Wie ein Fisch im Wasserschloss

Der Brunnenmeister von Schaffhausen kämpft leidenschaftlich dafür, dass das Trinkwasser aus der Region sauber und lebendig bleibt, denn es steht unter Beschuss. Für Giovanni Cataldo ist Trinkwasser mehr als H2O. Ein Einblick in Hirn, Herz und Magen der Wasserversorgung.
von Daniela Palumbo
Sein Sternzeichen ist Fisch und Wasser sein Element. Als Giovanni Cataldo seine Nase in die Kammer 1 steckt, entschlüpft dem Brunnenmeister ein: Wunderbar! Das Wasser ist geruchlos und somit alles im Reinen im Reservoir Geissberg. Normalerweise bleibt die Tür zur Kammer verschlossen, denn die Gefahr der Verunreinigung ist zu gross. «Hygiene ist oberstes Gebot», sagt der Brunnenmeister, dessen tiefblaue Augen vor Begeisterung so klar glänzen wie soeben das Trinkwasser in der Betonkathedrale mit den mächtigen Säulen.
Giovanni Cataldo ist verantwortlich für die Wasserversorgung der Stadt Schaffhausen, Neuhausen, Beringen, Flurlingen und Büsingen. Das Wort Hygiene wird ihm im Verlauf des Rundgangs immer wieder über die Lippen gehen. Mit seinen sieben Angestellten, die immer mit frischer Arbeitskleidung unterwegs sind, sorgt der 55-Jährige dafür, dass das aus dem Grundwasser gewonnene Trinkwasser sauber und zuverlässig durch die Leitungen bis zu den Hähnen der Haushalte und Unternehmen fliesst. «Ein Brunnenmeister legt Wert auf Hygiene und duldet keine dreckigen Übergwändli. In diesem Beruf muss man heikel, präzis, innovativ und weitsichtig sein», sagt Cataldo, und im Gegensatz zu vielen habe er «immer Freude, wenn es regnet».
Trinkwasser trotz Trockenheit
Das Hirn der Wasserversorgung liegt nicht im Geissberger Wald, sondern im jüngst bezogenen Werkhof von SH Power an der Schweizersbildstrasse. Im 2. Stock, in einem unscheinbaren Raum, der zweifach gesichert ist und nur von Cataldos Team betreten werden darf, wacht der Brunnenmeister auf mehreren Bildschirmen über die 20 Reservoirs, 5 Grundwasserpumpwerke, 10 Quellen und ihre Leitsysteme im Versorgungsgebiet von SH Power. Die Leitwarte kontrolliert vollautomatisch alle Werte und meldet Anomalien. Putzpersonal muss aus Sicherheitsgründen draussen bleiben. Gelegentlich greift Cataldo deshalb selbst zum Staubsauger wie seine Männer, die alles erledigen von der Feinmechanik bis zum Rasenmähen. «Die meisten sind intern rekrutiert und handverlesen», sagt Cataldo. «Die Vertrauensbasis muss da sein.» Denn Wasser sei ein besonders kostbares Gut.
Schwindelerregende Tiefe
Die an der Wand hängende hydrogeologische Karte stellt das Wasserschloss Schaffhausen in seinem gewaltigen Ausmass dar. Die beiden grossen Pumpwerke Warthau und Rheinhalde sitzen auf einem breiten Grundwasserstrom, der auch bei anhaltendem Regenmangel für genügend Trinkwasser sorgt, und dies obwohl Schaffhausen der zweittrockenste Kanton der Schweiz sei, sagt Cataldo. Das Wort Strom ist allerdings irreführend. «Es ist eher ein Schwamm, aus dem das Wasser gesogen wird, das in die Leitungen und das Reservoir gepumpt wird.» Kaum merklich fliesst das teilweise bis zu 400 Jahre alte Grundwasser, das bis weit nach Deutschland reicht, in unterirdischen Kiesschichten und lockerem Gestein bei wenig Gefälle vorwärts. Schwer vorstellbar. Gebildet wurde es durch Regenwasser oder Wasser aus Seen, Flüssen und Bächen, das sehr lange braucht (im oberen Kantonsteil etwa 5 Jahre, im Klettgau rund 10–20 Jahre und bei der Warthau rund 30–40 Jahre), bis es durch den Boden sickert und den unterirdischen Grundwasserstrom erreicht, wie Christoph Bohren, der Projektleiter Wasser des Interkantonalen Labors, in einem Gespräch erklärt hat.
