Tourismusregion

Sie kennt die Region wie kaum eine andere: Denise Ulrich, Geschäftsführerin von Schaffhauserland Tourismus, spricht über ihre persönlichen Lieblingsplätze, die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus – und darüber, wo die Branche in Schaffhausen noch Entwicklungspotenzial hat.
«Schaffhausen, verschlafen? Auf keinen Fall!», sagt Denise Ulrich, Geschäftsführerin von Schaffhauserland Tourismus. Seit Dieter Wiesmann das kleine Stück Welt als «e chli verträumt und verschlafe» besang, sind viele Jahre durchs Land gezogen und das Städtli sowie der gesamte Kanton, konnte durch ein breit gefächertes Tourismusangebot sein müdes Image aufbessern.

«Es gibt zwar noch immer Leute, die überrascht sind, wie nah Schaffhausen liegt und wie viel hier läuft. Aber das Bewusstsein dafür, hat sich im Allgemeinen geschärft», sagt Ulrich. Ungenutztes Potenzial gäbe es aber nach wie vor.
Tourismus schafft Wertschöpfung
Jetzt, wo der Sommer Einzug gehalten hat, und die Lust etwas zu unternehmen wieder gross ist, zeigt sich, was unsere Region zu bieten hat. Die Palette reicht von Kulturveranstaltungen über Wanderungen bis zu Food- und Weinevents. «Der Tourismus in Schaffhausen ist ein vergleichsweise kleiner, aber wichtiger Wirtschaftssektor, der Arbeitsplätze schafft und zur Wertschöpfung beiträgt», sagt Ulrich. Davon profitieren Kultur, lokale KMUs, Detailhandel, der regionale Transport und das Gastgewerbe. «Auch Geschäftsreisende sind ein wesentlicher Faktor. In den hiesigen Hotels finden Teamanlässe, Tagungen und andere Firmenevents statt.»
Schaffhauserland als Marke
Das vielfältige Angebot verbessert das Image der Region als attraktiven Lebens- und Arbeitsraum. «Erlebnisse am und auf dem Rhein, Spaziergänge durch die Altstadt von Stein am Rhein oder Wanderungen durch die Rebberge sind nicht nur für Gäste, sondern auch für die Schaffhauser Bevölkerung selbst da.»
Auch Grossanlässe wie Stars in Town, das Lindlifest oder der Slow Up seien für den touristischen und wirtschaftlichen Kreislauf wichtig. «Solche Events fördern die Kooperation, stärken die Marke der Region und sorgen dafür, dass Schaffhausen bei den Leuten präsent bleibt», sagt Ulrich.
Potenzial als Ganzjahresdestination
Im Sommer läuft einiges, ja – aber wie sieht es im Rest des Jahres aus? Hier gebe es noch viel Potenzial, so Ulrich. «Wir möchten beispielsweise das Wandern und Velofahren im Herbst stärker vermarkten.» Die neue kantonale Tourismusstrategie will nämlich Schaffhausen als Ganzjahresdestination positionieren. Die Saisonverlängerung schafft neue Angebote, von denen wiederum zahlreiche Branchen profitieren können. Dafür brauche es aber das Engagement aller Beteiligten: Leistungsträger und Gemeinden sollen innovative Angebote entwickeln, Zielgruppen gezielter ansprechen und deren Aufenthaltsdauer verlängern.
Auch Angebote für die lokale Bevölkerung bleiben wichtig. «Wir unterstützen diese Prozesse insbesondere in den Bereichen Produktentwicklung, Marktauftritt und Gästeerlebnis. Kooperationen und abgestimmte Aktivitäten sind dabei die zentralen Erfolgsfaktoren.»
Babyboomer in die Rebberge holen
«Der Tourismus soll aber nicht nur als wirtschaftlicher Faktor, sondern auch als Beitrag zur Lebensqualität und zum Erhalt des Lebensraums verstanden werden», sagt Ulrich. Aufholbedarf bestehe besonders bei nachhaltigen und barrierefreien Angeboten. Gerade Pensionierte würden zu einer wachsenden Zielgruppe. «Schöne Wanderungen durch die Rebberge bieten sich hier an, da die ältere Generation keine Gipfel mehr erklimmen möchte.»
Und wo verbringt die Tourismusexpertin selbst ihre freien Tage? «Wenn ich selbst Touristin spiele, trifft man mich am Rhein, beim Wandern auf dem Randen oder auf der Siblinger Höhe an», sagt sie. Auch an der Laag in Dörflingen sei sie zurzeit besonders gerne. «Hier schaue ich auf den Rhein und tanke Energie. Meine Lieblingsorte wechseln aber immer wieder, denn es gibt so viele schöne Ecken in der Region.»