Mit dem Sommer kommt der Partylärm

Zeno Geisseler | 
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Wenn die Temperaturen und die Alkoholpegel steigen, kann es laut werden. Bild: Key

In lauen Nächten wird die Natur zur Open-Air-Disco. In Schaffhausen werden dann ganze Quartiere von wummernden Bässen aus mobilen Krachmachern beschallt.

Zu einer guten Party gehört gute Musik. Zum Beispiel aus dem ION Block Rocker iPA76C. Das ist ein portabler Lautsprecher mit 50 Watt Leistung, Akku, Teleskopgriff und Rollen. «Wenn Sie unterhaltsame Stunden im Freien geniessen wollen, kommt der Block Rocker gerade richtig», heisst es in der Werbung.

Weniger unterhaltsam sind die Stunden im Freien allerdings für jene, die unfreiwillig beschallt werden. Die mobilen Krachmacher haben dafür gesorgt, dass der Partylärm in der Stadt Schaffhausen nicht mehr auf die traditionelle Ausgangsmeile rund um «Orient» und Co. beschränkt ist, sondern sich auch auf Spazierwege am Rhein oder sogar in den Wald ausgedehnt hat.

Ein beliebter Standort für Partys ist etwa der Fussweg am südlichen Rheinufer gegenüber der Rhybadi. Dort versammeln sich in lauen Sommernächten immer wieder Festfreudige, welche bis in die frühen Morgenstunden Musik laufen lassen.

Keine Statistik

Doch wie schlimm ist es tatsächlich? Wir haben bei der Schaffhauser Polizei und bei der Stadtpolizei nachgefragt. Eigentlich ist Lärm eine kommunale Angelegenheit, in der Nacht und an Wochenenden ist aber die kantonale Polizei erste Anlaufstelle für Lärmklagen aus der Bevölkerung. «Die mobilen Soundanlagen treten gemäss unserer Wahrnehmung vermehrt in Erscheinung», sagt Patrick Caprez, Sprecher der Schaffhauser Polizei. Über Zahlen zu Lärmklagen würde zwar keine Statistik geführt, witterungsbedingt gebe es aber in den Sommermonaten schon mehr Anrufe wegen Lärmbelästigungen. Romeo Bettini, Bereichsleiter Sicherheit und öffentlicher Raum der Stadt Schaffhausen, kann Zahlen vorlegen. «Wer eine Lärmbusse nicht sofort bezahlt, bekommt eine Verzeigung. Diese Fälle landen dann bei uns», sagt er. Abzählen kann man die Verzeigungen aber an einer Hand: Im ganzen Jahr 2016 und im laufenden Jahr seien es fünf gewesen. Zwei Fälle betrafen das Lindli, je einen Fall gab es im Buchthalerwald, auf dem Geissberg und in der Stadt. Eine Verzeigung kostet 200 Franken Busse plus 60 Franken Gebühr.

Deutlich ruhiger als früher sei es in der Altstadt geworden, sagt Bettini. Noch 2012 war es so schlimm, dass es eine Kampagne gab, mit Plakaten, Flyern und einer Hotline. Für 2016 und bis jetzt hat Bettini bloss zwölf Meldungen wegen nächtlichen Lärms in der Stadt erhalten. «Am Donnerstag und am Freitag sind weniger Partygänger in der Altstadt unterwegs als früher», sagt er.

Wer eine Lautsprecheranlage aufstellen will, etwa an einem Firmenfest oder einem Sportanlass, braucht eine Bewilligung. Genau 34 sind von Anfang 2016 bis heute erteilt worden, sagt Bettini. In der Regel koste eine solche Bewilligung 50 Franken.

Strafe – theoretisch – möglich

Doch was ist, wenn man sich nicht um Bewilligungen und Nachtruhezeiten schert? Wer seinen Block Rocker ohne Erlaubnis laufen lässt, und erst recht mit voller Lautstärke nach 22 Uhr, riskiert zwar eine Strafe. Das Risiko, von der Polizei am Kragen gepackt zu werden, ist allerdings nicht sehr gross. Technisch ist die Nachtruhestörung eine blosse Übertretung, also ein Delikt auf der untersten Stufe. Entsprechend geringe Priorität geniessen Lärmklagen bei der Polizei, gerade auch in Nächten, in denen sonst schon viel läuft.

«Grundsätzlich versuchen wir jeder Meldung unmittelbar Folge zu leisten, sofern wir die entsprechenden personellen Ressourcen zur Verfügung haben», sagt Caprez. «Schlägereien, Sexualdelikte, häusliche Gewalt oder zum Beispiel auch Verkehrsunfälle werden aber klar priorisiert gegenüber Lärmklagen. So kann es bei unseren knappen Personalbeständen schon vorkommen, dass die Schaffhauser Polizei auf Lärmklagen nicht oder nicht sofort reagieren kann.»

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