Vom Rentierweg direkt zum Adventsmarkt

Thomas Güntert | 
Noch keine Kommentare
Familien mit Kindern verbanden den Weihnachtsmarktbummel auf dem Mühlebachhof mit einem Spaziergang auf dem Rentier-Adventsweg. Bild: Thomas Güntert

Seit vier Jahren gibt es auf dem Mühlebachhof zwischen Uhwiesen und Dachsen einen Rentier-Adventsweg. In diesem Jahr wurde er erstmals um zwei Weihnachtsmärkte erweitert.

Am Wochenende kamen zahlreiche Besucher zum zweiten Weihnachtsmarkt auf den Mühlebachhof, auf dem ein gutes Dutzend Stände ­verteilt waren. Insbesondere Familien mit Kindern nutzten das schöne Wetter, um entlang des zwei Kilometer langen ­Adventswegs am Rande des Rentier­geheges mit 24 Stationen, die von ­verschiedenen Institutionen, Schulen, Altersheimen und Privatpersonen geschmückt waren, zu schlendern.

Geissenburger, Schneckenburger und Gewürzmühlen

Das Marktgeschehen am Samstag begann verhalten, so nutzten die Besucher die Möglichkeit zum Small Talk mit den Standbetreibern. Bauer und Metzger Marc de Quervain aus Neunkirch erzählte, er habe sich vor acht Jahren einen Stall gebaut und sich als Hobby Ziegen angeschafft. Mittlerweile halte er im Schnitt 15 bis 30 dieser Tiere. «Um davon leben zu können, bräuchte ich den zehnfachen Tierbestand», so der junge Bauer, der zusammen mit seiner Mutter spezielle Geissenburger anbot.

Auch Miro Farci vom Hemmentaler Randemerhof verkaufte verschiedene Lebensmittel aus der eigenen Produktion. Wie der «Döggi»-Ziegenhof in Neunkirch ist auch der Randemerhof zu klein für einen Hofladen und bietet die Produkte auf dem Schaffhauser «Puure Märkt» an.

In der Hofscheune, die eine lange Reihe von Marktständen beherbergte, spielte eine junge Frau aus Dachsen auf der Harfe. Cordula Schneckenburger war das erste Mal dabei und wollte selbst gemachten Schmuck verkaufen. Aber dieses Geschäft lief nicht, wie sie es sich vorstellte. «Schmuck ist eben ­Geschmacksache und ein Luxusgut», so die Marktfrau aus Schaffhausen.

«Schmuck ist eben ­Geschmacksache und ein Luxusgut.»

Cordula Schneckenburger, Schmuckverkäuferin

Viel besser lief es bei Franz Dallmeier aus Adlikon. Der Ur-Bayer fertigt aus heimischen Hölzern exklusive Gewürzmühlen, Nussknacker und Brieföffner, die als Weihnachtsgeschenke immer gut ankommen. «Es tröpfelt immer ­etwas», sagte Verena Saxer aus Dachsen, die handgemalte Karten und hölzerne Weihnachtsdekoration verkaufte.

Dicht vermummt stand Tabitha Hallauer nebenan und erklärte einem älteren Besucher, die Mär «Rotwein zu dunklem Fleisch und Weisswein zu ­hellem Fleisch» gelte schon lange nicht mehr. «Zum Essen wird getrunken, was schmeckt», sagte die Bäuerin vom ­Wilchinger «Bergwy»-Eventhof. Für das Weihnachtsessen empfahl sie eine Pinot-noir-Spätlese und einen Blanc de Noir. Bis zum 1. Januar ist die Familie Hallauer noch auf dem Adventsweg anzutreffen, wo sie im Wechsel mit dem Klettgauer Jungwinzer Lukas Bringolf das Glühweinhäuschen betreibt.

Grosser Medienrummel

In den vergangenen Wochen gaben sich auf dem Rentierhof die Medienvertreter die Klinke in die Hand. Für die grösste Rentierherde der Schweiz interessierten sich verschiedene regionale Tageszeitungen, Bauernmagazine und auch das Schweizer Fernsehen. Im «Migros-Magazin» waren die Rentiere auf der Titelseite zu sehen, der Zürcher Verkehrsverbund pries das Rentier-Trekking im Zürcher Weinland als Freizeittipp an.

«Wenn man so ein komisches Tier in der Zeitung sieht, dann geht man hin», sagt Walter Fürst. Seine 24-jährige Tochter Salome nimmt das Marketing in der Vorweihnachtszeit gerne mit, ­obwohl sie ihre 19 Rentiere nicht als ­typische Zugpferde für den Nikolaus sieht. Da im Winter nur die Weibchen ein Geweih tragen, ist «Rudolph das kleine Rentier» für sie eigentlich realitätsfremd. Die Tiere werden nicht geschlachtet, die Einnahmen generieren sich durch Rentier-Trekking, Fotoshootings, Führungen und Patenschaften.

Walter Fürst merkte an, schon der erste Weihnachtsmarkt am 1. Advent sei gut gelaufen; im kommenden Jahr gebe es eine Wiederholung, sofern die Aussteller wieder mitmachten.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren