Mehr Nachsicht beim Elternsein

Alexander Vitolić | 
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Sich als Mutter oder Vater selber zu vergeben, wenn man mal die Nerven verliert, kostet Überwindung. Bild: pexels

Noch lange bevor ich Vater wurde, habe ich mich gefragt, wie es möglich ist, ein gutes Vorbild für die eigenen Kinder zu sein, wenn man selber nicht vollends zufrieden mit sich selber ist. Später dachte ich, es kommt nicht so darauf an, denn ich war sehr verliebt.

Unsere Kinder sind heute sieben und 13 Jahre alt. Meine Beziehung zu ihrer Mutter ist gescheitert, aber wir vertragen uns mittlerweile gut. Falls dir das jetzt zu ernst wird, am Schluss gibt es einen Witz. Also: Ich hatte immer die Vorstellung, dass wir entspannte Eltern sein können. Ich legte die Ratgeber und Fachpublikationen nach den ersten Monaten auf die Seite und wollte mir die Freiheit nehmen, ein bisschen unwissend zu sein und zu schauen, wohin die Reise führt. Geduld und Nestwärme würden uns schon ans Ziel führen.

Ich hoffte, das Wesentliche, was wir übers Elternsein wissen sollten, aus unserer Erfahrung des Kindseins extrapolieren zu können. Ich habe meinen Älteren, als er noch Einzelkind war, mit todlangweiligen Monologen über die Unsinnigkeit seines trotzenden Brüllens gequält. Habe ihn aber auch fast sieben Jahre lang fünfmal die Woche ins Bett gebracht und vorgelesen, bis ich jeweils zuerst einschlief.

«Es ist sehr erhellend, wenn die Kinder in einem Konflikt die Eltern spiegeln. Und es tut auch ein bisschen weh.»

Was seinen kleinen Bruder angeht, bin ich mittlerweile hingegen fast zu entspannt. Mein Lieblingsteenager nimmt es dann mit der Rolle des Erziehers etwas zu genau, und ich höre ihn Dinge sagen, die wir früher auch so oder so ähnlich gesagt haben. Es ist nicht verkehrt, aber auch etwas herablassend und, naja, gemein …

Es ist sehr erhellend, wenn er in so einer Auseinandersetzung mein früheres Verhalten oder das seiner Mutter spiegelt. Und es tut auch ein bisschen weh. Wie wenn man sich eine Tonaufnahme anhört, auf der man sich vor langer Zeit einmal als Sänger oder Slampoet versuchte.

Sich als Mutter oder Vater selber zu vergeben, etwa wenn man mal wieder laut geworden ist wegen irgendeiner Kleinigkeit, kostet Überwindung. Aber es ist heilsam. Ich bin nicht nur mit unseren beiden Kindern nachsichtiger geworden, sondern auch mit uns als Eltern.

So, ich hatte dir ja noch einen Witz versprochen, wenn du bis hierhin durchhältst. Hier ist er: «Wisst ihr denn schon, wie die Kinder auf die Welt kommen?», fragt die Lehrerin. Sofort meldet sich Fritzli: «Mein Vater sagt, das ist von Kanton zu Kanton verschieden geregelt.»

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