Je älter das Wasser, desto härter ist es. Das Regenwasser profitiert beim Versickern nicht nur von der Reinigungskraft des Bodens, sondern löst auch Mineralien aus dem Gestein wie Calcium und Magnesium, das für die Wasserhärte verantwortlich ist. Das Wasser aus dem Grundstrom ist so rein, dass es in den Pumpwerken direkt gefördert werden kann und nicht etwa wie bei einem See zum Beispiel in Zürich aufwändig aufbereitet werden muss. 87% des Schaffhauser Trinkwassers stammen aus Grundwasserströmen, 13% aus Quellwasser, das natürlich austritt, aber ebenfalls aus Grundwasser besteht.
Das Pumpwerk Warthau versteckt sich im Buchthaler Wald, wo Brunnenmeister Cataldo die Besuchenden zielsicher mit dem Auto hinfährt. Hinter der Holzverschalung befindet sich das Herz der Schaffhauser Wasserversorgung. Gleich unter der Eingangshalle bohrt sich ein von Gittern bedecktes Loch von 65 Metern in die Tiefe, das über eine schwindelerregende Wendeltreppe mit 167 Stufentritten erschlossen ist. Auf halber Höhe verschliesst ein Deckel die Röhre des Horizontalfilterbrunnens. Darunter saugen sternförmig angelegte Leitungen auf drei Ebenen das Wasser aus dem Erdreich und dem Geröllpaket.
Die Pumpen arbeiten nachts, während der Strom billiger ist. Sobald die Maschine läuft, ertönt ein so starkes Pfeifen durch die Klappen des Rohrs, dass sich Cataldo kurz davor jeweils die Ohren zuhält. Tagsüber bleiben die Pumpen in der kühlen Anlage still. Das Wasser fliesst ohne Strom von den Reservoirs abwärts zu den Endverbrauchern, auch bei Stromausfall während ein paar Stunden.
Wasserproben ins Labor
Zu hören ist im Pumpwerk nur das stetige Tropfen der Wasserkontrollanlage. Automatisch und in Echtzeit werden die Geräte dauernd online überprüft und Störungen ans Hirn der Zentrale von SH Power gemeldet. Manuell entnimmt Giovanni Cataldo alle zwei Wochen eine Wasserprobe und schickt diese ins Interkantonale Labor, um die Trinkqualität zu messen. Seit der Bund den Wert von Pestizidrückständen auf 0.1 Mikrogramm pro Liter gesenkt hat, haben die Wasserversorger ein Problem. Denn in Schaffhausen schwanken die Werte zwischen 0.2 und 0.4 Mikrogramm pro Liter. Aber davon später.
Die Leitungen aus dem Pumpwerk führen unterirdisch zum gleichnamigen Reservoir ins Geissberger Wäldchen, die nächste Etappe auf der Tour und Magen der Wasserversorgung. Gebaut wurde es 1965. «Das Bauwerk ist trotz seines Alters stabil und weist keinen Riss auf», sagt Cataldo. Darüber liegt eine eineinhalb Meter hohe Erdschicht und eine naturnah bewirtschaftete Blumenwiese mit Rotklee und Schafgarbe. Cataldo öffnet die Tür des einfachen Gebäudes und der Alarm geht los, den er sogleich entschärft. Im Innern erwartet die Besuchenden ein Bauwerk mit unerwartet riesigen Dimensionen und einer beeindruckenden Ästhetik.
Besonders der Überflutungsraum könnte als Filmkulisse dienen. Von oben bis unten ist er mit gelben Plättchen ausstaffiert und dunkelvioletten um die Schwenkfenster, die einen Blick in die beiden Säulenhallen aus Beton erlauben, die Speicherreservoirs. Steigt dort das Wasser, wird es durch die Luken gepresst und fliesst in den Raum, wo ein braunes Rohr es nach aussen in die Durach befördert.
