So viel Abfall verursacht die Region
Im Kanton Schaffhausen ist Abfall ein beliebtes Gut. Die KBA Hard, die Schaffhausen, Neuhausen, Flurlingen und Feuerthalen gehört, konkurriert mit mehreren privaten Anbietern um den Müll. Darum steht Schaffhausen im Vergleich zu Zürich und dem Thurgau scheinbar besser da.
Dass in Schaffhausen weniger Abfall produziert wird als in den umliegenden Kantonen, ist wohl eine Illusion. Es wird einzig weniger Kehricht über die kommunale Sammlung entsorgt. Die Zahlen in der Grafik berücksichtigen nur die Anlieferungen der Kehrichtsammelfahrzeuge bei der KBA Hard. Bis Ende 2016 entsorgen alle Schaffhauser Gemeinden ausser Rüdlingen und Buchberg den Siedlungsabfall bei der KBA Hard. Aber im Kanton gibt es viele Alternativen, den Abfall loszuwerden. Beispielsweise bei der Arnold Schmid AG in Schaffhausen, beim Abfallcenter in Beringen oder bei der Remondis AG, ebenfalls in Schaffhausen. Für die Entsorgung der Abfälle sind die Gemeinden zuständig, und nach Umweltschutzgesetz muss der Bürger den Siedlungsabfall der kommunalen Sammlung übergeben. Jedoch nutzen viele Einwohner die privaten Angebote. «Wenn jemand mit Sperrmüll kommt und noch einen Abfallsack dabei hat, schicken wir ihn sicher nicht weg», sagt Valérie Schmid vom Abfallcenter Beringen.
Bei der privaten, direkten Ablieferung bei einem Recylingunternehmen müssen keine Abfallmarken oder Gebührensäcke gekauft werden. Der Müll wird dort auch nach Gewicht und nicht nach Volumen (wie beim Sack) abgerechnet. Das Kilogramm Abfall kostet beim Abfallcenter Beringen knapp 20 Rappen. Auf der Karte wird offensichtlich, wo die alternativen Entsorger sind. Dies ist für Markus Franz, Leiter der KBA Hard, eine Herausforderung. Denn in den Standortgemeinden der privaten Anbieter wird deutlich weniger Abfall an die KBA Hard geliefert.
Auch zeigt sich, dass dort, wo die Sackpreise höher sind, weniger Abfall an die KBA Hard geliefert wird. So wird beispielsweise in Neunkirch, wo der Sack 3.50 Franken kostet, nur knapp 95 Kilogramm pro Person und Jahr über die KBA Hard entsorgt. Hingegen wird in Thayngen, wo der Sack nur 1.60 Franken kostet, mit 186 Kilogramm pro Person und Jahr fast das Doppelte entsorgt. Den Preis pro Abfallmarke bestimmen die Gemeinden selbst. Sie regulieren damit einen Teil des Abfallmarktes.
Vor einem Jahr hat der obere Kantonsteil den Vertrag mit der KBA Hard gekündigt: Die Gemeinden Stein am Rhein, Buch, Hemishofen und Ramsen beliefern ab 2017 die KVA Weinfelden. «Damit werden wir rund 1000 Tonnen Abfall verlieren», sagt Markus Franz. Das ist ein Problem für die KBA Hard, denn das Geschäft mit dem Abfall funktioniert über die Menge. Und diese ist wegen Abgängen und der Konkurrenz privater Anbieter seit Jahren rückläufig. «Seit 2002 haben wir 30 Prozent weniger Abfall, mit weiter fallender Tendenz», sagt Franz. Er wünscht sich vom Kanton deshalb mehr Unterstützung. Der Abgang des oberen Kantonsteils wurde vom Regierungsrat genehmigt. An die KBA Hard sind nur die Verbandsgemeinden Schaffhausen, Neuhausen, Feuerthalen und Flurlingen als Mitbesitzer gebunden. Alle anderen haben oder hatten mit der KBA Hard Verträge und können den Abfallentsorger grundsätzlich auch wechseln.
Von dieser Möglichkeit machen nun die Gemeinden Büttenhardt, Lohn und Stetten Gebrauch. Sie setzen per 2017 auf einen privaten Abnehmer. Die Arnold Schmid Recycling AG (ASR) offerierte den Reiatgemeinden günstige Konditionen. Bruno Diem von der ASR betont, dass die ASR rechtlich gleichgestellt ist mit der KBA Hard. Die Vertragsgemeinden des Kläranlageverbands, also alle ausser den Verbandsgemeinden, können die ASR mit der Entsorgung des Abfalls beauftragen. Dies bestätigt auch Niccolò Gaido, Fachbereichsleiter Abfall und Lärm beim Interkantonalen Labor. Anders ist der Fall bei Buchberg und Rüdlingen, die seit Jahren dem Kehrichtverbund Zürcher Unterland angeschlossen sind. Franz erklärt: «Beim Bau der KBA Hard hat man einen Deal gemacht: Flurlingen und Feuerthalen entsorgen in der KBA Hard, im Gegenzug entsorgen Rüdlingen und Buchberg in Richtung Zürich.»