«Ich lebe in Amerika meinen Traum»

Daniel F. Koch | 
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Endlich wieder einmal ein Heimauftritt: Weltklassereiter Beat Mändli wird an den Pferdesporttagen auf dem Griesbach am Start sein. Bild: dfk

Es passt zeitlich, darum reitet Beat Mändli in Schaffhausen auf dem Griesbach, wo er seine Karriere begann.

Beat Mändli, das letzte Mal sind Sie 2011 wettkampfmässig auf dem Griesbach geritten. Was löst die Rückkehr in Ihnen aus?

Beat Mändli: In erster Linie ist es ein Zurückkommen in die Heimat und ein schönes Gefühl für mich. Es ist für mich auch interessant zu sehen, wie der Reitverein Ramsen unter OK-Präsidentin Melanie Schmid die Veranstaltung organisiert. Zudem freue ich mich schon darauf, viele alte Freunde zu treffen. Die Vorfreude ist gross.

Das Reitstadion Griesbach ist die Rückkehr zu Ihren reiterlichen Wurzeln und zu grossen Erfolgen. Was ist besonders in Erinnerung geblieben?

Am schönsten sind sicherlich die Erfolge an den Schweizer Meisterschaften, so als ich mit Oh Harry 2004 Schweizer Meister wurde. Aber auch die anderen Siege oder Spitzenplätze vor heimischem Publikum habe ich sehr genossen. Speziell waren auch die Siege in den Grand-Prix-Prüfungen, die eine IWC-Uhr als Hauptpreis einbrachten. Das sind schon Erinnerungen, die man nicht vergisst. Natürlich auch die alte Story, als ich bei meiner ersten Siegerehrung als Zehnjähriger vom Pony fiel und danach anderthalb Jahre auf kein Pferd mehr stieg.

Sie sind gerade mit Ihrem Schützling Katie Dinan auf Europatour. Mit ­welchen Pferden werden Sie in ­Schaffhausen antreten?

 Wir werden mehrere 8- und 9-jährige talentierte Pferde vorstellen, die einmal auf Grand-Prix-Niveau eingesetzt werden sollen. Die Auftritte auf dem Griesbach dienen dabei als seriöse Vorbereitung auf die kommenden Aufgaben. Katie weiss, dass hier meine Heimat ist. Als wir letztes Jahr in Humlikon waren, habe ich ihr den Rheinfall gezeigt. Nach dem Griesbach werden wir nach Arnheim weiterreisen und den CSI dort bestreiten.

Sie sind im Reitsport vorwiegend international unterwegs. Jetzt der Start in Schaffhausen. Wie kam es dazu?

Es hat vom Zeitplan her gepasst. Ausserdem hat der RV Ramsen nationale Prüfungen aufgenommen. Es wäre schön, wenn sich die Reitsporttage wieder entwickeln könnten und mittelfristig wieder ein Grand Prix als Höhepunkt wie früher stattfinden würde.

Wie sieht die Saisonplanung bei Ihnen aus? Sind noch weitere Auftritte in der Schweiz geplant?

Wir wollen noch an den CSI in Ascona – dort wird vom 25. bis zum 27. Juli zum 25. Mal ein grosses Turnier stattfinden – und St. Moritz (16. bis 25. August) starten. Danach geht es wieder zurück in die Staaten, wo weitere Turniere auf dem Programm stehen.

Wie läuft eigentlich Ihr Leben grundsätzlich ab? Sie leben ja neun Monate in den Staaten.

 Es ist ein Leben, bei dem einem nie langweilig wird. Ich trainiere, organisiere unsere Reisen und trete bei grossen Reitturnieren an. Das bedeutet, dass ich viel herumkomme. Unsere Reitanlage liegt rund eine Stunde Fahrzeit entfernt von New York City. Dort leben und arbeiten wir im Frühling und im Herbst. Im Sommer steht in der Regel die Europatour auf dem Programm. Im Winter sind wir auf einer Anlage in Wellington in Florida zu Hause. In der Schweiz habe ich eine Wohnung in Lyss im Seeland. Dort in der Nähe hat Niklaus Schurtenberger seinen Turnierstall, wo ich einige Pferde eingestellt habe. Mein Leben gefällt mir: Ich lebe in Amerika meinen Traum.

Kommentare (1)

Sonja Stolz Fr 23.06.2017 - 09:16

Ich frage mich, ob die Pferde das auch so toll finden als Reisende zwischen den Kontinenten. Natürlicherweise verbringen Pferde ihr Leben in der Herde und sind unterwegs, fressen 17 Std. pro Tag. Im Reitsport sieht es schlecht aus mit den natürlichen Bedürfnissen dieser wunderbaren Tiere. Die Pferde haben sich den Ideen und schon auf kleinem Niveau dem Ehrgeiz der Reiter anzupassen. Manche Reiter sprechen von Tierliebe, auch wenn sie ihre Pferde unter Druck und leider auch unter Schmerzen dazu bringen, das zu tun, was sie von ihnen erwarten. Ehrgeiz und Tierliebe passen nicht zusammen, gegenseitiges Vertrauen braucht Zeit und Empathie für das Pferd. Beim Reitsport hingegen geht es um Leistung und Wirtschaftlichkeit. Im Pferderennsport werden schon eineinhalbjährige Pferde trainiert und sind dann schon mit 4 Jahre "kaputt" und werden aussortiert. Nur 10 % der Rennpferde sind älter als 8 Jahre! Die durchschnittliche Lebenserwartung von Sportpferden wurde kürzlich mit 6 Jahren angegeben gegenüber einem normalen Durchschnittsalter von 16 Jahren. Nach wie vor gibt es im Reitsport die Rollkur, das übermässige und für das Pferd sehr schmerzhafte Zurückziehen des Halses. Es kann kaum mehr atmen und sieht nicht mehr gut. Der Nasenriemen und Gebiss sind weitere Faktoren, die viele (richtigen) Pferdefreunde nicht mehr sehen wollen. Wissenschaftliche Forschungen zeigen, dass das Pferd für ein Gebiss eigentlich keinen Platz hat im Maul und dass es enorme Schmerzen und massiven Druck verursachen kann. Wenn man sieht, wie Springreiter an ihren Pferden herumziehen, ist es nicht verwunderlich, dass sie meist einen Nasenriemen benützen, der verhindert, dass das Pferd das Maul aufreissen kann, weil es dem Schmerz ausweichen möchte und wer möchte schon ein Pferd, das ständig mit aufgerissenem Maul daherkommt? Alles sehr unschöne Dinge. Sollte es uns also weiterhin zu Pferdesportveranstaltungen ziehen, dürfen wir einmal darauf achten, was beim Pferd abläuft. Denken wir daran, dass das Pferd kein Sportgerät ist. Es gibt glücklicherweise immer mehr Reitställe, welche auf das Gebiss verzichten und sehr positive Erfahrungen damit machen. Honza Blaha, ein bekannter tschechischer Reiter, reitet ohne Gebiss schwierige Dressurteile. Und die Pferde machen es gerne. Aber alles basiert auf Vertrauen und nicht auf Peitsche und Sporen. Ich hoffe sehr, dass unsere Jugend einen neuen Umgang lernt mit dem Pferd.

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