Oh Tannenbaum!

Iris Fontana | 
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Die Nachfrage nach einheimischen Bäumen nimmt stetig zu. Archivbild: Melanie Duchene

Gehören Sie zu den Weihnachtsenthusiasten, die mit der Familie auf den Christbaum-Markt fahren und gemeinsam einen Baum auswählen und gar selbst fällen? Oder muss es schnell und praktisch gehen und Sie zwängen das Nadelgestrüpp zusammen mit allen anderen Weihnachtseinkäufen lieblos in den Kofferraum? Wir vom Zahltag haben bei lokalen Christbaumverkäufern ein paar Facts & Figures zusammengetragen. Eine bäumige Einordnung einen Tag vor Heiligabend.

Das Christbaumgeschäft sei bisher sehr gut gelaufen, sagt Antonio Filomeno von der Landi Herblingen. Der Verkauf liege rund 20 Prozent über dem Vorjahr. Auch aus der Migros Herblingen vernimmt man Positives. Bei Markus Fotsch, Leiter Forstverwaltung Hallau, lief das Geschäft hingegen verhalten: «Wir konnten bei unserem Christbaumverkauf letzten Samstag eher weniger Bäume als in anderen Jahren absetzen. Das liegt vermutlich daran, dass wir nur Bäume aus dem Hallauer Wald (Fichten und Weisstannen) anbieten und keine Nordmannstannen und andere beliebte Sorten.»

Entlastung fürs Portemonnaie

Was den Preis betrifft, kann das dieses Jahr arg gebeutelte Portemonnaie aufschnaufen: Obwohl die Inflation Vieles verteuert, bleiben die Preise an den Schaffhauser Christbaumverkaufsstellen unverändert, wie alle Angefragten bestätigten. Das hängt wohl auch mit der Langfristigkeit des Geschäfts zusammen: Immerhin wurde ein dieses Jahr verkaufter Christbaum vor über zehn Jahren gepflanzt.

Keine Schäden durch den heissen Sommer

Auch der heisse Sommer scheint bei den Christbäumen keine Spuren hinterlassen zu haben. So erklärt die Migros Ostschweiz, dass sie nicht weniger Christbäume als in anderen Jahren anbietet und auch die Landi Herblingen hat alle bestellten Christbäume erhalten. Ebenso musste Bernhard Gysel vom Wilchinger Klettgauerhof keinerlei Schäden auf seiner Christbaumkultur verzeichnen und Markus Fotsch meint gar, dass es in Hallau noch selten so schöne Bäume wie dieses Jahr im Angebot gehabt habe.

Starke Nachfrage nach lokalen Bäumen

Wie hat sich die Nachfrage nach Christbäumen in den letzten Jahren eigentlich verändert? Gibt es so etwas wie einen Inländervorrang beim Christbaumkauf? Die Migros Ostschweiz registriert tatsächlich eine starke Nachfragezunahme bei Christbäumen, die in der Region gewachsen sind. Und bietet – ganz getreu ihrem Claim – ausschliesslich Christbäume «Aus der Region. Für die Region.» an. Auch die Herblinger Landi erklärt, dass die Nachfrage nach Schweizer Tannenbäumen gestiegen sei. Momentan bezieht die Filiale die Bäume etwa je zur Hälfte aus Dänemark und der Schweiz. Ziel von Landi Schweiz sei es jedoch, in naher Zukunft nur noch inländische Bäume zu verkaufen. Der Discounter Lidl erklärt auf Anfrage, dass er im aktuellen Jahr gar keine Christbäume anbietet. Grund: Mangelnde Nachfrage.

Beim Hallauer Forst und dem Christbaumverkauf direkt ab Hof im Klettgauerhof in Wilchingen stellt sich die Frage nach der Herkunft aus dem Ausland erst gar nicht. Als Direktvermarkter verkauft der Klettgauerhof etwa die Hälfte der Christbäume aus der eigenen Plantage, die andere Hälfte deckt er durch Zukauf von Landwirten aus dem Rafzerfeld und dem Zürcher Weinland ab. Seinen Kunden sei die Regionalität zum Teil sehr wichtig. Zudem ist sich Bernhard Gysel sicher, dass er für Bäume mit grossen Transportwegen keine Abnehmer hätte.

Nordmanntanne weiterhin klarer Favorit

Was die Sorte betrifft, ist die Nordmanntanne unbestritten klar der Schweizer Liebling. Die Landi Herblingen meldet eine weiter angestiegene Nachfrage und auch auf dem Klettgauerhof wurden 2006 bei Gründung der Christbaumkultur 70% des Bestands mit der beliebten Sorte angepflanzt. Der Rest sind Blau- und Weissfichten, Rottannen und einige Exoten. Und wie sieht es im Forst aus? Markus Fotsch erklärt, dass er wegen den Christbäumen die Bepflanzung seines Waldes nicht ändern werde. Momentan seien rund 30% der Fläche mit Fichten und Weisstannen bepflanzt, welche dann als Christbäume verkauft werden könnten. Da die Bewirtschaftung jedoch nach den Prinzipien eines Dauerwaldes erfolge, werde die Fläche, in der Christbäume geschnitten werden können, in Zukunft abnehmen. Für die nächsten Jahre seien aber noch genügend Bäume für die bestehende Nachfrage vorhanden, beruhigt er.

Wissenswertes über den Christbaum

Gemäss IG Suisse Christbaum leistet der Christbaumanbau in der Schweiz Folgendes:

Sauerstoff-Produzent 
Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet während der Wachstumszeit von über zehn Jahren bis zu 145 Tonnen CO2 und produziert gleichzeitig bis zu 105 Tonnen Sauerstoff.

Lebensraum für Kleintiere
Viele Tierarten lieben die Kulturen als Rückzugsort. Singvögel nisten gerne in Christbaumkulturen. Für Feldhasen und Igel etc. sind Weihnachtsbäume ein willkommener Unterschlupf.

Kontrollierter Anbau
Die Produktion unterliegt den strengen gesetzlichen Vorschriften für die Schweizer Land- und Forstwirtschaft. Die Betriebe werden durch die zuständigen Behörden kontrolliert. 

Nebenerwerb-Arbeitsplätze
In der Schweiz gibt es um die 500 Christbaumproduzenten. Für Landwirte und Forstbetriebe ist die Christbaumproduktion eine wichtige Einnahmequelle und sichert Arbeitsplätze.

Christbäume in Zahlen

  • 1,4 Millionen Christbäume werden in der Schweiz verkauft.
  • 55 bis 60 Prozent der Christbäume werden importiert.
  • 500 Produzenten in der Schweiz verkaufen Christbäume.
  • 45 Meter hoch ist der derzeit höchste Christbaum, er steht in Dortmund und ist aus rund tausend Rotfichten zusammengesetzt.
  • Elf Millionen Dollar kostete der teuerster Weihnachtsbaum: Er stand in der Lobby des Emirates-Palace-Hotels in Abu Dhabi und war mit Perlen, Diamanten, Saphiren und Smaragden geschmückt.
  • Preisempfehlung «IG Suisse Christbaum».: 1,6 bis 2 Meter grosse Rottanne: 28 bis 35 Franken / Nordmanntanne 60 bis 80 Franken.
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