FMS-Schülern fällt die politische Identifikation relativ leicht

Julia Heiri | 
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Anik Eckhart ist Kantonsschülerin und politisch sehr interessiert. Bild: Julia Heiri

Schaffhauser Fachmittelschüler ­haben mehr politische Bildung als Kantonsschüler. Wie eine Umfrage zeigt, sind sie auch politisch interessierter und können sich einfacher politisch positionieren.

Als Anik Eckhart nach ihrem 18. Geburtstag ihr erstes Stimmkuvert bekam, freute sie sich darauf, endlich politisch mitbestimmen zu können. Die Freude wich aber bald Ratlosigkeit, als sie versuchte, sich gemeinsam mit ihren Freunden in einer Diskussion eine Meinung zu bilden. «Das Gespräch schlief innert kurzer Zeit ein», sagt die 19-Jährige. Das habe sie etwas frustriert. «In der Kanti haben wir Staatskunde im Geschichtsunterricht und wir waren trotzdem kaum in der Lage, eine politische Diskussion zu führen.» Politisches Grundwissen sei aber enorm wichtig, so Eckhart. «Schliesslich muss unsere Generation dazu befähigt werden, in Zukunft politische Verantwortung zu tragen.» Sie wünsche sich grundsätzlich mehr politisches Engagement von Gleichaltrigen.

Anik Eckhart hat für ihre Maturarbeit deswegen unter anderem untersucht, ob mehr Lektionen Staatskundeunterricht das politische Interesse von Jugendlichen zu fördern vermag. «Ich wollte wissen, ob mehr Unterrichtszeit auch zu mehr Interesse und damit zu mehr Engagement führt», sagt Eckhart.

Der Vergleich der Lehrpläne von Fachmittelschule (FMS) und Kantonsschule und die Ergebnisse einer Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern, zeigten deutliche Unterschiede zwischen Kantonsschule und FMS: Zwar findet, laut der Umfrage, eine grosse Mehrheit der Kantons- und FMS-Schülerschaft politische Schulbildung wichtig, Kantonsschüler sind aber grundsätzlich weniger an Politik interessiert als FMS-Schüler. So kann sich weniger als ein Viertel der Kantonsschüler politisch klar positionieren, während es zwei Dritteln der FMS-Schüler relativ leicht fällt. Über die Hälfte der Kantonsschüler hat das Gefühl, im Staatskundeunterricht eher wenig oder gar nichts gelernt zu haben, während über die Hälfte der FMS-Schüler der Ansicht ist, im Staatskundeunterricht viel oder sogar sehr viel ­gelernt zu haben.

Laut Eckhart könnte der Grund für diese Unterschiede darin liegen, dass FMS-Schüler fast doppelt so viele Lektionen Staatskunde haben wie Kantonsschüler. Der Lehrplan sei in der FMS zudem klarer darauf ausgelegt, theoretische Grundlagen zu erarbeiten als in der Kantonsschule. «Ich war sehr erstaunt über den markanten Unterschied», sagt Eckhart. «Die Kanti sollte die Anzahl Lektionen Staatskunde erhöhen, damit die Jugendlichen sich politisch wieder mehr interessieren.» Da offenbar vielen der Bezug zur Politik fehle, schlägt sie ausserdem vor, politische Bildung attraktiver zu machen. «Zum Beispiel könnte man mit der Schule eine Exkursion an eine Parteiversammlung machen, damit man sieht, wie Politik in Echt abläuft.»

 

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