Lohn hat einen neuen Dorfplatz

Tobias Bolli | 
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Die digitale Plattform Crossiety will mit ihren Angeboten das Dorfleben fördern. Bild: zVg

Als erste Gemeinde im Kanton setzt Lohn auf einen «digitalen Dorfplatz», eine soziale Plattform, welche die Lohnemer miteinander vernetzen soll. Das Angebot ist bei älteren Usern durchaus beliebt, der jüngere Bevölkerungsteil ist dort hingegen noch kaum aktiv.

Auf der Gemeindehomepage wird an prominenter Stelle darauf hingewiesen: Alle Lohnemer sind eingeladen, auf dem Dorfplatz zusammenzukommen. Damit gemeint ist nicht etwa ein physischer Treffpunkt, sondern ein virtuelles Stelldichein. Seit April testet die Gemeinde die App Crossiety von einem Schweizer Internetanbieter mit Sitz in Thalwil.

Die App bietet eine Plattform, auf der sich Gemeindemitglieder untereinander austauschen, Hilfe anbieten und miteinander handeln können. Die meisten Informationen können nur von Nutzern eingesehen werden, die Einwohner oder Einwohnerin der entsprechenden Gemeinde sind. User müssen die Handynummer und den Eigennamen angeben, dann wird eine Iden- titätskontrolle via SMS durchgeführt.

Als erste Gemeinde im Kanton Schaffhausen hat Lohn den «digitalen Dorfplatz» Anfang April lanciert. Die seit 2012 zweimal jährlich erschienene Lohnemer Dorfzeitung sei dafür eingestellt und von der neuen sozialen Plattform abgelöst worden, sagt Gemeindeschreiberin Claudia Schmid-Gebert. Die Zeitung habe etwas mehr gekostet als die neue Plattform, welche der Gemeinde neben einer einmaligen Zahlung von 1250 Franken jährlich wiederkehrende Kosten von 3500 Franken verursacht.

Zweigleisig digital

Trotzdem setze man auch weiterhin auf eine zweigleisige Kommunikationsstrategie, wenn auch in erster Linie auf eine digitale: «Wichtige Informationen, zum Beispiel eine Schliessung der Gemeindekanzlei, werden wir wie gehabt auf unserer Homepage publizieren», versichert Claudia Schmid-Gebert. Die Gemeindeschreiberin und der Gemeinderat hatten sich für die Adaption von Crossiety eingesetzt und diese zusammen mit einer Vertreterin von Crossiety an der Gemeindeversammlung am 7. Juni vorgestellt.

Bei sozialen Plattformen, welche das kommunale Miteinander fördern sollen, wäre eine repräsentative Vertretung aller Schichten und Altersgruppen wünschenswert. Eine gewisse Altersgruppe habe sich bis jetzt aber noch nicht auf den digitalen Dorfplatz locken lassen. Dabei handle es sich weniger um ältere Einwohnerinnen und Einwohner – diese fänden insgesamt durchaus Gefallen an der App –, sondern um den jungen Bevölkerungsteil.

«Bis jetzt haben sich sehr wenige Leute um die 20 angemeldet, dagegen haben wir viele über 35-jährige Nutzerinnen und Nutzer. Besonders gefreut habe ich mich über eine mehr als 70-jährige Person, die schon mehrere interessante Beiträge veröffentlicht hat», so die Gemeindeschreiberin.

Gewerbe noch zurückhaltend

Mit Plakaten und Flugblättern wolle man den restlichen Teil der Bevölkerung dazu einladen, ebenfalls am digitalen Dorfleben teilzunehmen. Vielleicht aber werde man am Ende einfach feststellen müssen, dass junge Menschen andere soziale Plattformen bevorzugen und unter sich bleiben wollen. Aus unerklärlichen Gründen habe sich zudem das lokale Gewerbe noch nicht für die Plattform gewinnen lassen. «Wir werden nächstes Jahr direkt auf sie zugehen und versuchen, ihnen die Vorteile der neuen Plattform näherzubringen», so Schmid-Gebert.

Ob es bei der beschleunigten Verlagerung vom physischen in den virtuellen Raum noch mehr virtuelle Räume braucht? «Es läuft heutzutage einfach alles in Richtung digital», sagt Schmid-Gebert. «Man ist damit schneller beim Bürger und kann ihn oder sie zum Beispiel per Pushnachricht auf eine wichtige Neuigkeit aufmerksam machen.» Nicht zuletzt könne der digitale Austausch auch dazu führen, dass sich User in der physischen Welt treffen. Beispielsweise habe jemand online einen Fussballfreund gefunden und dann mit diesem – ganz altmodisch und physisch vor Ort – ein Fussballspiel des FC Schaffhausen geschaut.

Gemeindepräsident Andreas Ehrat findet die neue Plattform im Grundsatz «eine coole Sache». Amtliche Beschlüsse und Vorhaben liessen sich so einfacher und schneller kommunizieren. «Natürlich steht und fällt das Angebot aber mit den Leuten.» Bis jetzt seien die Userinnen und User noch ein wenig verhalten. «Wir hoffen, dass noch mehr Inhalte hochgeladen werden und der digitale Dorfplatz noch etwas lebendiger wird.»

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