«Ein grosser Künstler ist von uns gegangen»

Schaffhauser Nachrichten | 
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George Michael war in den 80er- und 90er-Jahren einer der ganz grossen Popstars. Welterfolge wie «Last Christmas» oder «Freedom» werden bleiben. Die Trauer unter Kollegen und Fans ist gross. Rick Parfitt von Status Quo ist am Samstag gestorben. 2016 gingen viele grosse Musiker von uns.

Die Popwelt trauert um George Michael. Völlig überraschend und ausgerechnet am Weihnachtsfeiertag ist der Sänger des Klassikers «Last Christmas» mit 53 Jahren gestorben. Der Musiker, der mit der Band Wham! («Careless Whisper», «Wake Me Up Before You Go-Go») berühmt wurde und später auch als Solokünstler grosse Erfolge feierte, starb am Sonntag auf seinem Anwesen in Goring-on-Thames in Oxfordshire, etwa 90 Kilometer von London entfernt.

Die Polizei sah keine Hinweise auf Fremdverschulden. Nach Informationen britischer Medien soll Michaels Manager Michael Lippman von Herzversagen gesprochen haben. Die Leiche soll obduziert werden.

Eine prägende Stilikone

Musikalische Erfolge auf der einen Seite, private Skandale und Gesundheitsprobleme auf der anderen – seine Fans waren häufig in grosser Sorge um ihn. George Michael galt mit seinem Modemut und innovativen Videoclips ausserdem auch als Stilikone. Zu seinen grössten Hits zählen Songs wie «Faith» und «Freedom». In seiner fast 40-jährigen Karriere soll er mehr als 100 Millionen Alben verkauft haben, darunter Werke wie «Listen Without Prejudice», «Older» oder «Songs from the Last Century».

«Mit grosser Trauer bestätigen wir, dass unser geliebter Sohn, Bruder und Freund George während der Weihnachtstage zu Hause friedlich entschlafen ist», teilte Michaels Sprecher am Sonntagabend mit. Im Namen der Familie bat der Agent, das Privatleben der Angehörigen «in dieser schwierigen Zeit» zu respektieren.

Bestürzung bei Kollegen

Musikerkollegen äusserten sich in sozialen Netzwerken tief bestürzt. Wham!-Bandkollege Andrew Ridgeley twitterte, er sei «untröstlich». Elton John schrieb, er habe «einen geliebten Freund verloren». John hatte Anfang der 90er mit einer Liveversion des von ihm komponierten Songs «Don’t Let The Sun Go Down On Me» einen ­gemeinsamen Hit mit Michael.

Madonna – selbst eine 80er-Jahre-Ikone – postete auf Twitter: «Lebewohl, mein Freund. Wieder ist ein grosser Künstler von uns gegangen.» Sie spielte damit auch auf den Tod weiterer Rock- und Popstars in diesem Jahr an wie Prince und David Bowie (siehe auch ­Liste rechts). Ex-Beatle Paul McCartney schrieb, Michaels Musik werde auch nach dessen plötzlichem Tod weiterleben.

Erste westliche Band in China

George Michael war der Sohn einer Britin und eines griechisch-zypriotischen Vaters; sein richtiger Name lautete Georgios Kyriakos Panagiotou. Seine Karriere startete er mit seinem Schulfreund Andrew Ridgeley. Sie gründeten das Duo Wham!, das 1985 als erste westliche Band in der Volksrepublik China auftrat.

Geprägt von Schicksalsschlägen

In den 90er-Jahren erlebte Michael einige Schicksalsschläge – vor allem der Tod seiner Mutter und der Tod eines Lebensgefährten infolge von Aids stürzten ihn in tiefe Krisen. Michael wurde depressiv und nahm Drogen. Er haderte auch lange damit, mit seinem Schwulsein nicht offen umgegangen zu sein. Jahrelang wurde er sogar eher als heterosexuelles Sexsymbol inszeniert.

Outing im Jahr 1998

Nach einer Festnahme in den USA kam es jedoch im Jahr 1998 endgültig zu seinem Outing. Michael war damals in einer öffentlichen Toilette in einem Park in Beverly Hills festgenommen worden. Zivilfahnder ertappten ihn dort bei einem – wörtlich – «unanständigen Akt», wie es damals hiess.

Der Will Rogers Memorial Park galt zu dieser Zeit als Anmachort für Homosexuelle, worüber es Beschwerden gab, weshalb die Polizei dort Einsatzkräfte hinschickte und unter anderem den Popsänger erwischte.

Michael wurde politischer

Danach wurde George Michael ­offensiver und auch politischer. Im ­Videoclip zum 2002 erschienenen Lied «Shoot the Dog» zeigte er zum Beispiel einen animierten Premierminister Tony Blair als Schosshündchen des ­damaligen US-Präsidenten George W. Bush.

Der Tod von George Michael war gestern grosses Thema in den sozialen Netzwerken – in erster Linie für Menschen, die in den 80ern und 90ern Jugendliche waren. Viele äusserten sich bestürzt und tief getroffen.(sda/dpa)


Rick Parfitt: Der Status-Quo-Musiker ist am Samstag im Alter von 68 Jahren gestorben.

VON ULI HESSE

Status Quo füllte Stadien mit Boogie-Rock-Klassikern. Nach fast einem halben Jahrhundert auf der Bühne stöpselte Rhythmusgitarrist und Sänger Rick Parfitt aus Gesundheitsgründen seine E-Gitarre aus.

Die eingängigen Riffs von «Whatever You Want» gehören zu den ersten Griffen, die junge Gitarrenschüler lernen. Status Quo haben einige der grössten Rockhits wie «Down Down» und «Rockin’ All Over The World» ­gespielt. Nur Queen, die Beatles und Elvis dominierten die Albumcharts länger.

