Die SN-Beizenkritik: Znacht im «Theaterrestaurant»

Das «Theaterrestaurant» auf dem Herrenacker will Italianità zelebrieren. Das Menü lockt mit poetisch klingenden Speisen wie «Artischocke küsst Aubergine». So bewertet Lukullus das Restaurant.
Nach langer Zeit wieder auf Testersfüssen unterwegs nimmt sich Lukullus gleich eine Schaffhauser Tradition-Adresse vor, die ihn schon länger interessiert hat: das «Theaterrestaurant» auf dem Herrenacker, von dem man recht Unterschiedliches hört, seit es Gianni Ranallo und Giacomo Lubelli im August 2023 wiedereröffnet haben. Nach längerer Phase mit verschlossenen Türen hat das Lokal zwei Chefs, die mit dem «Vibez» in der Stahlgiesserei bereits eine Duftmarke gesetzt haben.

Dort dominieren Pinsa und andere italienische Spezialitäten die Karte, das macht sich auch in der Abendkarte des «Theaterrestaurant» bemerkbar, das wir an diesem Abend gut besetzt vorfinden. Die Bedingung ist freundlich und fix, das Ambiente ist zeitgenössischer als früher, gestärkte Tischtücher und Servietten lassen aber erkennen, dass die Macher auf bewährte Qualitäten setzen, wenn es um das Drumherum geht.
Die Ansage ist gemäss Homepage klar: Das Restaurant «mit einem Hauch italienischer Kultur, Charme und Humor neu zu beleben». Den Humor nehmen wir in der Karte zur Kenntnis, aber Lukullus ist ein Mensch des Geschmacks und schreitet zügig zur Bestellung: Wir laufen uns mit einer Insalata Caprese warm, die es hier für 16 Franken gibt – dass Cherry-Tomaten und herkömmliche gemischt werden, ist ungewöhnlich, geht so aber in Ordnung; wir haben uns für die billigere Mozzarella-Variante entschieden und bekommen dazu viel Rucola – Lukullus würde einen Teil des grünen Segens gern gegen Aceto und Öl auf dem Tisch eintauschen, aber das gibt es leider nicht. Merke: Der Rucola ist so etwas wie das Signature-Kraut, denn wir treffen es bei unserer Hauptspeise gleich in wieder an – als erneut grosszügiges Bett, auf dem es sich eine Auberginenscheibe bequem gemacht hat.

Die ausgewählte und rasch servierte Hauptspeise trägt den poetisierenden Namen «Aubergine küsst Artischocke» (27 Franken) und weckt bei Lukullus doch einige Erwartungen. Die Poesie bleibt indes eher auf den Namen beschränkt, zwar ist die panierte Auberginen-Scheibe wunderbar kross und goldgelb frittiert, dem Nachtschattengewächs fehlt im Mund aber etwas die Würze, was wohl der eher wässrigen Konsistenz geschuldet sein dürfte.
P.S. Ausgezeichnet ist die regionale Weinauswahl, welche das «Theaterrestaurant» anbietet und es von den anderen Italienern am Platz positiv abhebt.
Die «geküsste» Artischocke vermuten wir in der Panade. Dem Gemüse haben sich ein paar Röstaromen zu viel beigesellt, die als Sättigungsbeilage gereichte Pasta hat Klasse, schade, dass der Eigengeschmack etwas vom reichlich eingesetzten Öl verdeckt wird – hier hätte mehr Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten in Sachen Pasta sicher gutgetan. Und eben: etwas weniger Rucola. Versöhnt wird Lukullus mit einem Glas vom Hauswein, einem seidig Cuvee aus Pinot Noir, Cabernet Dorsa und Regent. So. Mund abwischen und weiter.