Weihnachtsbeleuchtung stellt Black Friday in den Schatten
Die Lichter in der Schaffhauser Altstadt leuchten wieder. Die weihnachtliche Stimmung war aber nicht der einzige Höhepunkt am Freitagabend. Doch wohl der, der am längsten wirkt.
Die Menschen eilen mit vollen Taschen durch die gepflasterten Strassen – vorbei am Schilderwald. Denn vor den Geschäften in der Altstadt reihen sich die Aktionsschilder. Der Black Friday ist der Grund für das Gedränge in einigen Einkaufshäusern.
Stadtpräsident schaltet Beleuchtung ein
Doch draussen bahnt sich etwas Grösseres an. Es ist enger als drinnen. Schulter an Schulter stehen die Leute nebeneinander und warten auf den magischen Moment. Der Countdown startet, Stadtpräsident Peter Neukomm (SP) steckt inmitten der Menge zwei Kabel zusammen. Das Lichtermeer beginnt zu erstrahlen. Der Black Friday tritt in den Hintergrund. Rund 5600 LED-Leuchten verleihen der Stadt den weihnachtlichen Glanz. Es ist der Höhepunkt des Abends. «Die Beleuchtung gehört zu Weihnachten, die Stimmung ist ganz anders, die Leute sind fröhlicher und gehen positiver durch die Stadt», sagt Claudia Camathias aus Löhningen. Sie ist mit ihren Enkelkindern in die Stadt gereist.
Rund um den Stadtpräsidenten startet plötzlich eine Show. Tänzerinnen lassen rote Schirme durch die Luft wirbeln. Es ist ein einstudiertes Spektakel, ein Event zum Auftakt der Weihnachtszeit. Eltern nehmen ihre Kinder auf die Schultern, daneben wird Glühwein geschlürft. Ein Engel tritt auf, fällt von der Bühne. Die Tänzerin steht wieder auf und setzt die Show elegant fort.





Schliesslich nimmt der Rummel ums Einkaufen wieder Fahrt auf. Menschen jagen nach dem perfekten Geschenk, für ihre Lieben oder für sich selbst. Vielleicht auch nur, um den Rabatthunger zu stillen. Im Kontrast zum Black Friday steht die Beleuchtung. Die Geschäfte sind ausnahmsweise bis 22 Uhr geöffnet – «Nightshopping» nennt es Pro City Schaffhausen.
Black Friday und viel Licht
Bis zum Jahresende sollen die Kassen nochmals klingeln, schliesslich kämpft die Branche teilweise ums Überleben. Der Black Friday soll die roten Zahlen in schwarze verwandeln. Doch das gilt nicht für alle. Symbolisch für den harten Preiskampf klebt an der Tür eines Geschäfts ein amtliches Siegel des Konkursamts. Im Modegeschäft an der Vordergasse gibt es zurzeit nichts mehr zu kaufen. Das Siegel verbietet den Zutritt. «Wer dieses amtliche Siegel bricht, entfernt oder unwirksam macht, wird gemäss Art. 290 StGB mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft», mahnt der fragil wirkende rote Kleber.

Vor dem Geschäft strahlen die LED-Lichter, die Weihnachtsbeleuchtung steht symbolisch für die besinnliche Zeit. Doch der Kontrast scheint zunehmend zu verschwinden, die Beleuchtung verschmilzt mit den Schaufenstern und Rabattschildern. Sie wird Teil des Weihnachtsgeschäfts.
Die einen freuen sich über die Rabatte. Eine junge Frau mit drei Tüten in der Hand erklärt, sie kaufe für sich selbst ein, aus Liebe zu sich selbst. Michael Dancsecs hingegen ist gekommen, um mit seinen Kindern die Lichter und die Stimmung zu geniessen. «Das ist der perfekte Start in die Weihnachtszeit», sagt er.