Wellnessraum fürs Wasser
Geflutet wird der Raum alle zwei Jahre, wenn eine der zwei je 6000 m3 bzw. 6000 Tonnen Wasser fassenden Kammern mit den malerischen Stützen jeweils gereinigt und dafür entleert werden muss. Danach steigt ein Mann hinunter und desinfiziert die Halle mit Javel. Das Wasser darf im Reservoir nicht stehen bleiben und muss alle zwei bis drei Tage komplett umgewälzt werden, damit es frisch bleibt. Bei Verunreinigung fängt es an zu stinken. «Wasser nimmt Gerüche gut auf», sagt Cataldo. Seine Worte hallen im leeren Überlaufraum wider. Bei einer Kontamination im Netz müsste die Halle ebenfalls entleert und mit Chlor und Wasserstoff desinfiziert werden. Die Pumpe würde danach 24 Stunden laufen und alles mit sauberem Wasser durchspülen. «Vor jeder Inbetriebnahme ist eine Wasserprobe nötig», sagt Cataldo. Im Geissberg sei eine Verschmutzung noch nie eingetreten. Aber in einer anderen Gemeinde fiel einst bei einer Baustelle eine Katze oder ein Fuchs in ein Rohr und schwemmte die Leiche mit dem faulen Fleisch in ein Reservoir.



Im Rohrkeller des Geissbergs weisen Farben auf die Funktion der Leitungen hin. Rot bedeutet Löschreserve. Sie liegt zuunterst in den Reservoirkammern, ist eineinhalb Meter hoch und darf nicht angezapft werden ausser von der Feuerwehr im Brandfall. Darüber liegt die Störreserve (50%) und zuoberst die Brauchreserve (50%). Blau gefärbt sind die Entnahmerohre. Sie befinden sich im vorderen Bereich des Kellers. Das Wasser fliesst von den Kammern dorthin. Eine grosse Winkelspinne seilt sich im Türrahmen zum Ablaufraum im hinteren Kellerbereich ab und versperrt den Zugang. «Das ist ein Zeichen für ein hervorragendes Klima», sagt Cataldo scherzhaft. Während dieses Krabbeltier geduldet wird, verhindert ein Syphon im Keller, dass Maus oder Ratte den Weg ins Reservoir findet. Hinter dem Spinnennetz sind die braunen Rohre sichtbar, durch die sich das Wasser in die Durach entleert.
Das gepumpte Wasser strömt mit einer solchen Wucht durch die Rohre nach oben ins Erdgeschoss, dass es im Einlaufpilz beruhigt werden muss. Cataldo öffnet einen ebenerdigen, hellblau geplättelten Raum mit einem grossen Becken und darin zwei Heizpilzen ähnelnden Deckeln. Es erinnert an ein Sprudelbecken in einem Spa. Hier kommt nicht der Brunnenmeister, sondern das Wasser zur Ruhe, bevor es links und rechts in die Kammern des Reservoirs einläuft.
Normalerweise wird das Wasser vom Pumpwerk zum Reservoir nur durch eins der vier Rohre gepumpt. «In trockenen Sommern wie 2018 und 2022 können schon mal drei Pumpen arbeiten, weil dann der Wasserbedarf sehr hoch ist. Swimmingpools müssen gefüllt werden, die Menschen duschen zwei Mal am Tag», sagt Cataldo. Während der Besuchszeit von einer halben Stunde ist der Pegel im Reservoir um 18 Zentimeter gesunken.

Zurück im Werkhof von SH Power wirft Cataldo einen Kontrollblick auf die Leitwarte. Weil Schaffhausen hügelig ist, versorgt der Brunnenmeister Stadt und Nachbarsgemeinden aus drei Druckzonen unterschiedlicher Höhe. Das Brunnenwasser in der Altstadt ist ein unabhängiges System, weil es von einer Quelle aus dem Mühlental gespiesen wird. Die Brunnen gehören der Stadt. Sie funktionieren ohne Strom und könnten so auch im Notfall genutzt werden. Cataldo ist für den Inhalt verantwortlich. Beringen und Hemmental verfügen ebenfalls über Quellwasser, das oft eine schlechtere mikrobiologische Qualität aufweist. Dagegen helfen UV-Lampen, die Bakterien im Wasser töten.
