Ein anspruchsvolles Jahr für den Lipo-Park
Vor zwölf Monaten wurde mit dem Möbelmarkt der Gewerbeteil des neuen Fussballstadions eröffnet. Noch sind nicht alle Fragen rund um die grosse Sportstätte gelöst.
Stadion Breite Der FCS-Nachwuchs wird weiterhin auf den Fussballplätzen beim Stadion trainieren
Bis zur Eröffnung des Lipo-Parks am 25. Februar war das Stadion Breite die alleinige Heimstätte des FC Schaffhausen. Mit dem neuen Stadion hat der FC Schaffhausen die Breite aber keineswegs ganz verlassen. Die vier Rasen-Fussballplätze beim Breite-Stadion werden von den Juniorenabteilungen des FCS auch nächstes Jahr genutzt.
Rund 200 Junioren auf der Breite
«Weiterhin trainieren alle Breitensportmannschaften des FCS auf der Breite», sagt Marco Truckenbrod Fontana vom FC Schaffhausen. Die Mannschaften der G-, F-, E-, D- und C-Junioren sowie ein Team der B-Junioren nutzen die Plätze auf der Breite – insgesamt 13 Mannschaften mit rund 200 Aktiven. Nur die 1. Mannschaft und sechs Junioren-Leistungsteams trainieren primär im Lipo-Park, wo nur ein Kunstrasen-Spielfeld zur Verfügung steht. Zum Teil kommt aber sogar die 1. Mannschaft des FCS auf die Breite, wenn ein Rasentraining ansteht.
Bis Anfang November wurden mindestens drei der vier Plätze beim Breite-Stadion vom FCS intensiv bespielt – einer der Plätze wurde von der Juniorenabteilung der Spielvi genutzt, wie Hans Stamm, Vereinspräsident und Leiter Nachwuchs beim FC Schaffhausen, erklärt. Neben dem Platz im Stadion verfügen zwei weitere Plätze über Beleuchtungsanlagen. «Den Hauptplatz können wir uns für das Training am Abend aber nicht leisten, weil der Strom zu teuer wäre», sagt Stamm über die Flutlichtanlage.
Im Winter kann der FCS-Nachwuchs zudem an zwei Abenden pro Woche auf dem Kunstrasenplatz der Büel-Anlage trainieren. Klar sei, so Stamm, dass die Junioren des FCS weiterhin die Plätze auf der Breite benötigten. Mindestens drei der vier Plätze will der FCS auch in den nächsten Jahren mieten, einen könnte allenfalls die Spielvi übernehmen.
Das Breite-Stadion und die dazugehörigen Trainingsplätze sind im Besitz der Stadt Schaffhausen. Der FCS mietet die Plätze von der Stadt. Der Mietvertrag wird jährlich erneuert.
Ein Teil könnte überbaut werden
An eine Kündigung denkt beim FCS niemand – obwohl die langfristigen Perspektiven auf der Breite ungewiss sind. Denn bei der Stadt läuft derzeit ein Testplanungsverfahren für die vordere Breite, wo verschiedene Nutzungskonzepte für die Zukunft überprüft werden. Mindestens ein Teil des Gebiets rund um das ehemalige Stadion Breite könnte dereinst mit Wohnungen überbaut werden.
Derzeit denkt aber auch die Stadt nicht an eine Kündigung des Mietverhältnisses. «Im Moment gibt es noch keine Änderungen in der vertraglichen Situation», sagt Felix Guhl, Bereichsleiter Grün Schaffhausen.
Stadt hat keinen Ersatz
Auch Roger Köppel, Sportkoordinator der Stadt Schaffhausen, ist überzeugt, dass in den nächsten Jahren rund um das Breite-Stadion weiterhin Fussball gespielt wird. «Es ist schlichtweg nicht anders möglich», sagt er. Die Stadt könne noch keinen Ersatz für diese Fussballfelder anbieten. Sowieso sei derzeit noch unklar, ob und wie viele Fussballfelder beim Breite-Stadion überbaut würden.
«Wie es langfristig weitergeht, entscheidet letztlich die Stadt», sagt FCS-Präsident Aniello Fontana. Er hofft aber, dass mindestens zwei der vier Fussballplätze erhalten bleiben.
Ersatzstandorte für Fussballplätze sind nicht einfach zu finden: Es braucht eine flache Fläche, die nicht allzu stark dem Wind ausgesetzt und verkehrsmässig gut erreichbar ist. «Das ist nicht ganz einfach», sagt Köppel. Mittelfristig bereite sich die Stadt aber darauf vor, gewisse Alternativen zum Standort Breite zu bieten.
Investition in die Heizung
Im Novemberbrief mit den Nachträgen zum Budget 2018 hat der Stadtrat 55 000 Franken für die Sanierung der Wärmeerzeugung in den Garderoben des Stadions Breite eingestellt, weil der bestehende Boiler starke Rostschäden ausweist. Dort heisst es: «Die Garderoben werden auch heute noch von zahlreichen Sportvereinen benutzt.» Es seien Alternativen geprüft worden – wie etwa die Benutzung der Nasszellen in der benachbarten Dreifachhalle. Diese Idee wurde jedoch wieder verworfen – unter anderem, weil die Dreifachhalle bereits gut ausgelastet ist. «Die Garderoben beim Stadion werden bis auf Weiteres bleiben», sagt Sportkoordinator Köppel.
