Keine Angst vor grossen Schuhen

Daniel F. Koch | 
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Die Zeiten ändern sich: Gestern wurde Boris Smiljanic, der neue Trainer des FC Schaffhausen, vorgestellt. Statt eines grossen Medienhypes waren die regionalen Berichterstatter unter sich.

Natürlich wurde die Einladung zur Medienkonferenz zur Vorstellung des Nachfolgers von Murat Yakin, der seit Montag Trainer beim Super-League-Club Grasshoppers Zürich ist, sehr kurzfristig verschickt. Gleichwohl war das Interesse an Boris Smiljanic, der das Amt übernimmt und selbst eine Grösse im Schweizer Fussball ist, nur auf regionale Medien beschränkt. Weder SRF noch DRS noch eine der ­nationalen Zeitungen waren gekommen, um über den neuen Cheftrainer im Lipo-Park zu berichten. So ändern sich die Zeiten nach der Ära Yakin.

Den Blick nach oben gerichtet

Der Neue jedenfalls hatte keine Probleme damit, dass der Medienrummel um den FCS wieder vorbei und Normalität eingekehrt ist. Ebenso wenig zeigte sich Boris Smiljanic davon beeindruckt, dass er eine Aufgabe übernimmt, bei der sein alter Mitspieler und Freund Murat Yakin grosse Fussspuren hinterlassen hat. «Wer mich kennt, der weiss, dass ich ein Mensch bin, der nicht nach unten, sondern nur nach oben schaut», erklärte Smiljanic. Natürlich habe er Ideen, wie er seinen neuen Club vorwärtsbringen könne. Doch zunächst möchte er «die erfolgreiche Geschichte beim FC Schaffhausen weiterführen», sagt der 40-Jährige. «Es wäre doof, wenn ich jetzt alles über den Haufen werfen würde, wo es so gut läuft», sagt er. Jetzt gehe es erst einmal darum, die Mannschaft zu spüren und jeden einzelnen Spieler weiterzuentwickeln. Etwas, was der Bartträger seit vielen Jahren im Nachwuchs der Grasshoppers-Organisation mit grossem Erfolg gemacht hat. Dass er das kann, davon ist Smiljanic, der als Spieler sechsmal Schweizer Fussballmeister und dreimal Cupsieger wurde, felsenfest überzeugt. Zuversichtlich stimmen ihn auch die ersten Eindrücke, die er beim Testspiel gegen sein altes Team (GC U 21) erhielt. Sein neues Team siegte diskussionslos mit 6:0.

Das Duell gegen Servette

Anzunehmen, dass es auch in der Meisterschaft so weitergehen wird, wäre vermessen. «So etwas ist nicht sehr realistisch», weiss Smiljanic. Immerhin hat die Konkurrenz in der Challenge League «auf dem Papier die Nase vorn», sagt der dreifache Schweizer Internationale, der auf einen Erfahrungsschatz von 426 Super-League-Spielen zurückgreifen kann. Zum ersten Mal wird der langjährige Abwehrspieler nach der Nationalmannschaftspause mit seinem Team gefordert sein, wenn Servette Genf, einer der Aufstiegsfavoriten, den aktuellen Leader am 10. September herausfordert. Smiljanic hat bei seiner Vorstellung auch noch gesagt, dass die Resultate nicht immer das Wichtigste seien. «Wenn ­jeder einzelne Spieler seine optimale Leistung erbringt, werden sich früher oder später auch die guten Resultate automatisch einstellen.» Auch das ist eine Erfahrung, die einer mitbringt, der so viel erlebt hat und von vielen ­guten Trainern einiges mitnehmen konnte. Deshalb sieht es Smiljanic als eine seiner zentralen Aufgaben an, seine Spieler darin täglich besser zu machen. Dabei kann er die neue Infrastruktur beim FC Schaffhausen nutzen. «Zudem ist der Verein auch personell sehr gut aufgestellt.» Ein Plus, das der Neue beim Rekordmeister Grasshoppers schätzen gelernt hat.

In wenigen Tagen wird Smiljanics Assistent Hakan Yakan den FCS verlassen und seinem Bruder zu den Grass­hoppers folgen. Da stellt sich die Frage, wer als neuer Assistent den FCS-Staff ergänzen wird. «Wir haben drei bis vier Kandidaten im Auge und werden uns baldmöglichst entscheiden», erklärte Smiljanic und schaute dabei auf Marco Truckenbrod Fontana, den FCS-Geschäftsführer. Der wartet noch immer darauf, ob der Super-League-Club FC Sion den FCS-Captain Neitzke abwirbt oder nicht. Auch für Trainer Smiljanic eine zentrale Personalie. Sollte Neitzke gehen, was derzeit eher unwahrscheinlich ist, müsste man wieder anders planen.

Kritik der Fans an der Kooperation

Truckenbrod Fontana lobte nochmals die Zusammenarbeit im Profibereich mit den Grasshoppers, die dem FCS gute, talentierte und hungrige Spieler bringt. «Das ist eine wertvolle Partnerschaft», sagte der FCS-Geschäftsführer. Die kritischen Spruchbänder in der Fankurve nahm auch Truckenbrod Fontana zur Kenntnis und bedauerte sie. «Die Leute wissen einfach nicht, was alles hinter dieser Zusammenarbeit steckt», so der FCS-Geschäftsführer.

Er ist der Meinung, dass der Club insgesamt auf gutem Weg ist und mit dem neuen Trainer den richtigen Mann angestellt hat.

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