Lesungen auf dem Boot

Alfred Wüger | 
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Tim Krohn entwickelte eine Kunstsprache aus Glarner Dialekt und Hochdeutsch. Bild zvg

Auf den diesjährigen Literaturbooten am Rheinfall stellen sich drei regionale Autoren dem Publikum vor: Thomas Pfeiffer, Daniel Badraun und Felix Graf. Der vierte im Bunde ist Tim Krohn, bekannt als Verfasser von «Quartemberkinder» und Vrenelisgärtli».

Die Literaturboote – einst von Beat Toniolo für dessen Kulturfestivals am Rheinfall erfunden – sind nach wie vor ein besonderer Anlass im Kulturleben unserer Region. Die Idee ist so einfach wie wirkungsvoll: Man lässt sich mit dem Boot den Rhein hinuntertreiben und lauscht den Worten eines Autors.

Am kommenden Sonntag ist es nun wieder soweit. Dieses Jahr setzen die Organisatoren auf drei Lokalschriftsteller und einen Star, nämlich den durch seine in einer Kunstsprache aus Glarnerdeutsch und Hochdeutsch verfassten Romane «Vrenelisgärtli» und «Quartemberkinder» bekannt gewordenen Tim Krohn. Er wurde 1965 in Nordrhein-Westfalen geboren, wuchs aber seit 1966 in Glarus auf und lebt heute mit seiner Familie im Val Müstair. Mit seinem aktuellen Roman «Herr Brechbühl sucht seine Katze» eröffnet Tim Krohn eine grossangelegte Romanserie «Menschliche Regungen», ein Sammelsurium über Gefühle.

Um die dunkle Seite der Gefühle anderer Art geht es im Krimi «Schwarzmost» des in Schlattingen wohnhaften Autors Daniel Badraun. Ein Bündner Polizist wird in den Thurgau beordert, wo er, durch eine Weiterbildung getarnt, im Umfeld der Familie seiner Frau ermitteln soll. Besonders heikel dabei, dass es um sexuellen Missbrauch im Umfeld einer Dorfschule geht, mit allen entsprechenden Mauern des Schweigens. «Schwarzmost» ist weder der erste noch der einzige Krimi aus der Feder von Daniel Badraun. Geboren wurde er 1960 in Samedan und schreibt auch auf Rätoromanisch. Sein Erzählstil ist schwungvoll und vielschichtig. Ausserdem kann man die geschilderten Routen problemlos abfahren, und Schauplätze sind so beschrieben, als handle es sich beim Text um einen Stadtführer.

Die Detektive und der Flaneur

Ebenfalls ein in der Region stark verwurzelter Autor ist der 1960 geborene Thomas Pfeiffer. Er ist der Leiter des Gemeindewiesenschulhauses in Neuhausen am Rheinfall und hat auf dem Boot mit «Bubehuu» seinen bereits dritten Band mit Detektivgeschichten um das unzertrennliche Freunde-Trio Belinda, Tim und Charly im Gepäck. Thomas Pfeiffer ist ein begnadeter Erzähler, der seine Texte im direkten Umgang mit seinen Schülern entwickelt hat und vor noch nicht allzu langer Zeit damit anfing, sie aufzuschreiben. Nicht nur der Autor, sondern auch die Schauplätze haben einen engen Bezug zur Region: Wer das Schaffhauser Umfeld kennt, merkt, wie «real» hier erzählt wird.

Der Vierte im Boot – und dies im wahrsten Sinne des Wortes – ist Felix Graf, ein Schöngeist und Flaneur, der mit «Schnur und Zeichen» bereits sein drittes literarisches Tagebuch vorlegt. Der 1955 geborene frühere Kurator am Nationalmuseum lebt in Stein am Rhein, beschreibt die Gegend, durch die er wandert, wach und sensibel und lässt immer auch seine grosse Liebe zu Portugal und zur portugiesischen Literatur durchblicken.

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