Thurgau wappnet sich gegen Erdbeben

Ralph Denzel | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Der Kanton Thurgau will auch auf solche Horrorszenarien vorbereitet sein. Symbolbild: Pixabay

Was, wenn plötzlich die Erde bebt, Häuser einstürzen und Menschen aus Trümmern gerettet werden müssen? Diese Fragen stellte sich der Regierungsrat des Kanton Thurgau und hat dem Bevölkerungsschutz Thurgau in seinen Richtlinien für die Regierungstätigkeit die Vorgabe gemacht, die Rettung von Personen aus Trümmerlagen zu verbessern. Das geht aus einer Medienmitteilung hervor. Diese Fähigkeiten braucht es zum Beispiel nach Erdrutschen und Erdbeben, die auch im Thurgau möglich seien, so die Begründung. 

Der Bund stellt Planungen für die Bewältigung eines Erdbebens zur Verfügung, an denen sich die Kantone orientieren sollen. In einer ersten Phase müssen die Rettungsorganisationen Personen aus Trümmern retten können. Dafür müssen Gebäude so gesichert werden, dass Rettungskräfte von Feuerwehr, Sanität und Zivilschutz sich nicht selbst in Gefahr bringen und schweres Gerät einsetzen können. In der nächsten Einsatzphase müssen beschädigte Gebäude beurteilt werden, ob diese noch bewohnbar sind oder ob die betroffenen Bewohner evakuiert werden müssen. Die Abschätzung des Schadenpotentials und die Planung der Instandstellung sind die dritte Phase der Einsatzplanung, bevor dann möglichst schnell der eigentliche Wiederaufbau an die Hand genommen werden kann.

Erfahrungen in der Türkei fliessen ein

Die Abteilung Bevölkerungsschutz des Thurgau hat schon vor zwei Jahren spezielle Notfallplanungen für die Erdbebenbewältigung erstellt, wie es in der Medienmitteilung heisst. Ein Mitarbeiter des Amtes für Bevölkerungsschutz und Armee (ABA) stand zudem als Rettungsspezialist für die Rettungskette in der Türkei im Einsatz. Seine dortigen Erfahrungen sollen nun in den weiteren Kompetenzaufbau einfliessen. Für die Verbesserung der Trümmerrettung hat der Zivilschutz Thurgau Einsatzmittel für die Ortung von Verschütteten beschafft und setzt Sensoren für die Überwachung der Einsatzstellen ein. In naher Zukunft soll das herkömmliche Abstützen von beschädigten Gebäuden mittels Holzbalken durch Gerüstsysteme, wie sie im Hoch- und Tiefbau verwenden, ergänzt werden. So kann der Zivilschutz im Katastrophenfall eng mit Bauunternehmen zusammenarbeiten und schnell Wirkung erzielen. 

Neues Team arbeitet mit Schaffhausen zusammen

Das ABA hat zudem drei Bauingenieure an der Hochschule Luzern in einem dreitägigen Kurs im Thema «Gebäudebeurteilung nach einem Erdbeben» ausgebildet. Diese Spezialistin und die beiden Spezialisten bilden ein Kernteam «Gebäudebeurteilung» und arbeiten als externe Fachpersonen im kantonalen Führungsstab mit. Dieses Kernteam wird eng mit dem Schaffhauser Team zusammenarbeiten. Gemeinsam will man Synergien in der Ausbildung schaffen und im Einsatzfall im eigenen Kanton, gegebenenfalls aber auch in betroffenen Kantonen der Schweiz Unterstützung leisten. Für die Abschätzung von Schäden und die Planung der Instandstellung ist der Thurgau der «Schadenorganisation Erdbeben» der Vereinigung kantonaler Feuerversicherungen beigetreten.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren