Nach Kritik: Events auf dem Waldfriedhof sollen weiterhin möglich sein, sagt der Stadtrat

Fabienne Jacomet | 
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Holzbuchstaben von Kᅢᄐnstler Matthias Zurbrᅢᄐgg auf dem Waldfriedhof fotografiert am 19.09.2024, in Schaffhausen. (Laurin Werner / Schaffhauser Nachr
Die Holzbuchstaben von Künstler Matthias Zurbrügg auf dem Waldfriedhof sorgten für gemischte Reaktionen. Bild: Laurin Werner

Die Nutzung des Waldfriedhofs sorgte in der Bevölkerung im letzten Spätsommer für Diskussionen. Daraus resultiert ist eine Petition, die fordert, dass dort keine Events mehr stattfinden sollen. Der Stadtrat hat die Petition nun beantwortet – und äussert sich zu einer weiteren Petition rund um den Waldfriedhof.

Im vergangenen Sommer war auf dem Waldfriedhof einiges los: Nachdem die Theatergruppe von Szenario Schaffhausen auf dem Friedhof mit einem Stationentheater zum Thema Tod und Alltag auf dem Friedhof im August insgesamt 14 Vorstellungen zeigte, standen von Anfang September bis Anfang November mehrere Meter hohe Buchstaben aus Holz des Schauspielers und Künstlers Matthias Zurbrügg aus Vechigen zur Schau. Sie ergaben Worte wie «Zeit», «Loslassen», «Rose» oder «Tor» und sollten zum Nachdenken anregen, so die Idee des Künstlers.

Bei manchen kamen diese Aktivitäten auf dem Waldfriedhof nicht gut an, von Zweckentfremdung war die Rede. Man habe nämlich nicht daran gedacht, dass die Trauernden diesen Events unmittelbar ausgesetzt seien. «Man muss sie über sich ergehen lassen, obwohl sie absurd erscheinen. Kunst oder Theater finden normalerweise in geschlossenen Räumen statt. Da kann man hingehen, oder auch nicht», heisst es in einer Petition.

Darin wurde gefordert, dass Events bei den aktuellen oder aufgehobenen Gräbern und Grabfeldern nicht mehr gestattet werden. «Weil die Bedürfnisse der Trauernden am ehesten mit den Begriffen ‹Ruhe› und ‹Pietät› umschrieben werden können.» Allenfalls könnten Theaterstücke oder Rezitationen von Gedichten im Eingangsbereich erlaubt werden, hiess es in der Petition. «Und wenn man auf Musik nicht verzichten kann, dann bitte leise Kammermusik. Aber bitte auch nur im Eingangsbereich.» Alle diese Aktivitäten seien für die Besucher der Abschiedsräume jedoch nur sehr schwer zu ertragen.

Veranstaltungen bezogen sich auf den Waldfriedhof

In seiner Antwort schreibt der Stadtrat nun, dass der Waldfriedhof in erster Linie ein Ort der Trauer, der Erinnerung und der stillen persönlichen Einkehr ist. «Dieses Verständnis bildet die Grundlage für alle Überlegungen zur Nutzung des Friedhofs.» Er weist aber auch darauf hin, dass auf dem Waldfriedhof seit vielen Jahren Veranstaltungen stattfinden – Veranstaltungen, die dem Charakter des Ortes gerecht würden. «Dazu zählen etwa der Tag des Friedhofs, öffentliche Führungen, Konzerte wie jene der Stadtmusik sowie die traditionelle Suppenausgabe an Heiligabend. Solche Anlässe fördern den bewussten Umgang mit Abschied, Erinnerung und Trauer und ermöglichen es, den Friedhof als Teil des gesellschaftlichen Lebens zu erleben», so der Stadtrat. Die im letzten Jahr durchgeführten Projekte hätten sich unmittelbar auf den Waldfriedhof bezogen.

Die Anliegen der Petition nehme der Stadtrat ernst. « Die Rückmeldungen werden in die künftige Beurteilung von Nutzungen und Veranstaltungen auf dem Waldfriedhof einfliessen. Dabei bleibt die zentrale Bedeutung des Friedhofs als letzte Ruhestätte im Fokus.» Es sollten aber auch in Zukunft Veranstaltungen auf dem Waldfriedhof möglich sein, «sofern sie dem besonderen Charakter dieses Ortes gerecht werden».

Begegnungsort ist noch nicht ganz vom Tisch

Der Stadtrat hat sich aber auch noch mit einer zweiten Petition zum Waldfriedhof befasst. Die ehemalige Stadtführerin Verena Hauser vermisst dort nämlich seit Jahren einen Begegnungsraum. Um einen solchen zu schaffen – zum Beispiel in Form einer Jurte, einer Baracke oder eines Containers –, wendete sie sich an den Stadtrat. «Wir stellen uns einen Raum vor, der vielleicht jeweils am Nachmittag geöffnet ist und wo Getränke und Kaffee, allenfalls Snacks und Süssigkeiten zur Verfügung stehen. Das könnte von Freiwilligen oder zum Beispiel von Impuls-Mitarbeitenden betrieben werden», heisst es in der Petition.

Das Anliegen sei ein Ausdruck eines wichtigen und nachvollziehbaren Bedürfnisses, so der Stadtrat. «Nach sorgfältiger Prüfung, mit Einbezug der Friedhofskommission, zeigt sich jedoch, dass die Umsetzung eines solchen Angebots auf dem Friedhofsgelände schwierig ist.» Gründe dafür seien fehlende geeignete Räumlichkeiten, der sensible Charakter des Ortes sowie betriebliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen. «Der Stadtrat spricht sich aus diesen Gründen dagegen aus, einen entsprechenden Raum auf dem Friedhofsgelände zu realisieren.»

Grün Schaffhausen prüfe aber, ob ein einfacher Witterungsschutz geschaffen werden könne. «Zudem wurde das Gespräch mit möglichen externen Trägerschaften gesucht.» Es gebe Überlegungen von Dritten, in der näheren Umgebung des Waldfriedhofs einen Begegnungsort zu schaffen. «Ein solches Angebot könnte den geäusserten Wunsch nach einem Ort des Austauschs und der Begegnung erfüllen.»

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