Der Pelz gehört den Tieren!

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Barbara Gehring

Natur und Umwelt Über eine Sphinx von Katze und die vielleicht letzten Ferien im Wallis

Nun hat es mich «erwischt». Da liege ich nun, bewacht von Fägero, unserem Kater, mit einer Grippe im Bett. Wie eine Sphinx sitzt er vis-à-vis und beobachtet jede meiner Bewegungen. Derer sind nicht viele. Denn ich fühle mich schlapp, mein Kopf ist heiss, und der Hals schmerzt fürchterlich.

Letzte Woche noch war ich gesund. Da erreichte mich der Brief eines engagierten Veterinärprofessors und Tierfreundes. Fast verzweifelt fragte er, wie denn der erneut aufgekommenen Pelztragmode endlich ein dauerhafter Riegel vorgeschoben werden könne. Er stelle fest, dass jede zweite Jackenkapuze aus Pelz sei, leider oft aus echtem. Er habe gehofft, dass dieser tierquälerische Trend endlich der Vergangenheit angehöre. Aber das Gegenteil sei der Fall. Im Bus und in der Stadt schaue ich jetzt noch genauer hin und erkenne einige Kapuzen mit Echtpelzbesatz. Meist gehören sie jungen, gestylten Frauen. Sind sie so ignorant und gleichgültig?

Sie könnten es besser wissen, wenn sie nur wollten: Pelzfarmen sind ein richtiger Horror. «Auf kaum einem Quadratmeter, in Drahtgitterkäfigen, in denen ihnen jedes natürliche Verhalten verwehrt bleibt, leben Füchse auf Pelztierfarmen. Ob in China, Russland oder Skandinavien: Artgerecht kann die Haltung von Wildtieren, von Fuchs, Nerz, Zobel, Waschbär oder Marderhund, im industriellen Massstab nicht sein. Millionen Tiere leben ein kurzes, leidvolles Leben in bedrängter Enge und sterben einen oft langen, qualvollen Tod», so der Schweizer Tierschutz. Warum bringen wir diesen armen Mitgeschöpfen weniger Fürsorge und Mitgefühl entgegen als unseren Büsi oder Hunden?

Was also tun? Am liebsten würde ich den Pelzträgerinnen und -trägern ein totes, blutiges Pelztier um den Hals hängen. Aber das geht wohl nicht. ­Warum eigentlich?

Ein erfolgreicher Pionier der vegetarischen Küche verweigert Echtpelzträgern den Zutritt zu seinen Restaurants. Der Schaffhauser Veganladen auch. Bravo!

Vor einiger Zeit bekam ich von einer Bekannten eine nette Karte: Der Pelz an ihrer Kapuze sei dann kein echter! Dabei hatte ich sie gar nicht danach gefragt. Gefreut hat es mich trotzdem.

Apropos Pelztiere: Die «Netz-Natur»-Sendung über Wölfe habe ich leider verpasst. Genau verfolgt haben sie hingegen mein Mann und Kater Fägero. Wunderbar sei sie gewesen, wurde mir berichtet. Fägero sei die ganze Zeit gebannt vor dem Fernseher gesessen. Als die Sendung zu Ende und der Fernseher ausgeschaltet war, habe er am Bildschirm die Wölfe gesucht. Da er sie dort nicht finden konnte, schaute der clevere Kater sicherheitshalber auch noch hinter dem Fernseher nach. Zwingende Logik.

Ich sollte bald gesund sein, denn Ferien stehen bevor – im Wallis. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, denn dort will man dem Wolf an den Pelz. Der WWF bedauert den Abschussentscheid. Ich auch! Aber es kommt noch schlimmer: Eine Volks­initiative für ein «Wallis ohne Grossraubtiere» wurde eingereicht. Die Initianten von CVP und CSP Oberwallis haben Wolf, Luchs und Bär im Visier. Das könnten unter diesen Umständen unsere letzten Walliser Ferien sein. Dies nach mehr als 30 Jahren.

Offenbar hat es aus Sicht der Walliser Parteien mit dem C für «christlich» keinen Platz für diese einheimischen Wildtiere. – Ausser als Pelz am Jackenkragen!

Bleibt die Frage, wie wir beispielsweise die Afrikaner dazu anhalten sollen, Elefanten und Löwen zu schützen, wenn bei uns jedes «unliebsame» Tier abgeschossen werden kann?


Barbara Gehring war von 1989 bis 2016 Geschäftsführerin des WWF Schaffhausen.

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