Mehr als die Hälfte der Schaffhauser Rebfläche hat Frostschäden erlitten

Sandy Hedinger | 
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Wie verheerend die Folgen für die Reben im Klettgau sind, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Archivbild: Roland Müller

In der Nacht vom 21. auf den 22. April verursachten Minustemperaturen im Klettgau grosse Schäden an den Jungtrieben der Reben. Erste Schätzungen deuten auf einen grossen Schaden hin.

Die Fachstelle Rebbau Schaffhausen – Thurgau – Zürich teilte gestern ihre ersten Einschätzungen zu der Frostnacht der vergangenen Woche mit. «Die Reben der Gemeinden Hallau, Oberhallau, Wilchingen, am Wilchinger-Berg und Trasadingen wurden dabei besonders in Mitleidenschaft gezogen», teilt Hansueli Pfenninger, Leiter der gemeinsamen Fachstelle Rebbau, in einem Schreiben mit.

Das gesamte Ausmass der Frostschäden werde sich erst in einigen Wochen zeigen, sobald die noch fruchtbaren Augen ausgetrieben haben, so Pfenninger.

«Der Kältestrom vernichtete wohl einen Grossteil der gewachsenen Jungtriebe, führte jedoch nicht zu einem Absterben der Rebstöcke», lautete die einzig positive Resonanz in der Hiobsbotschaft.

Jetzt erst mal in Ruhe lassen

Für den Rebbauer bedeutet dies allerdings neben den wirtschaftlichen Mindereinnahmen auch einen bedeutenden zusätzlichen Mehraufwand bei der Laubarbeit, die noch folgen wird. Aktuell gelte es die Rebe in Ruhe zu lassen, rät die Fachstelle für Rebbau: «Die Rebe ist nach der Kälte in einer Schockstarre. Sie benötigt einige Wochen, bis das normale Rebenwachstum wieder einsetzt.» Mit dem Erlesen der Triebe solle erst begonnen werden, wenn sich zeige, was noch alles austreibe.

Erste Priorität habe nun der Fortbestand des Rebstocks. Bei allen folgenden Rebarbeiten, zu denen auch das Erlesen der Triebe gehört, müssen die Rebbauern nun darauf achten, dass die Triebe belassen werden, welche im kommenden Jahr einen möglichst optimalen Stockaufbau gewährleisten.

«Es zeigte sich wieder einmal, dass wenige Stunden mit eisigen Temperaturen die Erntemengen massiv reduzieren können», so Pfenninger. Was der Leiter der Fachstelle Rebbau auch erwähnt, ist, dass vergangene Frostjahre zeigten, dass trotz allen Widerwärtigkeiten noch eine Ernte eingefahren werden konnte.

Stark betroffen ist auch Markus Hedinger mit seinen Reben am Wilchingerberg: «Im Moment sieht man nicht viel Grünes mehr.» Betroffen seien vor allem die oberen Reblagen am Berg. Hedinger sagt, dass nun abgewartet werden müsse, bis die Nebentriebe oder schlafende Augen am Rebstock eventuell austreiben, dies sei in einigen Tagen sichtbar.

14 Tage Geduld gefordert

Im Jahr 2017 seien die Reben letztmals so von einem solchen Frost getroffen worden, erinnert er sich. «Damals hat man mit den Nebenaugen je nach Rebsorte noch bis zu 700 Gramm pro Quadratmeter ernten können. Ein Problem, das sich dadurch ergibt, ist, dass man quasi zwei Generationen von Trauben hat; jene aus den vom Frost verschonten Trieben, und jene aus den Nebenaugen, welche reifetechnisch immer hinterherhinken. Das entsprechend inhomogene Traubengut muss daher mit Sorgfalt behandelt und eventuell sogar getrennt geerntet werden. In 14 Tagen wissen wir mehr.»

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