Urteil im Rimuss-Fall wird am Freitag erwartet

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Der einstige Finanzchef der Rimuss musste sich heute vor dem Kantonsgericht verantworten. Er soll Firmengelder veruntreut und damit das Fussball-Frauenteam des FC Neunkirch finanziert haben.

Beim 58-jährigen Beschuldigten, der am Mittwoch vor dem Schaffhauser Kantonsgericht stand, handelt es sich um den früheren Finanzchef der Rimuss -und Weinkellerei Rahm AG, der zugleich Sportchef des Frauenteams des FC Neunkirch war.

Das Kadermitglied soll Firmengelder veruntreut und damit den Fussballclub unterstützt haben. Bei der Befragung  vor Gericht bestätigte der 58-jährige Beschuldigte die meisten Vorwürfe und betonte noch einmal, dass er den Grossteil des Geldes in den Fussball investiert habe. Der Fall sorgte im Sommer 2016 schweizweit für aufsehen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm mehrfache ungetreue Geschäftsbesorgung, Anstiftung zu Gehilfenschaft und mehrfache Urkundenfälschung vor.

Die Deliktsumme beträgt über zwei Millionen Franken. Dafür soll er mit einer Freiheitsstrafe von 3,5 Jahren bestraft werden. So fordert es die Staatsanwaltschaft.Der Verteidiger forderte am Mittwochmittag aber nur eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren bei einer Probezeit von vier Jahren.

Die Anklageschrift zeigt den Einfallsreichtum des ex-Kadermitglieds: Er veranlasste, dass Rimuss die Mieten und die Krankenkassenprämien der Spielerinnen übernahm. Auch seine eigene Putzfrau buchte er übers Geschäft ab. Sie kostete über die Jahre etwa 25'000 Franken.

Selbstanzeige kurz vor Revision

Der Mann hatte sein Fehlverhalten gegenüber Rimuss selbst gemeldet. Damit kam er seiner Entdeckung knapp zuvor. Denn wenige Tage später wäre eine Revision angestanden, bei der die Tat ohnehin aufgeflogen wäre. Die Firma erstattete Anzeige. Die Firma Rimuss stellte ihn darauf Mitte März frei und zeigte ihn bei den Behörden an. Die SN machten den Fall Mitte April publik. ­Damit begann für die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen eine lange Strafuntersuchung. Wie der zuständige Staatsanwalt Roland Flüeler nun sagt, seien die ­Ermittlungen sehr aufwendig gewesen.

Der Finanzchef ist nicht der einzige ehemalige Rimuss-Mitarbeiter, der sich vor Gericht verantworten muss. Beschuldigt ist auch eine ehemalige Arbeitskollegin. Der Staatsanwalt wirft ihr Gehilfenschaft und mehrfache Urkundenfälschung vor. Umstritten war heute morgen vor Gericht vor allem, wie stark sie involviert war. Ihre Verteigerin fordert einen vollumfänglichen Freispruch für seine Mandantin. 

Die 32-Jährige spielte gemäss Anklageschrift selber in der Frauenmannschaft des FC Neunkirch. Im Sommer 2016 war sie sogar Trainerin der ersten Mannschaft.

Für sie fordert die Staatsanwaltschaft eine bedingte Freiheitsstrafe von 12 Monaten. Beiden Beschuldigten sollen ausserdem die Verfahrenskosten auferlegt werden. Ob heute noch ein Urteil erwartet werden kann, darf bezweifelt werden, da sich bereits die Befragung am Morgen in die Länge zog. 

Urteil wird am Freitag gefällt 

Für den Hauptbeschuldigten könnte es noch teurer werden: Rimuss fordert rund zwei Millionen Franken zurück. Davon hat der Beschuldigte erst 100'000 Franken zurückgezahlt. Das definitive Urteil wird am Freitagmorgen gefällt. 

Das Frauenfussball-Team erlitt mit dem Abgang seines Financiers nicht nur einen finanziellen Einbruch. Mitte 2017 zog der FC sein Frauen-Spitzenteam wenige Tage nach dem Gewinn des Meistertitels aus der höchsten Liga zurück. Der Betrieb sei finanziell nicht mehr stemmbar, begründete der Verein damals den Schritt.

Im Frauenfussball blieb der Verein nur mit einem Hobby-Team in der 2. Liga vertreten, der vierthöchsten Spielklasse, und bildet inzwischen eine Spielgemeinschaft mit dem FC Thayngen.

Die Rimuss -und Weinkellerei Rahm mit Sitz in Hallau wurde 1945 gegründet und verkauft jährlich rund sechs Millionen Flaschen Wein- und Traubensaftspezialitäten. Seit Dezember 2017 gehört das Unternehmen der Davaz Holding aus Fläsch GR. (sda/daz)

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