Weder brisant noch vertuschend

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Bild: Selwyn Hoffmann

Zu «Brisante Fakten zum ‹Alpenblick›», SN vom 25. 3.

Brisante Fakten, Lügengebilde, misslungene Vertuschung: Diese Schlagzeilen schleudern uns die «Schaffhauser ­Nachrichten» entgegen. Ich kann jedoch lesen, so lange ich will: Nirgendwo ist ein Skandal zu finden. Es ist ein hoch­gespielter sogenannter Fall, der auf ­adäquate Weise gelöst wurde. Nach sorgfältiger Überprüfung war letztlich nichts Gravierendes zu entdecken – das zu erkennen, hätte keine Protokoll­einsicht nötig gemacht.

Anstatt konstruktiv etwas zum tatsächlich nicht immer einfachen Schulalltag beizutragen, kochen Teile der SVP und die SN eine Stimmung hoch, die schliesslich die Schulbehörde des­avouieren soll – diese Behörde, die erst im Herbst demokratisch gewählt wurde.

Ich werde nun schildern, wie ich in den 26 Jahren, während deren ich im Gega-Schulhaus sehr viele muslimische Kinder unterrichtet habe, mit sogenannten Problemen umgegangen bin: Kinder begrüsste und verabschiedete ich grundsätzlich mit Handschlag, was für alle ein selbstverständliches Ritual darstellte. Nur ein einziges Mal, vor etwa 27 Jahren, gab mir ein Vater die Hand nicht. Deswegen ein Drama zu machen, geschweige denn die Behörde einzuschalten, wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Übrigens traf ich diesen Vater etwa 20 Jahre später in der Stadt. Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand zum Gruss! Ich dachte anschliessend: Schön, jetzt ist dieser Mann in unserer Kultur an­gekommen.

Lange Zeit gehörte es bei mir zur Tradition, den Abschluss während zweier Tage auf dem Randen zu verbringen. Der Sohn dieses Vaters erklärte mir, dass er nicht mitkommen dürfe. Also lud ich den Vater zum Gespräch ein, schilderte ihm den genauen Ablauf der Veranstaltung, erlaubte, dass der Knabe eigenes Essen mitnehmen dürfe. Er müsse aber dabei sein, das sei eine obligatorische Schulveranstaltung. Der Vater hatte alles verstanden, das Problem war gelöst. Ein ­anderes Mal hätte ein Junge nicht am Weihnachtssingen der Schaffhauser Schulen teilnehmen dürfen. Logischerweise lud ich dessen Mutter ein, erläuterte ihr, dass der St. Johann sowohl ein Gotteshaus wie auch ein Konzertraum sei. Bei diesem Anlass handle es sich um ein Konzert. Hiermit war die Sache geklärt – die Mutter hörte sich das Singen in der vordersten Reihe der Kirche an!

Aus Prinzip habe ich zu allen Elterngesprächen Kulturvermittelnde einge­laden, um sicherzustellen, dass wir uns klar verstehen, alle vom Gleichen reden.

So klappt das, wenn wir offen, einfühlsam, verständnisvoll – aber deutlich, was die Regeln betrifft – mit diesen Menschen umgehen. Und wenn es in dieser langen Zeit ab und an echt schwierig wurde, konnte ich die Schulbehörde um Unterstützung bitten, die mir kompetent und hilfreich gewährt wurde.

All das ist unser Job und unser Schulalltag und gehört nicht an die ­Öffentlichkeit! Es ist weder brisant noch vertuschend, sondern ehrlich und dort abgehandelt, wo es hingehört, nämlich in den Schulen.

Esther Bänziger, Schaffhausen

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