Das halbe Leben in der Badi verbracht
50 Jahre gibt es die Badi Unterer Reiat schon. Genauso lange sind Ruth Mezger und Jakob Bührer dort regelmässige Gäste.
50 Jahre Badi Unterer Reiat: Die Highlights am 1. Juli
Um 11 Uhr startet das Jubiläumsfest mit einem Frühschoppen- konzert des Musikvereins Thayngen.
Ab 12 Uhr werden typische Chilbi-Spiele angeboten. Wer will, kann sich Rastazöpfe flechten oder Glitzertattoos auftragen lassen.
Um 15.30 Uhr findet ein Entli- Rennen statt. Die Startlizenzen dafür können den Tag durch gekauft werden.
Ab 17 Uhr stehen Zauberer, Jazztanz und Livemusik auf dem Programm. Eine Bar hat bis 2 Uhr geöffnet.
von Lia Pescatore
Die Badi Unterer Reiat liegt mitten im Grünen. Kinder planschen und vergnügen sich im Wasser. Grosse Bäume spenden Schatten für die Familien. Hier treffen sich die Handwerker aus dem Dorf auf ein Znüni oder ein Feierabendbier. Dieses Jahr feiert die Badi ihr 50-Jahr-Jubiläum. Ein Unikat sei sie, ihre Badi, meinen sowohl Jakob Bührer als auch Ruth Mezger. Beide haben die Geschichte des Schwimmbads von Anbeginn miterlebt.
Jakob Bührer war damals Mitinitiant des Schwimmbads. Der 96-Jährige kann sich noch gut daran erinnern, wie er früher dort mit seiner Familie auf der Wiese Zvieri gegessen hat, wo heute Leute im Bistro an den Tischen sitzen. Das Land gehörte damals seiner Mutter. Inmitten der grünen Wiese stand ein einzelner Apfelbaum. «Der Baum musste schliesslich zugunsten der Badi dran glauben», sagt Bührer.
Die Gegner stiegen über den Zaun
Bührer ist ein lebhafter Erzähler. Mit Freude spricht er über die Zeit vor 50 Jahren. «Die Idee, eine Badi zu bauen, entstand, als die Schule nebenan fertiggestellt war», sagt er. Dies war im Jahr 1965. Eine Gruppe von Freunden – einer von ihnen war Bührer – wollte den Schülern eine Möglichkeit zum Schwimmen geben. «Es waren nicht alle Leute von der Idee begeistert», sagt Bührer. Es brauchte viel Überzeugungsarbeit. Sponsoren mussten gesucht werden. «Ohne diese wäre die Badi nie Wirklichkeit geworden», so Bührer.
Das Land stellten die Bauern aus der Region zur Verfügung, jeder einen Anteil. Vier Gemeinden waren an dem Projekt beteiligt: Bibern, Hofen, Altdorf und Opfertshofen stimmten an der Urne für das Projekt und ermöglichten so den Beginn der Bauarbeiten. Und was wurde aus den Gegnern? «Anfangs haben die schon noch Gift und Galle gespuckt», erzählt Bührer. Sie seien dann manchmal aber auch spätabends über den Zaun gestiegen, um sich den Eintrittspreis zu sparen.
Ein Mäuerchen gegen den Bach
«Viel Fronarbeit steckt in dieser Badi», betont Bührer. Noch heute würden Leute aus der Region gewisse Arbeiten übernehmen, den Rasen mähen oder die WCs putzen.
Doch nicht alles verlief immer nach Plan. Wegen eines Unwetters trat der naheliegende Bach während der Bauarbeiten über die Ufer und füllte die ganze Baugrube mit Wasser. Dies geschah nicht nur einmal, sondern ein zweites Mal während der ersten Renovation im Jahr 2007. Heute schützt ein kleines Mäuerchen davor, dass das noch einmal passiert.
Badi wird von Gönnern getragen
Ruth Mezger kam 1964 nach Altdorf und ist seit der Fertigstellung der Badi ein treuer Gast. Bei gutem Wetter kommt die 85-Jährige am Mittag mit dem E-Bike von Altdorf herunter. Die Badi habe sich in den 50 Jahren nicht gross verändert. «Der Kiosk, der war früher noch dort drüben», sagt Mezger und zeigt auf das linke Gebäude. Das Bistrogebäude sei 2007 dazugekommen. Noch immer sind es vor allem Familien, welche in der Badi zu Gast sind. Diese kommen aber vermehrt mit dem Auto aus weiter entfernten Gemeinden.
Die Finanzen wurden für die beliebte Badi immer wieder zum Problem. Die Genossenschaft, welche die Badi führt, kann nicht alle Kosten tragen. 2005 wurde darum ein Gönnerverein gegründet, dem heute 150 Mitglieder angehören, darunter auch JakobBührer und Ruth Mezger. «Ich spende, solange ich schwimmen kann», sagt sie.