«Sie bleiben zu Hause, wenn sie ihre Tage haben» – Verein aus Schaffhausen hilft Schulkindern in Sri Lanka

Mark Liebenberg | 
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Der Verein mit einem Stand am Internationalen Bodensee Kirchentag. Bild: zVg

Zumutbare Toiletten für Mädchen, Computerräume und Gärten für die Selbstverpflegung über Mittag: Ein diese Woche ausgezeichneter Verein aus Schaffhausen hilft seit drei Jahren Schulkindern in Sri Lanka.

Lankawelamai – das heisst: Kinder in Sri Lanka. Der gleichnamige Verein in Schaffhausen hat sich seit drei Jahren zum Ziel gesetzt, Kindern aus bedürftigen Familien in Sri Lanka bessere Bildungs- und Lebenschancen zu ermöglichen. Diese Woche hat der erst drei Jahre alte Verein dafür den mit 25'000 Franken dotierten Schaffhauser Preis für Entwicklungszusammenarbeit des Schaffhauser Kantonsrats entgegennehmen dürfen. Die beiden Frauen, die als Co-Präsidentinnen hinter Lankawelamai stehen, Yulanie Perumbadage und Anna Hermes, sind noch am Tag nach der Preisübergabe von Ratspräsident Diego Faccani (FDP) am Montagabend ganz baff. «Natürlich weiss man es schon im Voraus. aber es war dann doch ein emotionaler Moment», sagt die Neuhauserin Anna Hermes. Sie und Yulanie Perumbadage haben den Hilfsverein erst vor zwei Jahren gegründet.

Angefangen hat alles im Jahr 2020: Mit Patenschaften à 200 Franken für Schulkinder hat Perumbadage in ihrem Schweizer Bekanntenkreis erreicht, dass die dortigen Kids Schulbücher, Schreibzeug und anständige Kleider kaufen können. «Die Schulen in Sri Lanka sind formell staatlich, aber es fehlt an allen Ecken und Enden», sagt sie.

Anna Hermes und Yulanie Perumbadage in der Shf-Sendung.

Der Verein ist dann dazu übergegangen, direkt Schulhausinfrastrukturen zu unterstützen, wie Hermes erklärt. «Es gab keine Toiletten oder Binden für Mädchen, die bleiben einfach zu Hause, wenn sie ihre Tage hatten.» Auch in kleine Bibliotheken und einen Computerraum hat der Verein seine Spenden investiert – stets nur in Sachleistungen, nie fliesse Bargeld, auch nicht zu den Familien, für deren Kinder die Spender Patenschaften übernehmen. «Vor Ort sorgt meine Schwester und mittlerweile ein Netzwerk an Vertrauenspersonen für den gezielten Mitteleinsatz», erklärt Yulanie Perumbadage.

Ein Essen in der Schule

Die Künstlerin und Kunsttherapeutin hat dabei zwei Schulhäuser in ihrer alten Heimat auserkoren, einem ländlichen Gebiet etwa drei Autostunden von der Hauptstadt Colombo entfernt. «Weil die Kinder nichts zu essen bekommen in der Schule, bleiben sie ihr einfach fern.» Das will der Verein mit dem Preisgeld nun verhindern und Hilfe zur Selbsthilfe fördern: Gemüsegärten sollen angelegt werden, damit die Schulen ein Mittagessen ausgeben können.

Yulanie Perumbadage
«Weil die Kinder nichts zu essen bekommen in der Schule, bleiben sie ihr einfach fern.»
Yulanie Perumbadage, Künstlerin und Gründerin des Vereins Lankawelamai

Perumbadage ist mit den Töchtern ihrem Mann 2009 ins Exil nach Schaffhausen gefolgt – er wurde als Dissident politisch verfolgt. Die Familie gehört zu der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und nicht etwa zur tamilischen Gruppe des von langem Bürgerkrieg und halbautokratischer Herrschaft geprägten Inselstaats. Die spätere Co-Präsidentin des Vereins Lankawelamai hat sie bei der Integres kennengelernt. «Ich war Yulaines Deutschlehrerin», sagt Hermes und lacht. «Später ist daraus eine Freundschaft geworden», sagt Anna Hermes.

Wegen ihres Aufenthaltsstatus sei es der Familie Perumbadage bisher noch nicht möglich gewesen, die Früchte ihrer durch Spenden finanzierten Arbeit vor Ort zu begutachten – das soll sich ab nächstem Jahr ändern.

Anna Hermes
«Sonst ist es einfach, mit dem Finger auf unsere Projekte zu zeigen und zu sagen, die anderen, in diesem Fall die Muslime, würden diskriminiert.»
Anna Hermes, Co-Präsident des Vereins

Denn, wo die Hilfsmittel fliessen, mache sich auch Neid breit. So hat der Verein – nachdem er eine Schule im singhalesischen Dorf Hengawa unterstützt – auch dem Ersuchen einer muslimischen Schule stattgegeben, die im unweiten Wellawa liegt. Muslime machen etwa einen Zehntel der srilankischen Bevölkerung aus – und gelten damit als potenziell bedrohte Minderheit. «Sonst ist es einfach, mit dem Finger auf unsere Projekte zu zeigen und zu sagen, die anderen, in diesem Fall die Muslime, würden diskriminiert», sagt Hermes. Bald wolle der Schaffhauser Verein deshalb auch ein Projekt im tamilischen Teil der Insel unterstützen.

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