Auf zwei Rädern von Danzig nach Kaliningrad
Weinland-Redaktor Mark Gasser reist an die WM in Russland. Er erzählt uns, nach welcher Odyssee er dort ankommen will und welche Rolle dabei alte Velos spielen sollen.
Eine abenteuerliche Reise
Weinlandredaktor Mark Gasser hat sich für die Fussball-Weltmeisterschaft in Russland ein ganz besonderes Abenteuer ausgesucht. Zum Spiel der Schweiz gegen Serbien reist er nämlich nicht wie viele andere Schweizer mit dem Flugzeug an. Zusammen mit dem Ex-Redaktionsleiter von Radio Munot, Andy Jucker, fährt er von Danzig in Polen mit dem Velo über hundert Kilometer nach Kaliningrad. Die beiden berichten hier auf «shn.ch» mit der Kamera von ihrer abenteuerlichen Reise.
Die Reise nach Russland gestaltete sich anfangs so glatt wie die Qualifikation der Schweizer Nationalmannschaft für die WM. Zwei Tickets waren schnell bestellt, einen gültigen Pass hatte ich, einen Plan auch: Ein echter Road Trip sollte es sein – was eine Autofahrt nach Russland bedingte. Die Versicherung winkte aber ab, die Fifa schien bei ihren Einreiseinformationen auch nicht mit Autofahrern zu rechnen, und allein macht es keinen Spass. Plan B: Die 21-stündige Bahnfahrt von Moskau nach Kaliningrad zum Spiel Schweiz – Serbien am 22. Juni schien auch reizvoll – eine Fahrt mitten im Rausch euphorisierter Fangruppen durch die Weiten Russlands, Weissrusslands und Litauens in die Exklave Kaliningrad.
Doch dann stotterte der WM-Motor – ich musste mich sozusagen über Umwege «qualifizieren»: Erst Mitte Mai wurde das Ticket zugestellt, und die Durchreise durch Weissrussland galt bis vor Kurzem als nicht visumfrei. Not macht erfinderisch: Nach Danzig in Polen zu fliegen, war naheliegend. Doch auch Diskussionsforen waren sich nicht einig, wie man von da per Last-Minute-Buchung nach Kaliningrad gelangt. Die guten Nachrichten: Ich habe meine zwischenzeitlich verloren geglaubte Fan-ID grade in der Post erhalten, man kann auch in Polen online alte Velos ersteigern, und es gibt Google Translate. Und ich habe einen Mitreisenden. Die weniger guten: Er hat noch keinen Pass und wir beide noch kein Velo. Aber noch ist Polen nicht verloren: Dem Meer entlangzuradeln, wird das dann alles vergessen machen. (M. G.)