Rick Parfitt war fast ein halbes Jahrhundert als Rhythmusgitarrist und Sänger dabei. Er und Frontmann Francis Rossi wirkten zum Schluss wie ein altes Ehepaar, das sich noch lange nicht von den durchgescheuerten Jeans und den weissen und grünen Fender-Gitarren trennen wollte.

Am Samstag starb Rick Parfitt im Alter von 68 Jahren im spanischen Marbella; nach Angaben seines Managers an den Folgen einer Infektion nach einer Operation an der Schulter. Der Sänger und Gitarrist hinterlässt vier Kinder und Ehefrau Lyndsay Whitburn. Geboren wurde Parfitt am 12. Oktober 1948, wuchs er in einer Sozialbausiedlung in Woking im Süden Londons auf. Der kleine Rick lernte mit elf Jahren Gitarre spielen, inspiriert vom «King of Skiffle» Lonnie Donegan.

Sein Einstieg bei Status Quo

1967 stieg Parfitt bei Status Quo ein. Nach ersten psychedelischen Ausflügen wie «Pictures Of Matchstick Men» schaffte die Band den Durchbruch Anfang der 70er-Jahre mit einer Reihe von eher ungeschliffenen, rockigen Hits wie «Paper Plane» oder «Caroline». Danach wurde der Bandname zum Programm: Die Fans wollten Gassenhauer wie «Whatever you Want», simple Melodien, drei Akkorde, die Gitarrenhymnen der 70er-Jahre ohne Experimente. Daher wichen Status Quo nur selten von ihrem Erfolgsrezept ab – und verkauften damit mehr als 120 Millionen Platten. Darüber machten sich nicht nur Kritiker lustig, sondern auch Bands – die Punk-Parodie «Heads Down No Nonsense Mindless Boogie» schaffte es 1978 sogar in die Hitparaden.

Aber Status Quo überstand Punk, tourte durchdie Welt und füllte das Moskauer Olympiastadium 14-mal in Folge. 1985 spielten sie «Rocking All Over The World» zum Auftakt von Bob Geldofs «Live Aid» und brachten im Londoner Wembley Stadium 100 000 Menschen zum Toben.

Parfitts erste Ehe brach auseinander, als seine zweijährige Tochter Heidi im Pool in seinem Haus in Surrey ertrank: «Das Leben ging weiter, und man lernt, damit zu leben, aber man kommt nie darüber hinweg. Niemals...», sagte er dem «Guardian». ­Danach heiratete er seine Jugendliebe Patti Beedon. Mit seiner dritten Ehefrau Lyndsay Whitburn lebte er zuletzt im spanischen Málaga; sie haben Zwillinge. Bei ihnen wollte Rick Parfitt all das gutmachen, was er bei seinen älteren Söhnen verpasst hatte.

Exzessiver Lebensstil

Sein exzessiver Lebensstil hatte späte Folgen: 1997 überstand er den ersten Herzinfarkt, gefolgt von Kehlkopfkrebs und zwei weiteren Herz­infarkten. Den vierten hatte er im Juni 2016 nach einem Konzert in der Türkei. Danach gab Parfitt daher bekannt, dass er mit Status Quo nicht mehr auftreten werde – so stand er denn letzten Sommer beim Status-Quo-Konzert in Schaffhausen auch nicht mehr mit auf der Herrenacker-Bühne.(sda/r.)


2016 Ein schwarzes Jahr für die Popwelt

Viele Legenden gestorben:
Bowie, Cohen, Prince und jetzt auch noch George Michael und Rick Parfitt – der Tod so mancher Legende hat die Musikwelt 2016 ärmer gemacht. Eine Auswahl:

David Bowie (69) Der britische Rockmusiker gehörte zu den einflussreichsten Musikern der vergangenen Jahrzehnte. Im Laufe seiner Karriere erfand er sich ­immer wieder neu. Zu seinen ­berühmtesten Liedern zählen «Lets Dance», «Heroes» und «Life on Mars». Bowie starb am 10. Januar.

Glenn Frey (67) Der US-amerikanische Gitarrist, Sänger und Songschreiber gründete 1971 die Rockband Eagles mit. Sie wurde zum Inbegriff des California Rock. Zu den bekanntesten Titeln zählen «Hotel California» und «Take It Easy». Frey starb am 18. Januar.

Maurice White (74) Der Afroamerikaner war Gründer und Vordenker der Funk-Band Earth, Wind & Fire. Mit Hits wie «September» oder «Shining Star» prägte die Ende der 1960er-Jahre gegründete Gruppe den Sound ihrer Zeit. White starb am 3. Februar.

Roger Cicero (45) Der Jazzsänger machte mit seiner Mischung aus Pop, Jazz und Swing, gewürzt mit Wortspielereien, den deutschsprachigen Swing salonfähig. 2007 gewann er den Musikpreis Echo als bester Rock/Pop-Sänger. Markenzeichen von «Mr. Swing» war sein obligatorischer Hut. Cicero starb am 24. März.

Prince (57) Der US-Popmusiker galt als einer der bedeutendsten Musiker der vergangenen Jahrzehnte. Von dem siebenfachen Grammy-Gewinner stammen Welthits wie «Purple Rain», «Sign O’ The Times», «Kiss» und «When Doves Cry». Prince starb am 21. April.

Leonard Cohen (82) Seinen Durchbruch als Sänger und Songschreiber schaffte der Kanadier in den 1960er-Jahren in New York. Dort lebte er im legendären Chelsea Hotel und lernte Kollegen wie Bob Dylan, Joni Mitchell und ­Janis Joplin kennen. Songs wie «Hallelujah», «Suzanne» oder «So long Marianne» machten Cohen weltberühmt. Er starb am 11. November.

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