Am Pulsschlag der Redaktion – im SN-Newsroom

Sidonia Küpfer | 
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Besprechung im Newsroom: Philipp Honegger, Sidonia Küpfer, Sandro Stoll, Zeno Geisseler und Daniel Jung (v. l.) planen die nächste Ausgabe. Bild: Selwyn Hoffmann

Er gilt als Herzstück der ­Redaktion: der Newsroom. Hier laufen die Informationen zusammen, hier werden viele Entscheidungen getroffen: Welche Geschichte machen wir wie gross? Was ist wichtiger? Wofür müssen wir noch Platz machen?

5.00 Uhr: Das Licht geht an. Zu frühmorgendlicher Stunde macht sich ein Mitglied der Onlineredaktion ans Werk. Die Website shn.ch soll mit den neusten Nachrichten bestückt sein, wenn unsere Leser zu Hause per Computer, Tablet oder per Mobiltelefon zu Besuch kommen. Hier hat Online auch leicht die Nase vorn gegenüber der Zeitung: Auf der Internetplattform können wir nachzeichnen, was seit Redaktionsschluss am Vortag um 23.30 Uhr passiert ist.

7.45 Uhr: Nun fängt auch der Arbeitstag der Zeitungsproduzenten an. Der Blattmacher, welcher die Tagesleitung innehat, und der erste Regionalproduzent treffen ein. Ein prüfender Blick ins Blatt: Ist auch alles so herausgekommen, wie es geplant war? Stimmt die Qualität des Drucks?

8.30 Uhr: Die erste Sitzung steht an. Wobei das Wort «Sitzung» nicht recht zutrifft: Denn das Treffen erfolgt stehend. Eine kleine Gruppe aus Produzenten, Tagesleiter, den Ressortleitern Stadt und Kanton und – wann immer möglich – auch dem Chefredaktor bespricht die kommende Ausgabe: Was sind die grossen Themen in der Region? Gibt es nach der aktuellen Berichterstattung noch offene Fragen, denen wir nachgehen sollten? Welche Pressekonferenzen sind angekündigt? Und was passiert in Bundesbern und in der weiten Welt? Worauf legt der Sport seinen Fokus? Gibt es Themen, die nach einem Kommentar verlangen? Und nicht zuletzt: Wie setzen wir die Ressourcen aus der neuen Onlineredaktion ein?

9.00 Uhr: Das fällt den Abonnentinnen und Abonnenten sicher auf: Die SN sind nicht immer gleich dick. Das hat einerseits damit zu tun, dass nicht jeden Tag gleich viel los ist, andererseits aber auch damit, dass wir nicht jeden Tag gleich viele Inserate im Blatt haben. Schon relativ früh am Morgen, wenn sich die grossen Themen abzeichnen, fällt der Entscheid, wie viele Seiten die nächste Ausgabe haben wird. Die Leiterin der Anzeigenproduktion und der Blattmacher besprechen, wie viele Anzeigen- und wie viele Textseiten nötig sind. Und hier wird auch festgelegt, welche Ressorts wie viel Platz bekommen – und wer sich für einmal kurz fassen muss.

10.30 Uhr: Der Newsroom verwandelt sich zu einem kleinen Bienenhaus. Die ersten Redaktoren kommen von ihren Einsätzen zurück. Mit dem Dienstredaktor wird nun diskutiert, was am spannendsten war und deswegen mehr Zeilen benötigt. Fotografen liefern ihre Bilder ab. Die Zeitungsseiten nehmen Form an. Die Onlineredaktion plant inzwischen, welches Thema für die wichtige Mittagszeit aufbereitet wird, wenn mehr Leser – beziehungsweise User – auf das neue Portal shn.ch zugreifen.

14.00 Uhr: Arbeitsbeginn für vier weitere Newsroom-Mitglieder: Der zweite Regional-Dienstredaktor, der Nachtredaktor, eine Texterfasserin und ein Layouter treffen ein. Letzterer übernimmt eigenständig weitere Produktionsaufgaben. Der späte Dienstredaktor wird die Fertigstellung der regionalen Seiten weiterbegleiten, Texte gegenlesen und die Redaktoren auf Widersprüche oder offene Fragen aufmerksam machen.

16.00 Uhr: Der einzige tägliche Fixpunkt für die ganze Redaktion: die Frontseitensitzung. Unter der Leitung des Blattmachers besprechen die Journalisten, welche Themen wie gross auf der morgigen ersten Seite erscheinen sollen. Die Titelseite soll zum Lesen – oder am Kiosk zum Kaufen – verlocken, sie soll die spannendsten Themen verkaufen, aber auch wie eine Menükarte die besten Gerichte anpreisen. Doch was ist wichtiger? Die vor dem Aus stehenden Verhandlungen der EU über ein Freihandelsabkommen mit Kanada oder dass das Schaffhauser Gefängnis so stark belegt ist wie seit 30 Jahren nicht? Im Zweifel entscheiden wir uns für das Lokale.

19.00 Uhr: So langsam leeren sich das Haus und der Newsroom. Die Regionalproduzenten übergeben ihre Seiten dem Nachtredaktor. Er überwacht den Nachrichtenfluss. Wenn es in der Region noch irgendwo brennt, organisiert er einen Reporter und baut die entsprechende Seite um. Allein ist er aber nicht: Bis zum Schluss bleiben ein Layouter, zwei Korrektoren und auch eine Texterfasserin da. Und natürlich auch ein Sportredaktor, denn dort spielt sich vieles spätabends ab.

23.00 Uhr: An ereignisreichen Tagen oder wenn die Zeitung dick wird, kann nun der Puls bei Nachtredaktor und Layouter schon einmal etwas schneller gehen. Denn ab jetzt tickt die Uhr. Spätestens um 23.45 Uhr muss die ­allerletzte Zeitungsseite in der Druckerei sein. Wenn es da klemmt, gibt es schnell Verzögerungen, die nicht mehr auszugleichen sind – dann gelangt die Zeitung nicht rechtzeitig in die Briefkästen. Also nochmals einen prüfenden Blick auf die letzten Seiten. Dann können die letzten Redaktoren, die Korrektoren und die Texterfassung nach Hause.

23.45 Uhr: Der Layouter ist sozusagen der letzte Mohikaner. Er exportiert die neue Zeitung ins Internet, denn viele unserer Leser schätzen unsere Onlineversion. Dafür sind letzte Korrekturen nötig. Erst dann gehen die Lichter im Newsroom für ein paar Stunden aus.

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