«Es kommt schon gut»

Iris Fontana | 
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Gute Stimmung auf dem Fronwagplatz. Archivbild: Melanie Duchene

Der Konjunkturbericht zeichnet ein positives Bild der Schaffhauser Wirtschaft. Was aber sagt eigentlich die Bevölkerung, wenn man sie auf ihre Zukunftsaussichten anspricht? Wir haben uns dort umgehört, wo «tout Schaffhouse» gesellig auf kalten Füssen zusammensteht: Am Glühweinstand auf dem Fronwagplatz.

Repräsentativ ist unsere kleine Umfrage natürlich nicht. Aber: Wer sich quer durch alle Altersgruppen umhört, stellt rasch fest, dass die Grundstimmung mehrheitlich positiv ist. Jedenfalls mit Blick auf die nahe Zukunft. Wie es scheint, lassen längst nicht alle die düsteren Prognosen wie beispielsweise im kürzlich veröffentlichen Seco-Bericht  an sich heran. Dieser spricht von einer historisch schlechten Konsumentenstimmung.

Junge und Alte sehen das Gute

Insbesondere die jüngeren Befragten wie auch die Betagten scheinen sich durch die wirtschaftliche und geopolitische Lage nicht gross aus dem Konzept bringen zu lassen: So meint ein über 80-jähriges Rentnerehepaar: «Wir machen natürlich mit beim Energiesparen, zum Beispiel, indem wir die Temperatur im Haus herunterdrehen. Aber persönlich machen wir uns keine Zukunftssorgen. Es kommt schon gut.» Das Haus sei abbezahlt und da seien auch noch Reserven vorhanden.

Auf der anderen Seite des Altersspektrums erklären zwei knapp Zwanzigjährige: «Wir machen uns keine Gedanken. Wir nehmen jeden Tag so, wie er kommt.» Und schon fast etwas trotzig ergänzt einer der beiden: «Ich ziehe einfach mein Ding durch, der Rest ist mir egal.» In diesen Grundton stimmt auch ein befragter Teenie ein. Er verfolge die Nachrichten nicht gross und mache sich nicht wirklich Sorgen.

Auch bei den weiblichen Pendants derselben Altersklasse ist keine wirklich grössere Besorgnis zu spüren. Sie hätten zuhause zwar schon etwas die Temperatur gedrosselt, ansonsten schauten sie jedoch positiv in die Zukunft, die Weltlage ängstige sie nicht wirklich und beeinflusse auch nicht gross ihr persönliches Leben. Und ins gleiche Horn blasen zwei deutsche Touristen: «Wir machen uns keine Zukunftssorgen und sind optimistisch.»

Sorgen um die Kinder und Enkel

So weit, so gut. Doch einfach nur Friede, Freude, Glühwein herrscht auf dem Fronwagplatz dann doch nicht. Die kritischen Stimmen stammen durchs Band von Schaffhausern im mittleren Alterssegment. Zwar sehen auch sie kurzfristig für sich persönlich keine allzu schwarzen Wolken am Horizont aufziehen – aber um seine Kinder und insbesondere um die Enkel mache er sich schon Sorgen, meint ein Endfünfziger. Der Krieg sei schon lange nicht mehr so nahe gewesen und auch die Umweltthemen hätte man lange, vielleicht zu lange, «nicht ernst genug genommen». Jeder müsse nun bei sich selbst anfangen. Allerdings erachtet er den Leidensdruck als noch nicht hoch genug, als dass die Mehrheit der Bevölkerung wirklich tiefgreifende Veränderungen umsetzen würde.

Ein weiterer Befragter, schätzungsweise erst seit kurzem im Pensionsalter, sieht hinter all den weltweiten Vorgängen einen grossen Plan in Aktion. Finanzen, Klima, Gender – all die globalen Themen seien orchestriert und inszeniert. Trotz dieser speziellen Weltsicht verfällt aber auch er nicht in Panik. Vielmehr sieht er sich selbst als Beobachter «dieses grossen Spiels» und ist mehr gespannt darauf, wie der nächste Akt aussehen wird.
Wir gehen ein paar Schritte weiter. Ein anderer Herr im vorgerückten Alter schaut privat eigentlich positiv in die Zukunft, erachtet die Überbevölkerung jedoch als ein Thema, dessen Tragweite bisher völlig unterschätzt wird. Auch er macht sich Sorgen, in welcher Welt seine Enkel aufwachsen müssten.

Dass sich die älteren Semester Sorgen um die Jüngeren machen – wahrscheinlich war dies auch in anderen, weniger krisenbehafteten Zeiten schon so. Unser Fazit: Ob es nun am Glühwein liegt oder nicht, zumindest hier auf dem Fronwagplatz lässt man sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Da sind zwar einerseits die grossen, schwierigen Themen und Herausforderungen, auf der anderen Seite aber auch die persönlichen Aussichten. Und die empfinden unsere Befragten als überwiegend positiv. Darauf trinken wir.

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