Luftangriffe der Westmächte in Syrien

Schaffhauser Nachrichten | 
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Das US-Militär nahm Ziele in der Hauptstadt Damaskus ins Visier. Bild: Key

Als Reaktion auf die mutmasslichen Giftgasanschläge haben die USA, Frankreich und Grossbritannien in der Nacht auf Samstag Syrien militärisch angegriffen.

Die USA, Frankreich und Grossbritannien hätten in der Nacht zu Samstag mit einzelnen Militärschlägen gegen Syrien begonnen, sagte Donalt Trump am Freitagabend (Ortszeit) in einer Rede zur Nation. Die Angriffe seien die Vergeltung für den Einsatz chemischer Waffen durch die syrische Regierung unter Baschar al-Assad gegen das eigene Volk.

«Dies sind nicht die Taten eines Menschen», betonte Trump. «Es sind die Verbrechen eines Monsters.»

Schlag gegen Infrastruktur

Die Westmächte griffen bei ihrem Militäreinsatz in Syrien unter anderem eine Forschungseinrichtung nahe Damaskus an. Dies sagte der Generalstabschef des US-Militärs, Joseph Dunford, am Freitagabend (Ortszeit) im Pentagon. Als weiteres Ziel sei eine Lagerstätte nahe Homs angegriffen worden, erklärte er. Dort sei Sarin gelagert worden.

Der Militäreinsatz der Westmächte in Syrien ist nach Angaben von US-Verteidigungsminister James Mattis vom Samstag generell ein Schlag gegen die Infrastruktur der chemischen Waffenproduktion des Landes gewesen. Der Einsatz von Chemiewaffen könne unter keinen Umständen geduldet werden, sagte Mattis in der Nacht im Pentagon.

Militäraktion bereits beendet

Der Schlag gegen Syrien sei härter gewesen als der im Vorjahr, sagte Mattis. Es handele sich bisher um eine begrenzte, einmalige Aktion, betonte er. Die Militäraktion sei also beendet.

Die USA hätten ein vitales nationales Interesse daran, einer Verschlechterung der Lage in der Region entgegenzutreten, sagte Mattis. Es sei höchste Zeit, den Bürgerkrieg in Syrien zu beenden. Das syrische Volk leide entsetzlich unter der Regierung von Baschar al-Assad, sagte Mattis.

Die Regierungen in London und Paris bestätigten ihre Beteiligung an den Angriffen. Die britische Premierministerin Theresa May erklärte in London, es gebe «keine Alternative» zu dem Militärschlag.

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums schossen vier Flugzeuge der Royal Air Force in der Nacht zum Samstag Raketen auf ein Ziel in der Nähe des syrischen Homs ab. Dort lagerten dem Ministerium zufolge in einer früheren Raketenbasis etwa 24 Kilometer westlich von Homs Produkte für chemische Kampfstoffe. Dies stelle einen Bruch der Chemiewaffenkonvention dar.

Gegen Banalisierung von Giftgas

Der französische Präsident Emmanuel Macron begründete den Angriff auf das syrische Regime mit dessen Einsatz von Giftgas. Man könne den Gebrauch chemischer Waffen nicht tolerieren, sagte Macron in der Nacht zu Samstag. Sie stellten eine Gefahr für das syrische Volk und «unsere gemeinsame Sicherheit» dar.

Er habe deshalb der Armee den Befehl zum Eingreifen gegeben. Der Angriff sei auch ein Mittel gegen die Banalisierung des Einsatzes von Giftgas.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg unterstützt den Angriff der USA, Grossbritanniens und Frankreichs gegen mutmassliche Giftgaseinrichtungen in Syrien. Stoltenberg erklärte am Samstag in Brüssel am Sitz des Bündnisses: «Das wird die Fähigkeiten der Führung einschränken, die Menschen in Syrien weiterhin mit chemischen Waffen anzugreifen.» Die Nato habe wiederholt Syriens Einsatz von Chemiewaffen als klaren Bruch internationaler Regeln verurteilt. «Der Gebrauch von chemischen Waffen ist nicht zu akzeptieren, und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden», so Stoltenberg weiter.

Trump hatte Syriens Verbündeten Russland seit Tagen unverhohlen mit dem Angriff gedroht. Er sagte im Weissen Haus am Freitag, es handele sich um Präzisionsschläge. «Wir sind darauf vorbereitet, diese Antwort fortzusetzen, bis die syrische Regierung ihren Einsatz verbotener chemischer Waffen beendet.»

Russland droht mit Konsequenzen

An Russland und den Iran gerichtet, fragte Trump in seiner Rede an die Nation: «Was für eine Art Nation würde im Zusammenhang mit dem Massenmord an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern stehen wollen?»

Der russische US-Botschafter Anatoli Antonow warnte die USA nach Beginn der Luftschläge. In einer Mitteilung heisst es, dass «solche Aktionen nicht ohne Konsequenzen bleiben». Zudem sei die Beleidigung des russischen Präsidenten nicht akzeptabel. Die USA hätten obendrein keinen Grund, andere Länder für irgendetwas zu beschuldigen.

Das russische Aussenministerium erklärte in Moskau, die westlichen Angriffe kämen zu einem Zeitpunkt, an dem Syrien gerade eine «Chance auf eine friedliche Zukunft» gehabt habe. Der Angriff sei genau jetzt geschehen, als Syrien endlich eine echte Chance auf Frieden bekommen habe, schrieb zudem die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, am Samstag auf Facebook. Es gebe weiterhin keine Beweise für den mutmasslichen Giftgasangriff auf die Stadt Duma, schrieb Sacharowa. Sie verglich die Situation mit dem Angriff auf den Irak 2003.

Verurteilung gefordert

Syrien selbst kritisierte den Angriff der drei Westmächte auf das Land als Verstoss gegen internationales Recht. «Einmal mehr bestätigen die USA und die Achse zur Unterstützung des Terrors, dass sie gegen internationales Recht verstossen, über das sie bei den Vereinten Nationen prahlerisch reden», meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Samstag. Die internationale Gemeinschaft müsse die Aggression verurteilen.

Die syrische Armee ist schon seit Tagen in voller Alarmbereitschaft und hatte sich am Mittwoch von weiteren Stützpunkten zurückgezogen. Am Dienstag verliess die Armee einige Militärbasen, um einer möglicherweise bevorstehenden Attacke der USA und seiner Verbündeten Frankreich und Grossbritannien weniger Angriffsfläche zu bieten. (sda)

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