«Diese Garderoben werden intensiv genutzt», bestätigt Marco Truckenbrod Fontana. Die Garderoben seien zwar keineswegs luxuriös. Dafür lobt er aber den Zustand der Rasenplätze. «Die Stadtgärtnerei macht hier eine sehr gute Arbeit», sagt er. Die Junioren trainierten gerne auf der Breite, auch weil die Fussballplätze sehr gut erreichbar seien.
Bald ist es ein Jahr her, dass am 24. November 2016 mit dem Möbelmarkt Lipo der erste Teil des neuen Fussballstadions im Herblingertal eröffnet wurde. Das erste Spiel des FC Schaffhausen fand dann drei Monate später gegen den FC Winterthur statt.
«Ich kann nicht verstehen, dass man uns mit je knapp 2000 Besucher so enorme Auflagen macht.»
Aniello Fontana, Präsident FC Schaffhausen
Sind die Verantwortlichen des FC Schaffhausen zufrieden mit ihrer neuen Spielstätte? «Das Stadion gefällt uns gut», sagt FCS-Geschäftsführer Marco Truckenbrod Fontana. «Wir sind im Lipo-Park zu einer heimstarken Mannschaft geworden.» Natürlich würde sich der FCS über mehr Zuschauer in der Arena mit 8200 Plätzen freuen. Der aktuelle Schnitt von knapp 2000 Zuschauern entspreche aber dem Budget. Auch die Gastteams seien jeweils positiv überrascht von der modernen und grosszügigen Infrastruktur.
Wartezeiten beim Catering
Für Unzufriedenheit bei den Matchbesuchern hatte in den ersten Monaten das Essens- und Getränkeangebot im Stadion gesorgt, wo oft lange Wartezeiten entstanden. «Hier konnten wir einige Verbesserungen erzielen», sagt Truckenbrod Fontana. Im Sektor B, wo sich die «Bierkurve» der Heimfans befindet, wurde eine zusätzliche Getränkeausgabe eingerichtet, im Sektor C konnte die Versorgung ebenfalls verbessert werden. «Wir sind froh, dass die Besucher nun schneller zu ihrem Getränk kommen», sagt der Geschäftsführer.
Strenge Brandschutzvorgaben
Zu den Engpässen beim Catering hätten auch die strengen Auflagen der Feuerpolizei bezüglich der Fluchtwege beigetragen, erklärt FCS-Präsident Aniello Fontana. «Es war für uns sehr schwierig, hier eine gute Lösung zu finden.» Der Bratwurstverkauf war dabei nicht das einzige Problem: Ganz generell hat der FCS im Lipo-Park klar strengere Brandschutzauflagen zu erfüllen als noch im alten Stadion auf der Breite. «Ich kann nicht verstehen, dass man uns mit knapp 2000 Besuchern so enorme Auflagen macht», sagt Fontana.
Auch er sehe die Sicherheit an erster Stelle. Jedoch werde in verschiedenen Fragen nur wenig Augenmass angewandt. «Wir sind immer noch daran, Erfahrungen zu sammeln, und versuchen, die Verbesserungen im Rahmen unserer bescheidenen finanziellen Mittel umzusetzen», sagt Fontana.
Guter Austausch mit der Polizei
Ein gutes Einvernehmen besteht heute zwischen dem FCS und der Schaffhauser Polizei. «Der Austausch zwischen unseren Sicherheitsverantwortlichen und der Polizei funktioniert gut», sagt Truckenbrod Fontana. Bei Grosseinsätzen der Polizei werden dem FCS 25 Prozent der Kosten verrechnet.
Der Schaffhauser Sicherheitsreferent Simon Stocker beurteilt die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem FCS positiv. Er sagt: «Wir stehen mit den wichtigsten Akteuren in regelmässigem Kontakt.» Erkannte Probleme könnten dadurch zeitnah besprochen und entsprechende Massnahmen evaluiert werden. Einzig die Umsetzung gewisser Punkte, etwa bei der Parkierung rund ums Stadion, laufe manchmal etwas harzig, so Stocker.
Bei gewissen Spielen wird der FC Schaffhausen von der Polizei verpflichtet, Bustransporte vom Schaffhauser Bahnhof zum Stadion anzubieten. Ziel ist es, die Fangruppen auseinanderzuhalten. Diese Transporte führen die VBSH im Auftrag der Stadion Schaffhausen AG durch, die auch die Kosten trägt.
Teure Bustransporte
Darin eingeschlossen wären auch allfällige Schäden durch Fans, wie der Schaffhauser Finanzreferent Daniel Preisig erklärt. «Die VBSH und die Stadion Schaffhausen AG haben dazu einen Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet», so der Stadtrat. Die Anzahl der eingesetzten Busse wird von der Stadion AG jeweils anhand des erwarteten Zuschaueraufkommens festgelegt. «Die Erfahrungen mit den Fantransporten sind sehr gut», so Preisig. Es seien bisher auch keine Vandalismusschäden zu verzeichnen.
