Syntegon: 77 Neueinstellungen seit Anfang Jahr

Das Beringer Maschinenbauunternehmen Syntegon eilt von Auszeichnung zu Auszeichnung für seine innovativen Verpackungsmaschinen. Und das Geschäft brummt. Woran liegt’s und wie ist es da eigentlich so, in den Betriebsräumlichkeiten, wo die guten Ideen zu sprudeln scheinen? Wir haben uns für eine Visite angemeldet und nachgefragt, woher der Innovationsgeist kommt, den auch viele andere Firmen suchen und selten finden.
Hat man die Zufahrt zu dem weitherum sichtbaren Firmenkomplex gefunden, empfängt einen ein grosszügiges, weites Areal. Die Eingangshalle ist hell, eine moderne Glas-Beton-Konstruktion. Modern ist jedoch nicht nur das Interieur, sondern fast alles am Unternehmen: Von der Photovoltaikanlage, die den Gebäudekomplex in absehbarer Zeit energieautonom machen soll, über die Technik, mit der ausgefeilte, ressourcenschonende Maschinensysteme entwickelt werden bis hin zu den vielen Studenten, die hier arbeiten und das neuste Know-how einbringen. Doch: Modern ist gut und recht – zum Fliegen bringen das Ganze jedoch die vielen, alteingesessenen Mitarbeiter, die ihr riesiges Wissen und ihre jahrelange Erfahrung beisteuern.
Anderer Name, ähnlicher Inhalt
Einer der «alten Hasen» ist Stephan Schüle, der einst seine Lehre im Betrieb – damals noch SIG –absolvierte und nun als Produktmanagement-Leiter am Standort Beringen arbeitet. Er erklärt die bei vielen vorhandene Verwirrung betreffend Syntegon: «Die SIG war in der Region verankert, Bosch war vom Brand her sehr bekannt, aber Syntegon kennt niemand. Dabei machen wir grundsätzlich immer noch dasselbe wie damals die SIG.» Das Unternehmen ist nach wie vor im Maschinenbau tätig – oder wie man heute sagt: als Produzentin für Prozess- und Verpackungstechnik für die Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie.
1500 Produkte pro Minute verpacken
Syntegon steht für «Synergy, Technology» und «on» für Fortschritt. Am Standort Beringen sind die beiden Bereiche Syntegon Packaging Systems AG und die Syntegon Technology Services AG, die global tätige Serviceorganisation des Konzerns, beheimatet. Rund 860 Mitarbeitende, davon 171 Ingenieure, 69 Auszubildende in acht Lehrberufen sowie 37 Studenten und Diplomanten arbeiten im Oberklettgau und konzipieren Maschinen, welche an sechs Tagen die Woche während 24 Stunden in drei Schichten arbeiten und bis zu 1500 Produkte pro Minute verpacken können.
Innovations-DNA
Das alles ist beeindruckend. Doch was steckt nun hinter dem Erfolg? Warum sahnt Syntegon derzeit Preise für seine Innovationen ab? Schüle nennt verschiedene Faktoren: Den Zwang beispielsweise, Innovationsführer zu sein, weil die Schweiz im Kostenwettbewerb mit dem Ausland nicht mithalten kann. Zudem die während Jahren etablierte Innovations-DNA, die durch das Cluster an Maschinenbaufirmen in der Region und durch die Nähe zu relevanten Hochschulen verstärkt wird. Und Syntegon hat auch die Organisation auf Innovation ausgerichtet. Ein Innovationsverantwortlicher sammelt Ideen und speist sie in klar vorgegebene Prozesse ein.
Ideen früh testen
«Ausserdem sind wir relativ gut darin, Ideen früh zu testen und auszuprobieren», sagt Schüle. Gute Ideen gelangen in so genannte «Innovations-Gates», wo ein kleiner Betrag gesprochen und ein Student oder Mitarbeiter beauftragt wird, zum Thema eine kleine Testumgebung zu errichten. «Mit dem Feedback können wir die Machbarkeit, Möglichkeiten, Grenzen und Rahmenbedingungen klären.» Aus einem solchen «Proof of Principle»-Prozess ist auch das preisgekrönte IDH hervorgegangen (siehe Box). Wird eine Idee als erfolgsversprechend eingestuft, ist das Unternehmen dann bereit, auch richtig Geld in die Hand zu nehmen. Denn das ist matchentscheidend, um ein gutes Produkt zu entwickeln und damit auch wirklich einen technologischen Vorteil im Mark zu erlangen.
Vielfältige Kundenprojekte
Besonders motivierend für die Mitarbeiter ist, dass sie immer wieder Neuentwicklungen umsetzen dürfen, da kein Kundenprojekt gleich wie das andere ist. Denn was Syntegon herstellt, sind eigentliche «Engineer-to-Order»-Produkte für den «High-end-Bereich». «Klar haben wir Baukästen, ein Teil des Auftrags ist jedoch immer kundenspezifisch. Konkret kommt ein Kunde bei uns vorbei, präsentiert uns sein Produkt und seine Verpackungsidee und will wissen, wie er dies technisch umsetzen kann», erklärt Schüle den Prozess.

Automatisierungsgrad entscheidend
Dabei werden in Beringen oft komplett automatisierte Linien verkauft, die für die Verpackung grosser Stückzahlen entwickelt sind. Erst dann rechnet sich das Ganze für den Kunden. Denn die Investition in eine neue Verpackungsanlage kann rasch einmal mehr als eine Million Franken kosten. Den Preis macht nicht allein die Maschinenleistung aus, sondern vor allem die Höhe des Automatisierungsgrads. Kunden, die solche Maschinen beziehen, sind zum Beispiel bekannte Schweizer Grossunternehmen, aber auch globale Player wie Nestlé, Mars oder Mondelēz. «Unsere Stückzahlen sind eher klein, da wir kein Hersteller von Massenartikeln sind. Von der am meisten verkauften Maschine stellen wir 60 Stück pro Jahr her», erklärt Schüle.
Das Geschäft brummt
Und damit lebt Syntegon gut. Von der umhergeisternden Eintrübung der Wirtschaftslage bekommt das Unternehmen derzeit nichts zu spüren. Der Bestellungseingang ist immer noch überdurchschnittlich hoch, Syntegon verfolgt gar einen sehr ambitionierten Wachstumskurs. Dieser äussert sich in einer aktiven Personal-Rekrutierungsphase. So sind allein in diesem Jahr bis Ende Juli 77 Neueinsteillungen getätigt worden, davon 42 für neugeschaffene Positionen. Die Rekrutierung ist nicht einfach und wird auf verschiedensten Kanälen betrieben. Doch der Aufwand lohnt sich, wie Stephan Schüle weiss: «Sind die Interessenten erst einmal im Haus, haben wir eigentlich schon gewonnen. Denn das, was wir hier zeigen können, ist wirklich beeindruckend.»