Selbstholprinzip in Notlagen
Die Versorgung durch SH Power reicht bis zum Wasserzähler. Von da an bis zur Zapfstelle stehen die Hauseigentümer oder Unternehmen in der Unterhaltspflicht. Cataldo hat im Team schon viele Notfallszenarien besprochen. «Denkbar ist vieles. Sabotage, Erdbeben, Granathagel, Stromausfall. Wir haben uns geeinigt, dass wir bei den Ausserirdischen aufhören», sagt Cataldo nicht ohne Ironie. Der Brunnenmeister ist für ein koordiniertes Vorgehen bei der Notfallvorsorge. Der Kanton solle die nötige Infrastruktur bereitstellen, denn Gemeinden seien oft überfordert und hätten keine Kapazitäten.
Der Bund gibt den Wasserversorgern bei einem Versiegen der Leitungen drei Tage Zeit, um die Mindestmenge an Wasser wieder zur Verfügung zu stellen. Unterdessen müssen die Einwohner ihren Notvorrat anzapfen und es gilt das Selbstholprinzip. Cataldo skizziert den möglichen Ablauf: Mit einer mobilen Pumpe und Notstromdiesel könnten seine Männer eine Zisterne füllen, die vom Militär oder Zivilschutz in Armeewägen zu Plätzen gefahren würde, wo sich die Bevölkerung bedienen könnte.
Aktuell bereitet ihm aber ein chronisches Problem mehr Sorgen, die Pestizidrückstände im Trinkwasser vor allem durch das seit den 1970er-Jahren in der Landwirtschaft eingesetzte Fungizid Chlorotanolin. «Wasserversorger und Bauern sind sich spinnefeind», sagt Cataldo. Dass der Bund die Grenzwerte von 10 auf 0.1 Mikrogramm pro Liter heruntergesetzt hat, findet er indes willkürlich. «Der Bund sollte die Relevanz dieser Massnahme beweisen.» Schaffhausen weist Werte um die 0.2–0.4 auf.
Mit Hochdruck führt Cataldo deshalb Versuche mit Verdünnungen durch, die er dem Kantonalen Labor im Mai präsentiert hat und kurzfristig erfreuliche Resultate lieferten. «Beim Gedanken an eine Aufbereitungsanlage tut mir das Herz weh», sagt Cataldo. «Osmose tötet das Wasser chemisch. Aktivkohle filtert es, übrig bleibt Sondermüll.» Eine Hoffnung bleibe: die Quelle von Merishausen, dessen Anschluss ans Netz ab Herbst 2025 gebaut werden soll und die den Ertrag erhöhen müsste. «Vielleicht kommt Schaffhausen damit um eine Aufbereitung herum, wenn wir die Werte durch Verdünnung kontrolliert runterbringen.» Das Trinkwasser ist unter stetiger Beobachtung. Er frage sich aber, warum das Mineralwasser in PET-Flaschen oder gar Lebensmittel nicht regelmässig auf Chlorotanolin getestet würden.

Das Interkantonale Labor (IKL) erarbeitet aktuell eine Studie zum Umgang mit Chlorotanolin-Abbauprodukten. Die seit 2020 im Kanton flächendeckend durchgeführten Proben zeigten, dass das Fungizid in vielen Gemeinden des Kantons, insbesondere im Grundwasser, ein Problem ist. Die Grundwasserwerke entlang der Durach sind hingegen wenig belastet. «Gemeinden mit Quellen sind in der Regel davon weniger betroffen. Nur vereinzelte Quellen weisen erhöhte Werte auf», sagt Bohren. Bei den Chlorotanonil-Abbauprodukten sei bei geringmächtigen Strömen, wie entlang der Durach, der Trend jedoch rückläufig. «Die Konzentration nimmt ab. Diese Grundwasserträger erneuern sich eher schnell und das Fungizid wurde 2020 verboten. Wir sehen eine Verbesserung», sagt Eliane Graf, Abteilungsleiterin Wasser und Risikovorsorge beim IKL. «Das ist eine gute Ausgangslage.» Als vorsorglicher Schutz sei es wichtig, Zuströmbereiche auszuscheiden.
Bei einer akuten Gefährdung irgendwelcher Art entscheidet der Brunnenmeister mit dem Trinkwasserinspektor zusammen, ob der Hahn für die Bevölkerung zugedreht wird. Läuft zum Beispiel bei einem Unfall Diesel aus, bleibe genügend Zeit, um die Quelle vom Netz zu nehmen und zu prüfen, ob das Trinkwasser belastet wurde. Alle drei Jahre besucht der Trinkwasserinspektor die Wasserversorger, die über ein Qualitätsmanagement verfügen müssen. Laufbrunnen werden ebenfalls beprobt. Entsprechen sie nicht den Anforderungen, muss der Brunnen das Schild «Kein Trinkwasser» tragen.
