Bundesrat kürzt Schmids Lohn

Der Schweizer Chefvermarkter Jürg Schmid soll statt wie bisher 425 000 Franken künftig höchstens 409 000 Franken verdienen. Die Kritiker sind nur bedingt zufrieden.
Drehte sich die «Abzocker-Debatte» zunächst um die Löhne von Bankdirektoren und Pharmachefs, rückten im vergangenen Jahr die Kaderlöhne bei den bundesnahen Unternehmen in den Fokus. Verantwortlich dafür war die «Pro Service public»-Initiative mit ihrer Forderung, die Chefs von SBB oder Post sollten nicht mehr verdienen als ein Bundesrat – also maximal 475 000 Franken. SBB-Chef Andreas Meyer kam 2015 mit Nebenleistungen auf rund eine Million Franken.
Jürg Schmid, der Direktor von Schweiz Tourismus, verdiente im gleichen Jahr inklusive Bonus und Spesen «nur» 425 000 Franken. Trotzdem geriet der Chef der öffentlich-rechtlichen Marketingorganisation in den vergangenen Wochen ins Fadenkreuz der Lohndebatte. Es war vor allem Schmids Lohnentwicklung, die für mediale Aufregung sorgte: Im Jahr 2013 hatte er noch knapp 342 000 Franken verdient. Der Lohnzuwachs betrug damit innerhalb von zwei Jahren satte 24 Prozent. Die Kritik entzündete sich zudem am Umfang der leistungsabhängigen Bonuszahlungen, die Schmid einstrich. Diese stiegen in den vergangenen Jahren von 25 000 Franken auf 65 000 Franken an.
Erst Lob, dann Deckelung
Man sei äusserst zufrieden mit Schmids Leistung, hiess es vonseiten des Vorstands von Schweiz Tourismus. An ihm ist es, den Lohn des Direktors zu genehmigen. Ganz anders sah dies SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (BL): Im September warf sie Schmid im Nationalrat vor, er habe die gesteckten Ziele nicht erreicht. Davon könne keine Rede sein, antwortete der Bundesrat. Ohne das Marketing von Schweiz Tourismus wäre der Rückgang bei den ausländischen Gästen noch «deutlich stärker» ausgefallen.
Gestern hat der Bundesrat nun überraschend entschieden, den Lohn des obersten Schweizer Touristikers per Anfang 2017 zu deckeln. Der Fixlohn von Schmid darf nicht über demjenigen der Bundesamtsdirektoren liegen, ist also auf 313 000 Franken begrenzt. Der Bonus darf zweieinhalb Monatslöhne nicht übersteigen, bei den Spesen liegt die Obergrenze bei zehn Prozent des Fixlohnes. Alles in allem beträgt der Maximallohn von Jürg Schmid damit 409 000 Franken – das sind 16 000 Franken weniger, als der 54-Jährige im vergangenen Jahr erhalten hat.
Andere bleiben verschont
Schweiz Tourismus hat für den bundesrätlichen Entscheid gegen aussen nur lobende Worte: «Er orientiert sich an unserem bisherigen Lohnsystem und sorgt für Transparenz und Ruhe», sagt Sprecher Markus Berger. Fakt ist: Für Schmid und seine Nachfolger gelten in Zukunft wesentlich strengere Lohnvorschriften als für Andreas Meyer und Co.: Die Cheflöhne von SBB und Post müssen sich lediglich an den Kaderlöhnen der Bundesverwaltung «orientieren». Der Bonus ist in Zukunft zwar auch für die Chefs der bundesnahen Betriebe beschränkt, kann aber bis zu 50 Prozent des Fixlohnes betragen.
Leutenegger Oberholzer begrüsst den Lohndeckel für Schmid. Wichtiger aber ist für sie, dass der Bonus nur bei einem guten Leistungsausweis ausgeschüttet wird – und einen solchen spricht sie Schmid ab. «Er hätte schon längst eine unentgeltliche Buchungsplattform für die Schweizer Hotellerie aufbauen müssen.» Einen Maximallohn, wie er neu für den Tourismus-Chef gilt, fordern Leutenegger Oberholzer und andere SP-Politiker zudem auch für die Chefs der bundesnahen Betriebe. Den jüngsten «Lohnexzessen» müsse ein Riegel geschoben werden.