Erwünschte und ungebetene Fluggäste

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Auch in der Luft gibt es erwünschte und ungebetene Fluggäste.

Markus Müller über Fluggäste, die Willkommen sind, und solche die dies nicht sind.

Die Fliegerei ist immer noch mehr als ein simples Transportmittel, einmal abgesehen von den teilweise unvernünftig tiefen Preisen. Dem Flugpassagier wird eine grosse, auf der Eisenbahn schon lange verschwundene Aufmerksamkeit mit individueller Betreuung und dem Eingehen auf Sonderwünsche geschenkt. Er wird umhegt, und sogar schlechtes Benehmen und Unfreundlichkeit müssen vom Personal geschluckt werden. Ausgewählten Passagieren wird besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Kürzlich war ein Bild der 80 gewordenen Claudia Cardinale in der Zeitung. Eine nette, ältere Dame. Als die «schönste italienische Erfindung nach Spaghetti» damals ins Flugzeug stieg, war die Aufregung gross, und sogar wir Piloten fanden uns zur Begrüssung ein. Am gleichen Abend flogen wir nach Madrid. Der M/C (Maître de Cabine) brachte uns – damals erlaubt und üblich – eine junge Frau ins Cockpit. Ihr Benehmen war uns nicht ganz geheuer, sodass wir ihn baten, sie wieder zurückzubegleiten. Im Anflug wurde die Cockpittür aufgerissen und mit viel Lärm wieder zugeschlagen, und der M/C rapportierte, besagte Passagierin hätte um sich schlagend ins Cockpit gewollt und sei nun in der Toilette eingeschlossen für die Landung. Nachdem die Passagiere ausgestiegen waren, stürmte sie erneut ins Cockpit und klammerte sich an die Mittelkonsole. Mit Polizeieinsatz liessen wir sie entfernen.

Wunderschöne Sicht auf die Anden

Da war der Cockpitbesuch im Anflug auf Santiago de Chile angenehmer. Wir kündigten die wunderschöne Sicht auf die Anden mit dem 7000 Meter hohen Aconcagua an, was sich einige Flight Attendants nicht entgehen lassen wollten. Zu sechst sahen sie aus den grossen Cockpitfenstern. Von der Bodenleitstelle erhielten wir die Erlaubnis, nach Sichtflugregeln unter Gipfelhöhe den Anflug auf Santiago durchzuführen. Neben den einmaligen Naturbildern war es auch fliegerisch «de Plausch». Mindestens bis sich der M/C am Telefon erkundigte, wie viel Zeit bis zur Landung bleibe. Sechs Minuten – die Antwort schockte ihn. Wir hatten tatsächlich vergessen, die Kabine für die Landung bereit machen zu lassen. Die sechs Flight Attendants rannten nach hinten, um die Kabine für die Landung vorzubereiten, was bis auf wenige Trolleys gelang, die sich beim Bremsen lautstark selbständig machten und die Retourflugmahlzeiten durcheinanderbrachten. Es gibt auch ungebetene Gäste aus der Tierwelt. So hinterliess eine grüne Stinkwanze im Cockpit widerlich stinkende Spuren, bevor wir sie erwischten.

Tiger und Schlangen

Und tatsächlich, ein mitfliegender Polizist schaffte es, in Accra ungebetene Passagiere ins Flugzeug zu schmuggeln. Der damalige Schaffhauser Kantonspolizist erzählte mir kürzlich, wie er als Tiger (mitfliegender Sicherheitsbeamter) Pythons von Accra mitbrachte. Im Ausgang habe er Steward Mario von seinem Schlangenzuchthobby und dem Wunsch nach Königspythons erzählt. Die mitternächtliche Taxifahrt und die Bottiche mit Hunderten Schlangen, darunter giftige, am Zielort seien ihm schon etwas ungeheuer vorgekommen. Mit drei jungen Pythons für 20 Dollar in einem Sack seien sie im Hotel angekommen. Dort habe er dann gestanden. Mario und der zweite Tiger von der Kapo Zürich, der kein Englisch konnte, seien eilig im Hotel verschwunden, während er den Taxifahrer teuer bezahlen musste. Der vermeintlichen Beifahrerin, die Mario als gut gemeinte Aufmerksamkeit und Zugabe zu den Schlangen für ihn besorgt hatte, habe er begreiflich machen müssen, dass der Abend ohne sie weitergehe. Er habe ihr das restliche Geld gelassen und sich allein ins Hotel gerettet. Der Steward konnte dann den Mund nicht halten, und im Flug habe sich der Kapitän erkundigt, ihm sei zugetragen worden, er habe Schlangen an Bord, wo diese denn seien. Er hatte sie im Crewbag unter dem Sitz. Die mit Zecken und Ungeziefer versehenen Schlangen seien übrigens gut in Schaffhausen angekommen.

 

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