Update zum Hochwasser: Auch wenn sich die Lage entspannt, ist die Gefahr noch nicht gebannt

Der Pegel des Bodensees sinkt und somit auch die Abflussmenge des Rheins im Kanton Schaffhausen – doch durchgestanden ist die Hochwasser-Situation noch nicht. Nach wie vor gilt die Empfehlung der Schaffhauser Polizei, den Rhein zu meiden. Die kommenden Tage werden entscheidend.
Der gesamte Juni war bislang geprägt vom Hochwasser in der Region. Schuld daran waren starke, andauernde Regenfälle, welche ordentlich Wasser in die Flüsse und Seen brachten. Im Untersee etwa stieg der Pegel so hoch, dass der Bund zeitweise die höchste Gefahrenstufe für Hochwasser, Stufe 5, aussprechen musste. Am Montagnachmittag lag sie immerhin noch bei Stufe 4, was «grosser Gefahr» entspricht.
Und doch scheint sich die Lage langsam, aber sicher zu beruhigen. Am Rheinabschnitt vom Bodensee bis in die Mündung der Thur herrschte lange Zeit eine «erhebliche Gefahr», mittlerweile wird sie noch als mässig bezeichnet. Dem Naturgefahrenbulletin des Bundes ist zu entnehmen, dass der Wasserstand am Bodensee weiterhin sinkt.
Noch keine Entwarnung für den Rhein
Patrick Caprez, Mediensprecher der Schaffhauser Polizei, rät nach wie vor davon ab, in den Rhein zu gehen. «Die Situation hat sich zwar leicht entspannt, die Empfehlung der Schaffhauser Polizei hat aber nach wie vor Gültigkeit, insbesondere wegen Treibgut», so Caprez. Sowohl Schwimmer als auch Böötler sollten also noch zuwarten, wenngleich es kein Verbot als solches gibt. «Ein Verbot gab es nie, das wäre auch schwierig umzusetzen.»
Treibholz ist aber nicht der einzige Grund für die Empfehlung, den Rhein zu meiden. Die Abflussmenge an der Flurlingerbrücke «Eiserner Steg» beträgt knapp 880 Kubikmeter pro Sekunde bei einem Wasserstand von 384,51 Meter über Meer. Weniger als die über 900 Kubikmeter pro Sekunde früher im Juni, aber immer noch nahe an der Gefahrenstufe 3 von 5. Mediensprecher Caprez, selbst Besitzer eines Weidlings, sagt: «Bei dieser Abflussmenge würde ich mich persönlich noch nicht auf den Rhein trauen.»
«Bei dieser Abflussmenge würde ich mich persönlich noch nicht auf den Rhein trauen.»
Das Schadensausmass des Hochwassers könne aktuell noch nicht beziffert werden, da die Situation noch nicht entschärft sei. «Es gab wohl Flur- und Auenschäden», so Caprez, «von Personenschäden haben wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Kenntnisnahme.» Auch Gebäude scheinen nach aktuellem Stand keine Schäden davongetragen zu haben.
Die nächsten Tage werden entscheidend
Feuerwehren und Gemeindeführungsstäbe würden die Situation zurzeit genau beobachten, besonders in Neuhausen, Stein am Rhein und Rüdlingen. In Neuhausen etwa sind beim Rheinfall noch immer Absperrungen der Aussichtsplattformen vorhanden. Auch hier sei der Grund hauptsächlich Treibgut wie etwa Äste, die für Gefahr sorgen können.
Wann die Empfehlung aufgehoben wird, ist davon abhängig, wie sich die kommenden Tage entwickeln werden, sagt Caprez. «Wir gehen vorsichtig davon aus, dass sich die Situation nicht mehr erneut verschärft.» Dennoch handle es sich um eine angespannte Situation, die nicht unterschätzt werden dürfe. «Wir werden proaktiv kommunizieren, wenn wir eine Entwarnung aussprechen können», so der Mediensprecher. «Der Rhein ist für die Region Lebens- und Freizeitader, man will ihn im Sommer geniessen.»
«Wir gehen vorsichtig davon aus, dass sich die Situation nicht mehr erneut verschärft.»
Zwar deuten Wetterprognosen darauf hin, dass es in der laufenden Woche noch öfters zu Schauern und Gewitter kommen soll – aufgrund von Temperaturen bis zu 29 Grad könnte der Verdunstungseffekt jedoch womöglich stärker sein als das zusätzliche Wasser, das in die Flüsse und Seen herunterregnet. «MeteoNews» spricht von einer «sommerlich, ja fast schon hochsommerlich temperierten Phase». Erstmals in diesem Jahr dürfte im Norden lokal auch die Hitzemarke von 30 Grad geknackt werden. Aktuell ist der Rhein mit rund 16 Grad noch eher kühl, und das wechselhafte Wetter lädt noch nicht zum Badeplausch ein. Das könnte sich im Lauf der Woche ändern – solange die Entwarnung noch nicht erfolgt ist, ist dennoch hohe Vorsicht geboten.
URh-Schiffe verkehren wieder
Nachdem der Bodenseepegel in Konstanz in den vergangenen Tagen leicht zurückgegangen ist, wurde die Brückensperrung in Konstanz aufgehoben. Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) kann damit ab Dienstag die Landestellen Kreuzlingen, Konstanz und auch Gottlieben wieder anfahren. Die URh-Schiffe verkehren ab dann auf der gesamten Strecke zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen. Die Brückensperrung in Diessenhofen bleibt wegen des hohen Wasserstands im Rhein vorerst bestehen.