«Grundsätzlich habe ich Mühe damit, dass wir die Transporte bezahlen müssen», sagt Truckenbrod Fontana. Auch hier, so ergänzt Aniello Fontana, seien dem FCS wiederum sehr hohe Auflagen gemacht worden. «Es steht in keiner Baubewilligung drin, dass wir Busfahrten organisieren müssen», sagt er. Dennoch konnten auch bei dieser Frage für den Verein bereits Verbesserungen erzielt werden. «Wir konnten uns mit der Polizei darauf einigen, dass wir die Busse nur bei gewissen Spielen einsetzen müssen», sagt Truckenbrod Fontana.
Neue Treppen für die Haltestelle
Bei der Bahnhaltestelle Herblingen sind aktuell noch nicht alle Fragen gelöst. Weiterhin gilt hier ein interimistisches Sicherheitskonzept, bis alle baulichen Massnahmen umgesetzt sind. Im definitiven Konzept sind drei zusätzliche Treppen vorgesehen, zwei aufseiten des Stadions, eine auf der gegenüberliegenden Seite.
Das entsprechende Baugesuch wurde bereits vor mehreren Monaten eingereicht. Das deutsche «Bundeseisenbahnvermögen» forderte jedoch noch weitere Unterlagen als Voraussetzung für seine Zustimmung. Diese Unterlagen – unter anderem zur Beleuchtung und zum Blitzschutz der Treppen – werden momentan von der Baufirma Methabau erarbeitet.
«Das Bewilligungsverfahren ist hier sehr aufwendig und komplex», sagt Michael Scheiwiller, Leiter Gewerbebau bei Methabau. Er ist aber überzeugt, dass hier letztlich eine gute Lösung zustande kommt. «Wenn die Treppen eingebaut sind, dann ist der bauliche Teil des Sicherheitskonzepts vollumfänglich umgesetzt», sagt Scheiwiller.
Er räumt ein, dass Methabau von der komplexen Situation rund um die Bahnstation Herblingen etwas überrascht wurde – hier sind erhebliche Mehrkosten entstanden. Die Firma Fontana Invest, welcher der Stadion-teil gehört, muss zusätzlich rund 650 000 Franken an den Umbau der Bahnhaltestelle Herblingen bezahlen. «Das ist für uns eine grosse Herausforderung», sagt Fontana. Hätte der FCS diese Verpflichtung im Februar nicht unterzeichnet, hätte er keine Spielbewilligung vom Stadtrat erhalten. «Wir hatten damals keine andere Möglichkeit», so Fontana.
Auch wenn die Treppen bald realisiert sind, läuft das Sicherheitsmonitoring durch die Polizei weiter. Erst rund ein Jahr nach Fertigstellung der Aufgänge könnten dann auch andere Grossveranstaltungen wie Konzerte im Lipo-Park stattfinden, für die das Stadion bislang noch nicht zugelassen ist. «Vielleicht wäre das ab 2019 möglich», sagt Fontana. «Hier fehlen uns gewisse Einnahmen in der Kasse.» Grössere Sorgen bereiten dem FCS aber die Mehrkosten des Stadionbetriebs im Vergleich zum Breite-Stadion.
Ein Fussballgrossanlass findet aber bereits morgen Freitag im Lipo-Park statt: ein WM-Qualifikationsspiel der Schweizer Damen-Nationalmannschaft. Ab 19 Uhr treffen die Fussballerinnen auf Weissrussland.
Verkauf des Kopfbaus geplant
Der Gewerbeteil des Stadions ist im Besitz der Firma Methabau, die das ganze Projekt realisiert hat. Zuletzt hat dort die Firma Regus sogenannte Co-Working-Arbeitsplätze eröffnet – Büroräume, die tageweise gemietet werden können. Mitte September hat zudem das Fitnesscenter Clever-Fit eröffnet, das erfolgreich gestartet ist. «Damit sind jetzt fast 95 Prozent der Flächen vermietet», sagt Michael Scheiwiller von Methabau. Mit dem Mietstand ist er zufrieden.
Langfristig will die Firma die Immobilie aber verkaufen. «Wir haben hier keinen Zeitdruck und stehen noch nicht kurz vor einem Abschluss», sagt Scheiwiller. Methabau sei daran, ein sauberes Paket zu schnüren, um einen nachhaltigen Verkauf zu realisieren. Ein genauer Zeitplan steht dabei noch nicht fest.
Daneben führt die Firma Mieterausbauten und letzte Arbeiten am Stadion durch. «Für den Fussball würden auch wir uns wünschen, dass noch etwas mehr Zuschauer zu den Spielen kommen», sagt er. Denn er sei überzeugt, dass der Lipo-Park ein sehr gelungenes Stadion sei: «Wir sind stolz auf das Bauwerk», sagt er.