Wein, Gutschein oder Politikerbesuch?

Menschen, die hohe Geburtstage feiern, werden von der Gemeinde oft beschenkt. In Schaffhausen mit Wein, in Neuhausen mit Gutscheinen und in Beringen mit dem Besuch des Gemeindepräsidenten.
Wer an seinem Geburtstag dem Schaffhauser Stadtpräsidenten oder einem Stadtrat die Hand schütteln möchte, muss 100 Jahre alt werden. Nur zu diesem besonderen Geburtstag ist ein Besuch von Peter Neukomm oder einem Stellvertreter vorgesehen. Der Stadtpräsident bringt zudem einen Blumenstrauss vorbei.
Das ist – für die wenigen Senioren, welche dieses hohe Alter erreichen – die gute Nachricht. Die schlechte: Nach dem 100. Geburtstag stellt die Stadt Schaffhausen ihre Geschenke komplett ein. Bis dahin ist der Jubilar allerdings auch schon dreimal beschenkt worden. Vor dem persönlichen Besuch zum 100. gibt’s von der Stadt zum 90. und 95. Geburtstag jeweils drei Flaschen Wein und ein Schreiben des Stadtrats, teilt Stadtschreiberin Sabine Spross mit. Auch erfolgreiche – oder zumindest lang andauernde – Ehen werden von der Stadtkanzlei berücksichtigt. Zur goldenen Hochzeit (50 Jahre) erhält das Paar ebenfalls drei Flaschen Wein und ein Schreiben des Stadtrats, zur diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und steinernen (70 Jahre) Hochzeit sind es gar sechs Flaschen. In Thayngen beschenkt man Hochzeitspaare ebenfalls. Allerdings setzt man hier auf Vitamine statt auf Alkohol: Statt einer Kiste Wein gibt es einen Früchtekorb zum 50., 60. oder 70. Hochzeitstag.
100-Franken-Gutschein
In Neuhausen werden Ehepaare nicht beschenkt. Dafür ist man in der Rheinfallgemeinde bei hohen Geburtstagen sehr spendabel. Die Jubilare bekämen jeweils Gutscheine im Wert von 100 Franken, sagt Ester Wermelinger von der Gemeindekanzlei. In der Regel werde im Vorfeld nachgefragt, was die Person sich wünsche. Der Gutschein könne dann etwa von Coop oder Migros, vom Lieblingscoiffeur oder einem Restaurant in Neuhausen sein. Lebt die Person in einem Alters- oder Pflegeheim, organisieren die dortigen Mitarbeiter ein Geschenk.
Auch werde gefragt, ob die Jubilare sich einen Besuch des Gemeindepräsidenten oder eines Stellvertreters wünschen. Meist werde dies jedoch dankend abgelehnt. Man wisse nicht, was man mit dem Politiker reden solle, heisst es öfter. Auch in Neuhausen wird man jeweils zum 90., 95. und 100. Geburtstag beschenkt. Anders als in der Stadt Schaffhausen ist danach jedoch nicht Schluss, sondern die Jubilare werden nach dem 101. jährlich bedacht.
Bei den Geschenken ist man in Beringen traditionell: Frauen erhalten eine Orchidee, Männer Wein.
Essen mit der Gemeindepräsidentin
In Hallau richte man sich ebenfalls nach den Wünschen der einzelnen Personen, sagt Gemeindeschreiber Hansueli Auer. So kam es schon vor, dass ein «Geburtstagskind» mit der Gemeindepräsidentin essen ging. Einer 100-Jährigen habe man einst einen bequemen Stuhl geschenkt. Sie habe diesen immerhin noch drei Jahre nutzen können, danach habe die Gemeinde den Stuhl dem Altersheim vermacht. Ab und zu könne man etwas spendabler sein, schliesslich verzichteten viele Jubilare ganz auf Karten oder Geschenke. Zudem seien ganz hohe Geburtstag in einer kleineren Gemeinde wie Hallau ohnehin selten. In den letzten beiden Jahren sind jedoch gleich zwei Einwohner 100 geworden. Diesen hat die Musik dann auch ein Ständchen gespielt.
Wegen Datenschutz: Kein Ständchen
Früher war das auch in Beringen üblich. Die Ständchen zum Geburtstag seien aus verschiedenen Gründen aber eingeschlafen, sagt Gemeindepräsident Hansruedi Schuler. Unter anderem aus Datenschutzgründen: Die Gemeinde darf Geburtsdaten nicht an Dritte herausgeben. Die Jubilare oder deren Angehörige mussten sich selbst darum bemühen, dass die Musiker vorbeikamen – sofern sie sich dies wünschten.
Bei den Geschenken ist man in Beringen traditionell: Frauen erhalten ab dem 90. Geburtstag eine Orchidee, Männer Wein. Und: Hier wird nicht lange nachgefragt, ob ein Besuch des Gemeindepräsidenten erwünscht ist. Hansruedi Schuler geht einfach vorbei. Er steht bei jedem 90. und höheren Geburtstag auf der Matte. «Ich melde mich auch nicht an», sagt Schuler. Mal werden nur ein paar Sätze gesprochen, mal dauere das Gespräch eine halbe Stunde oder Stunde. So oder so – die Unterhaltung sei stets spannend. Manche Jubilare trifft Schuler an deren Geburtstag aber auch gar nicht an. So habe es einen Einwohner gegeben, der auch im hohen Alter noch ein Generalabonnement besass und zu seinem Geburtstag stets einen Ausflug unternahm.