Du hast keine Chance, also nütze sie

Daniel F. Koch | 
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Er wird in Neuenburg wieder in die Elf zurückkehren: Shkelqim Demhasaj (links), der junge FCS-Goalgetter. Kann er sein Skore weiter erhöhen? Bild: Roger Albrecht

Nach zwei Siegen reist der ­Tabellenletzte FC Schaffhausen heute nach Neuenburg, wo um 19 Uhr in der Mala­dière der Letzte gegen den Zweiten der Challenge League angepfiffen wird.

Diese Partie kann man beim Blick auf die Tabelle getrost als «die Rollen sind klar verteilt» bezeichnen. Hier der Tabellenzweite mit 14 Siegen, der erste Verfolger von Leader FC Zürich, und dort der Gast, der trotz zweier Siege noch immer die rote Laterne als Letzter vor sich herträgt. Kommt noch hinzu, dass der Gast aus der Nordschweiz noch das Nachtragsspiel vom Mittwoch in den Knochen hat, während die Spieler von Trainer Michel Decastel sich bei normalem Trainingsbetrieb auf den Match vorbereiten konnten.

Man könnte also die Aufgabe des FC Schaffhausen durchaus mit einem Bonmot beschreiben: «Du hast keine Chance, also nütze sie!» Schaffhausens Trainer Murat Yakin lacht, wenn man ihn mit diesem Spruch konfrontiert. Der FCS-Trainer hat Neuenburg beobachtet und beschreibt den Tabellenzweiten als ein Team, das sich positiv entwickelt hat, auf gutem Niveau spielt und viel Tempo entwickelt bei seinen Auftritten – so beschreibt man Spitzenteams. Mit Gaetan Karlen (12 Treffer) und Raphael Nuzzolo (9) stehen zwei Topskorer der Liga in Neuenburgs ­Reihen.

Xamax schielt nach oben

Mit Michel Decastel steht ein sehr erfahrener Trainer an der Seitenlinie des Tabellenzweiten. Der wurde nach den Skandalen um den tschetschenischen Investor Bulat Tschagajew, die im Januar 2012 mit dem Lizenzentzug und Konkurs endeten, danach wieder als Neuchâtel Xamax FCS neu gegründet, wobei FCS für den FC Serrières steht, der mit Xamax fusionierte. Längst sind die Schatten der Vergangenheit verscheucht und ist der Blick nach vorn, sogar Richtung oberste Liga, gerichtet. Doch neun Punkte Rückstand auf Leader FC Zürich sind wohl eine zu grosse Hypothek. Zumindest in dieser Saison. Die Spielstärke der Romands ist aber trotzdem bemerkenswert. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass Schaffhausens Trainer Murat Yakin vor dem Auftritt seines Teams auf der Maladière Folgendes sagt: «Für uns ist das Spiel ein grosser Prüfstein.» Bei einem solchen Vergleich kann ein Trainer schnell erkennen, wie gross der Unterschied zwischen seiner aufstrebenden Mannschaft, bei der die Mechanismen zwischen den einzelnen Mannschafts­teilen immer besser ineinandergreifen, und einem echten Spitzenteam ist. «Eine tolle Aufgabe für uns», freut sich der FCS-Coach auf den weiteren Erkenntnisgewinn.

Nach dem zweiten Sieg in Folge hofft Murat Yakin, dass seine Spieler die Lehren aus dem Spiel gegen Wil («Manche sind wohl erschrocken über die vielen Chancen, die sich uns boten») ziehen und noch abgeklärter auftreten werden. Als Erfolg wertet Yakin, dass sein Team sich nicht von den Umständen, die Wil gelähmt haben (keinen Lohn erhalten, die Angst vor dem Konkurs und der Ärger mit Kollegen, die eine Lösung der Finanzprobleme blockieren), beeinflussen lassen hat, sondern professionell den angestrebten Heimsieg eingefahren hat. Gegen Xamax kann Murat Yakin wieder auf Stürmer Shkelqim Demhasaj setzen, der seine Gelbsperre abgesessen hat. Der Youngster hat neun Saisontore erzielt. Ihm ist Steven Lang, der in Schaffhausen so gut eingeschlagen hat und sich rundum wohlfühlt, mit sieben Treffern aus vier Partien auf den Fersen. «Ich habe den Spass am Fussball wiedergefunden. Wenn du als Fussballer einen Lauf hast, klappt alles. Ich hoffe, dass der bei mir noch ein wenig weitergeht», sagte Lang nach dem 3:0 gegen Wil. Warum soll das treff­sichere Schaffhauser Duo nicht auch in Neuenburg treffen und dem FCS zu einem Auswärtssieg verhelfen? Mit dem nötigen Mut könnte am Ende der Spruch: «Du hast keine Chance, also nütze sie» doch noch wahr werden. Yakin und Co. könnten den nächsten kleinen Schritt zur Mission «Nichtabstieg» beitragen.

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