Kooperation in Spitzenzeiten
Stimmt die Qualität des Trinkwassers, besteht im Kanton Schaffhausen kein Grund zur Sorge. In Bezug auf den Klimawandel beispielsweise sieht Cataldo kurzfristig keinen Einfluss. Wasser sei genügend vorhanden. Auch der IKL bestätigt diese Einschätzung: «Die Grundwasserpumpwerke der Stadt Schaffhausen und des Klettgaus haben bisher und in absehbarer Zeit kein Problem mit Trockenheit», sagt Bohren. «Die Brunnen sind sehr tief und es ist genug Grundwasser für die Trinkwasserversorgung da.»
Anders ergeht es Gemeinden, deren Grundwasserpumpwerke in weniger mächtigen Grundwasserströmen liegen, wie etwa entlang der Durach, und auch Quellwasser reagiert schneller und ausgeprägter als der mächtige Grundwasserstrom auf saisonale Schwankungen. Merishausen muss deswegen in trockenen Sommern teilweise die fehlende Wassermenge bei den Nachbarsgemeinden besorgen. Darum ist die Vernetzung unter den Wasserversorgern sehr wichtig: «Die Wassermengen sind da, aber die Herausforderung bleibt, ob sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommen», sagt Bohren. Die meisten Gemeinden können sich mit grenzüberschreitenden Leitungen im Spitzenbetrieb und im Notfall gegenseitig aushelfen. Wie die Römer mit ihren Aquädukten sind die Gemeindeverbünde der Schaffhauser unterirdisch zunehmend durch Leitungen verbunden (siehe Karte oben). Mindestens einmal in der Woche werden diese Transportleitungen zwischen zwei Gemeinden bei Nichtgebrauch von den Wasserversorgern abwechselnd in eine Richtung gespült, damit sich keine Bakterien im stehenden Wasser vermehren.
Trotz dieser vorteilhaften Wasserlage ärgert sich Cataldo nicht nur über kaputte Wasserleitungen, sondern auch über Wasserverschwendung, wenn Leute ihr sauberes Auto oder ihren Vorplatz waschen oder den Gartensprinkler zur falschen Tageszeit einsetzen. Das IKL empfiehlt den Gemeinden auch, bei Engpässen zuerst das Waschen von Fahrzeugen und das Füllen von Schwimmbecken zu untersagen und öffentliche Laufbrunnen abzuschalten. Um für alle Mangellagen gewappnet zu sein, verfügen etliche Gemeinden zum Beispiel über einen Notstrom-Anschluss. SH Power etwa haben alle Pumpwerke mit einem solchen ausgestattet, der bei Stromausfall die Anlagen weiterbetreibt. Ein Notstrom-Anschluss sei teuer, sagt Cataldo, und darum sei auch die fortschreitende Vernetzung der Wasserversorger im Kanton hilfreich.

Regenwasser in Zisternen
Um eine zuverlässige Wasserversorgung im Kanton auch in Zukunft garantieren zu können, ist das IKL dabei, im Rahmen der Regionalplanung bis Ende Jahr Massnahmen für diverse Szenarien zu erarbeiten: Was geschieht bei einer Bevölkerungszunahme oder wenn die Sommer trockener werden und das Quellwasser um 20% abnimmt und ein paar Grundwasserpumpen ausfallen, weil der Pegel sinkt?
Auf solche Zukunftsszenarien angesprochen, bleibt Cataldo in seinem Kontrollraum gelassen und zuversichtlich. Wenn es irgendwann nötig sein wird, sagt der Brunnenmeister, wird man sich wieder auf alte Wassergewinnungs-Technik besinnen und auf Zisternen zurückgreifen und Regenwasser sammeln. Oder auch das Wasser aus dem Rhein zum Trinken aufbereiten. «Man kann aus allem H2O machen.» Ein gleichwertiger Ersatz für den mineralhaltigen Grundwasserstrom oder das Quellwasser ist das noch lange nicht. Für dessen Erhaltung wird der Brunnenmeister darum mit Herz und Hirn weiterkämpfen.
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