Notenbank rettet die Notenpresse

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Die Landqart AG stellt spezielles Papier für Banknoten her. Bild: Key

Ohne die Hilfsaktion der Schweizerischen Nationalbank wäre die Landqart AG als Herstellerin des Sicherheitspapiers der neuen Banknotenserie in Konkurs gegangen. Eine Geschichte wiederholt sich.

von Daniel Zulauf

Feuerwehrübungen kurz vor Weihnachten werden bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) offensichtlich zur Tradition. Die Ruhe war dahin, als die SNB vor drei Jahren, fünf Tage vor Heiligabend, die Einführung des Negativzinsregimes ankündigte. An einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz war Direktoriumspräsident Thomas Jordan der Stress förmlich ins Gesicht geschrieben. Drei Wochen später folgte die Aufgabe der Euro-Wechselkurs-Untergrenze. Drei Jahre davor stand Jordans Vorgänger Philipp Hildebrand im Zentrum: Die Devisenaffäre, die zu seinem Rücktritt führte, nahm vor Weihnachten ihren Anfang.

Gestern war die Reihe wieder an Jordan und Vizepräsident Fritz Zurbrügg. Die beiden versuchten den kurzfristig hergerufenen Journalisten etwas hilflos zu erklären, warum die SNB nun auch die Herstellerin des Sicherheitspapiers für die neue Banknotenserie übernehmen muss. Die Firma Landqart AG mit Sitz in der Bündner Gemeinde Landquart kämpft schon seit geraumer Zeit mit dem Grossauftrag der SNB. Durasafe, wie das eigens für die SNB entwickelte, patentgeschützte Substrat heisst, auf dem die neuen Noten gedruckt werden, ist ein Hightechprodukt, wie es sich nur die SNB leisten will. Man habe den Anspruch, die sichersten Banknoten der Welt in Umlauf zu bringen, sagte Jordan.

Doch die Herstellung des papierähnlichen Materials erwies sich im industriellen Grossmassstab als weitaus kniffliger als anfänglich gedacht. Deshalb gelangten die ersten Exemplare der neuen Notenserie erst im laufenden Jahr ins Publikum – mit mehreren Jahren Verspätung. Und jetzt noch dies: Im Oktober soll ein Landqart-Kunde scheinbar völlig überraschend einen Grossauftrag für herkömmliches Banknotenpapier storniert haben. Das Unternehmen mit seinen 280 Mitarbeitern sei damit schnurstracks auf eine Liquiditätskrise zugerast. Allein im vierten Quartal seien 16 Prozent des Umsatzes weggefallen, und im Jahr 2018 wären es gar 30 Prozent geworden. Die kanadische Landqart-Eigentümerin Fortress Paper Ltd. war laut Jordan nicht bereit, das Loch zu stopfen.

Die SNB habe verschiedene Optionen geprüft, und die Übernahme der Landqart habe sich am Ende als beste Variante erwiesen. Die SNB kauft 90 Prozent der Aktien, und 10 Prozent erwirbt die Zürcher Notendruckfirma Orell Füssli. Diese operiert schon seit den 1970er-Jahren quasi als Generalunternehmerin für die SNB, wenn es um die Herstellung von Banknoten geht. Die Übernahme kostet insgesamt 21,5 Millionen Franken. Darüber hinaus schiesst die SNB bei Landqart Liquidität im Umfang von 5 Millionen bis 15 Millionen Franken ein.

Relativ teure Noten

Die Rettungsaktion bringt der SNB einigen zusätzlichen Ärger, aber finanziell fällt sie kaum ins Gewicht. Die neuen Noten sind mit 40 Rappen pro Stück ohnehin aussergewöhnlich teuer. Und weil sie trotz ihrer hohen Qualität alle paar Jahre ausgewechselt werden müssen, wird die Herstellung der voraussichtlich über 2 Milliarden Noten über den ganzen 20-jährigen Lebenszyklus der Serie hinweg ohnehin gegen 1 Milliarde Franken kosten. Zu denken geben muss der SNB-Führung aber, dass sich hier eine Geschichte wiederholt: Bereits 1981 musste die SNB bei Orell Füssli eine Kapitalerhöhung finanzieren, um die Firma vor dem Untergang zu bewahren. Zehn Jahre später übernahm die SNB sogar eine Mehrheit. Die Beteiligung konnte zwar ein paar Jahre später wieder auf ein Drittel gesenkt werden, doch diesen Anteil hält die SNB bis heute. Die Geschichte lässt erahnen, dass die Rettungsübung auch in Landquart eine langfristige Sache werden könnte.

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