«Kopf und Herz sind die wichtigsten Arbeitsinstrumente»

Jeannette Vogel | 
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Der Chef packt gern selber mit an: Walter Meier, Leiter des Georg-Fischer-Distributionszentrums. Bild Jeannette Vogel

Für Georg Fischer hat Walter Meier rund um den Globus als Monteur gearbeitet. 46 Jahre nach seinem Eintritt bekam er seine Traumstelle und ist heute Chef des ­Distributions- zentrums Schaffhausen.

Beim Golfen hat er sein Ziel noch nicht erreicht. Beruflich hat es Walter Meier hingegen weit gebracht. Seit 2015 ist er Gesamtleiter des GF- Distributionszentrums Schaffhausen (DZS) und führt ein internationales, sechzigköpfiges Team.

«Das, was ich jetzt mache, hätte ich schon viel früher gerne getan», sagt Meier, der ehemalige Maschinenschlosserlehrling. Er ist verantwortlich für den weltweiten Versand von Komponenten für Rohrleitungssysteme der Division GF Piping Systems. 20 000 Palettenstellplätze werden im DZS bewirtschaftet, vollautomatisch. Aus sechs Nationen kommen seine Mitarbeiter: «Wir kümmern uns jeden Tag um die zeitgerechte Auftragserfüllung – weltweit. Das kann kein Einzelner, dafür braucht es ein gut eingespieltes Team», sagt Meier. Seine Hauptaufgaben sieht er in der Personalführung: «Das ist etwas vom Wichtigsten.» Er hält inne und überlegt kurz: «Am meisten Freude macht mir der Umgang mit den Menschen.» Seine wichtigsten Arbeitsin­strumente? «Kopf und Herz», antwortet er, ohne zu zögern.

Investitionen vorantreiben

Meier war Ende der Achtziger an der Planung und dem Aufbau des Distributionszentrums auf dem Ebnat beteiligt. 1990 wurde das DZS in Betrieb genommen. «Die Marktanforderungen ändern sich konstant. Es ist unser Antrieb, diese Herausforderungen zu meistern», sagt Meier. Das Zentrum gibt es nun seit bald 30 Jahren. Durch Innovationen und Investitionen konnte auch eine gewisse Standortsicherheit gewährleistet werden. Die Schweiz zähle ja bekanntlich nicht gerade zu den günstigsten Standorten, sagt Meier. «Gemeinsam mit ­meinem Team habe ich viele wichtige Investitionen für das DZS vorangetrieben.»

Seit 1969 arbeitet Meier für GF. Eigentlich habe er Elektromechaniker, werden wollen, sagt Meier, der in Rafz aufgewachsen ist. Nach einer Schnupperlehre beim Industriekonzern – «ich weiss noch, ich durfte ein Morsegerät zusammenbasteln» – sagte ihm eine Ausbildung zum El.-Mech. zu. Es war jedoch keine Lehrstelle mehr frei. So entschied er sich für die vierjährige Ausbildung zum Maschinenschlosser. Diese Ausbildung komme ihm heute noch zugute, dank ihr hat er den Überblick über verschiedene Prozesse, auch über die mechanischen: «Mein praktisches Wissen nutze ich, um auch komplexe Prozesse benutzerfreundlich zu gestalten», sagt Meier.

Nach der Ausbildung arbeitete Meier in den Siebzigerjahren zuerst im Zweischichtbetrieb in der Tempergussgiesserei im Herblingertal. Es waren manchmal zehn oder auch zwölf Stunden am Tag: «Die Anlage musste schliesslich laufen.» Nach rund zwei Jahren zog es ihn dann hinaus in die Welt. Er ging viele Jahre für GF auf Montage. Meier baute Giessereianlagen auf: in Spanien, Süd­afrika, rund um den Globus. «Ich war im Dreimonatsrhythmus weg», sagt Meier.

Dank dem «Phänomen Funktelefon» war er bereits Anfang der Neunziger überall erreichbar. Es vergingen noch Jahre, bis sich das Mobiltelefon auf breiter Front durchgesetzt hatte.

GF greift auf eigene Leute zurück

Meier hält seinem Arbeitgeber seit 48 Jahren die Treue. An Angeboten, die Stelle zu wechseln, fehlte es nicht: «Aber warum sollte ich wechseln, wenn es mir hier gut geht?», fragt Meier. Auch als Chef ist er auf dem Boden geblieben: «Ich könnte auch jetzt noch im Maschinenunterhalt arbeiten.» Jedoch – wo sonst hätte er immer wieder die Möglichkeit gehabt, sich weiterzuentwickeln und etwas anderes zu machen, als bei GF? «Georg Fischer greift auf die eigenen Leute zurück, das finde ich gut», resümiert Meier.

Im Februar 2018 geht Meier in den Ruhestand. «Ich habe schon mein ganzes Leben lang Pläne für die Pensionierung», sagt Meier schmunzelnd. Mehr Zeit für Frau und Enkelkinder werde er dann haben, ebenso für Sport und Musik. Walter Meier nimmt seit zwei Jahren Keyboard-Unterricht: «Musik ist ein guter Ausgleich. Sie hält nicht nur die Finger, sondern auch den Geist beweglich.» Er spielt normalerweise für sich allein und manchmal auch für seine Frau, die ihm gerne zuhört. Nur das angestrebte Golfhandicap – an dem muss er noch arbeiten.

Zur Person

Eintritt: 1969
Ausbildung: Maschinenschlosser
Angefangen als: Lehrling
Heute tätig als: Leiter DZS
Arbeitgeber: Georg Fischer Piping Systems AG
Arbeitsort: Schaffhausen
Jahre bis zur Pensionierung: 1
Wohnort: D-Steisslingen

Serie: Treue Mitarbeiter in Schaffhauser Firmen

Mehrmalsin seiner Laufbahn die Stelle zu wechseln, ist heutzutage normal. Im Gegensatz dazu stellen wir in unserer monatlichen Serie Menschen vor, die seit Jahrzehnten im gleichen Betrieb arbeiten. Der erste Beitrag führte zur Firma Bosch und zu Willi Gysel, der zweite zu Rolf Stocker von der Sauter Malermeister GmbH.

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