Und so entsteht ein neuer Stadtteil
Im Mühlental auf dem Areal der einstigen Georg-Fischer-Stahlgiesserei geht es zügig mit den Bauarbeiten voran. Der Rohbau für die neue Stadtrandschule steht bereits. Zurzeit werden die ersten Wohntürme hochgezogen.
Zum Projekt: Ordentlich Platz für Veranstaltungen
Wenn im Mühlental das Projekt einmal ganz umgesetzt ist, bietet es Wohnraum für rund 750 Personen, Gewerbe-, Dienstleistungs- und Gastronomieflächen mit rund 250 Arbeitsplätzen sowie rund 6000 Quadratmetern Veranstaltungsraum. Die Investitionssumme beläuft sich auf insgesamt 200 bis 250 Millionen Franken. Der neue Stadtteil auf dem 3,6 Hektar grossen Areal ist bereits seit dem Jahr 2007 in Planung. Die vier Stahlgiessereihallen von Georg Fischer sind bereits 1991 stillgegelt worden. Bis zum teilweisen Abriss und Beginn der Bauarbeiten wurden sie für Kulturveranstaltungen und als Lagerräume genutzt. (mcg)
Solange man nicht selbst schuften muss, ist eine Baustelle etwas Spannendes: Da klatschen Männer flüssigen Beton in eine Schubkarre, andere laden von einem Kleintransporter Armierungsgitter für das Fundament ab, ein Arbeiter steht auf einem Kran und entfernt letzte Reste vom alten Dach. Das Ganze wird konzertant untermalt vom Brummen, Dröhnen und Rumsen der Maschinen. Hinzu kommt noch eine feine Staubwolke, die das Areal der einstigen Georg-Fischer-Stahlgiesserei einzuhüllen scheint. Der Staub legt sich auf die Schuhe und den Helm. Bei so viel Bewegung in allen Ecken muss man sich schon fragen: Wie greift das am Ende alles ineinander? Aber es scheint irgendwie zu funktionieren, denn das Jahrhundertprojekt im Mühlental, wie es Stadtrat Raphaël Rohner bezeichnete (siehe SN vom 4. August 2015), nimmt langsam Gestalt an.
Austausch mit der Denkmalpflege
Wobei die Planer eine harmonische Mischung aus Alt und Neu anstreben: So steht das Architekturbüro Ulmer Ledergerber auch in ständigem Austausch mit der Schaffhauser Denkmalpflege. Auch wenn etwa das komplette Dach entfernt wurde, bleiben die historischen Oblichter in der grössten der Industriehallen, in der mit ihren 300 Metern Länge ein Stadtgarten entstehen soll, erhalten. Sie werden neu verglast und wieder mit Wellblech bedeckt – genau wie zuvor. Oder auch das einstige «Meisterhäuschen», von dem aus früher der grosse Kran der Stahlgiesserei hin- und hergeschwenkt wurde, wird stehen bleiben und integriert werden. Die Nutzung hier ist noch nicht klar. «Vielleicht für Ausstellungen», sagt Architekt Nico Ledergerber. Er führt über das Gelände.
Bisher am weitesten fortgeschritten ist der Bau, der später einmal die Stadtrandschule, die von dem Verein Atelier A getragen wird, beherbergen wird. Derzeit ist die Stadtrandschule noch am Vordersteig angesiedelt. Die neue bauliche Hülle grenzt nun unmittelbar an die historische Fassade, die man von der Mühlentalstrasse aus sehen kann. Man sagt dazu Doppelhautfassade. Sonnenlicht fällt durch die alten hohen Industriefenster auf den neuen Betonboden. Es riecht noch leicht nach Lackfarbe. Fensterrahmen und Sprossen wurden wieder im Originalfarbton gestrichen – eine Art Rostrot, passend zu den Backsteinen. In den künftigen Klassenzimmern und der Aula werden gerade noch die Luftschächte und die Heizungsbelüftung montiert.
Eine Werksuhr für den Pausenhof
Auch der künftige Pausenhof ist schon so gut wie fertig. Um allerdings dorthin zu gelangen, muss man noch mithilfe von Holzbrettern über eine ausgedehnte Wasserlache steigen. Der Hof ist so geplant, dass er nach oben hin offen sein wird. Auf der einen Seite wird er von der historischen Fassade und auf der anderen Seite durch eine Brüstung begrenzt. Als Pausenhofuhr, so das Vorhaben, soll eine der alten Werksuhren dorthin verlegt werden. Diese hängen bisher teilweise immer noch an ihren angestammten Plätzen in den Hallen. Die Ansicht dominieren auch auf dem Pausenhof die mächtigen, rostigen Stahlträger wie überall auf dem Gelände. «Von hier aus wird man, als Verbindung sozusagen, einen Blick hinüber zum Stadtgarten haben», sagt Ledergerber und zeigt über die Brüstung hinweg.
Doch es lässt sich noch mehr erkennen: Genau am anderen Ende der Baustelle ragt eine hohe Betonwand auf. Sie schützt das Areal künftig zum Hang hin. Dort transportieren Bagger von den vorherigen Abrissarbeiten immer noch eifrig Schutt weg. Und noch etwas ist zu sehen: Die Wände für drei der insgesamt acht geplanten Wohntürme an der östlichen Seite werden bereits hochgezogen. Sie sollen Wohnraum in den unterschiedlichsten Preisklassen zur Verfügung stellen. Die Wohnzugänge werden zum Stadtgarten, dem Herzstück, hin ausgerichtet sein.