Nach fast 40 Jahren: Natel hat ausgeklingelt

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Natel stand früher für Nationales Autotelefon. 1999 sicherte sich die Swisscom das Wort markenrechtlich und verwendete es für Mobilfunktarifangebote. Bild: Key

Die Swisscom schreibt Telekomgeschichte: Mit den neuen Mobilfunkabos ­inOne mobile ab April gibt der Konzern die Bezeichnung Natel, die für Nationales Autotelefon steht, auf.

Die Swisscom-Vorgängerin PTT hatte den Begriff Natel 1978 erfunden, als das nationale Autotelefonnetz in Betrieb genommen wurde. Zwar hatte die PTT bereits 1952 das erste Autotelefonnetz der Schweiz gestartet. Dieses war aber auf die Region Zürich beschränkt. Feierlich erklärte der PTT-Generaldirektor, von jetzt an sei es möglich, in der Schweiz jederzeit und überall erreichbar zu sein. Das Marktpotenzial wurde mit 10 000 Abonnenten angenommen.

Drei Minuten Gesprächsdauer

Effektiv war die Kapazität des Natel-A-Netzes auf 3500 Teilnehmer beschränkt. Ein Gespräch hatte eine Maximaldauer von drei Minuten, wie sich der Computer- und Telekomhistoriker Robert Weiss erinnert: «Dann wurde das Gespräch automatisch abgebrochen, damit auch andere aufs Netz konnten.» Wer heute ein Smartphone in den Händen hält, das weniger als 200 Gramm wiegt, kann sich die damaligen Verhältnisse nicht mehr vorstellen. Ein Natel-A-Gerät habe gegen 20 Kilogramm gewogen, sagte Weiss. Von diesen gab es zwei Versionen: Eine wurde direkt in den Kofferraum des Autos eingebaut und an die Autobatterie angeschlossen. Die andere gab es als tragbare Variante im Koffer zum Herumschleppen.

Natels für 18 000 Franken

Zudem kosteten die ersten Natels laut Weiss etwa 18 000 Franken. Dafür bekam man damals schon einen Mittelklassewagen Audi 100 mit 136 PS. Trotz dieser extremen Preise und Beschränkungen war das Natel ein Erfolg. Weil die Kapazitäten knapp waren, mussten sich Interessenten in eine Warteliste eintragen, die immer länger wurde, erinnern sich Beteiligte. Die Kapazität des Mobilfunks musste laufend erweitert werden: Zum A-Netz kam 1983 das Natel-B-Netz hinzu und 1987 das Natel-C-Netz. 1993 wurde das digitale Natel-D-Netz eingeführt. Dieses brachte eine massive Kapazitätsausweitung. Die Geräte wurden kleiner und billiger.

Handy kam erst später

Da die Telecom PTT noch bis fast Ende der 1990er-Jahre das Mobilfunkmonopol hatte, wurde Natel in der ganzen Schweiz zum Gattungsnamen für Mobiltelefon. Das Wort Handy sickerte in der Deutschschweiz erst später von Deutschland her ein.

Nach der Abschaffung des Mobilfunkmonopols liess die Swisscom 1999 das Wort Natel markenrechtlich schützen und verwendete es für Mobilfunktarifangebote. Dies ist nun mit den neuen Handyabos, die im April in Kraft treten, nach 39 Jahren vorbei, wie Swisscom-Konzernleitungsmitglied Dirk Wierzbitzki an einer Medienkonferenz eingestand. (sda)

 

inOne-Abos Swisscom setzt auf mobile Kommunikation nach dem Baukastenprinzip

Sieben Jahre nach der Einführung des Kombiabos Vivo für zu Hause krempelt die Swisscom ihre Struktur für Bündelabos um. Neu führt der Mobilfunkanbieter das Baukastenprinzip ein. Damit können Kunden ihre Bausteine aus Handy, TV, Internet und Festnetztelefonie selber zusammenstellen. Bisher gab es nur vorgefertigte Bündelangebote für kleine, mittlere, grosse und ganz grosse Nutzer. Neu können die Kunden ihre Module für Internet, TV, Telefonie und Mobilfunk selber auswählen, je nachdem, welche Leistungsangebote sie bevorzugen, wie die Swisscom am Mittwoch vor den Medien in Zürich bekannt gab. So können die Kunden beispielsweise eine schnelle Internetleitung und eine Festnetztelefonie ohne Pauschaltarif wählen, wenn sie zu Hause telefonisch vor allem erreichbar sein wollen. Auch ein Internetanschluss mit einem schmalen TV-Angebot und Mobilfunk sind möglich. Ebenso gibt es jetzt einen reinen Internetanschluss ohne Festnetztelefon. Die einzelnen Bausteine lassen sich erweitern, verschlanken oder ganz ausschliessen. Lediglich der Internetanschluss ist die Grundlage jedes Bündelangebots. Die neuen Abos sind ab April verfügbar.

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