Der erste Eindruck zählt

Alexa Scherrer | 
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Jasmin Müller (links), Teamleiterin Aboservice, und Mariella Scasciamacchia von der Anzeigenberatung am neuen Kundenschalter im Empfangsbereich des Medienhauses Meier. Bild: Selwyn Hoffmann

Auskunftsbüro, Telefonzen­trale, Visitenkarte des Medienhauses – am Empfang des Medienhauses Meier laufen alle Fäden zusammen.

Wer ins Innere der «Schaffhauser Nachrichten» vordringen will, muss zuerst hier vorbei. Der Empfang an der Vordergasse 58 ist die erste Anlaufstelle für jeden, der eine Frage zu seinem Abo hat, der Lob oder Kritik anbringen will oder der einen Termin im Verlag oder mit einem Journalisten der Zeitung oder des Schaffhauser Fernsehens hat. «Wir sind die Visitenkarte des Medienhauses», sagt Margrit Kurath. Es werde deshalb besonders viel Wert auf einen respektvollen Umgang gelegt – «und zwar bei jedem Besucher». Nicht immer aber beruht das auf Gegenseitigkeit. Teilweise seien Besucher aggressiv oder unanständig oder so wütend, dass sogar Zeitungen durch die Luft fliegen. Gewisse Menschen brauchten auch einfach jemanden, der sie in einer schwierigen Lebenssituation wahrnehme. Am Empfang geht es also nicht nur darum, Telefonanrufe entgegenzunehmen oder Abos während Ferienabwesenheiten zu sistieren – es braucht auch psychologisches Geschick im Umgang mit den verschiedensten Menschen.

Besonders wichtig ist dieses «Gspüri», wie Kurath sagt, bei Trauernden. Wenn Angehörige gerade einen lieben Menschen verloren haben und am Empfang eine Todesanzeige aufgeben oder Trauerzirkulare bestellen wollen, braucht es viel Einfühlungsvermögen. «Schwierig ist es etwa, wenn junge Menschen oder Kinder gestorben sind», sagt Kurath. Und ihre Kollegin Mariella Scasciamacchia ergänzt: «Es kann den Angehörigen bei der Trauerbewältigung helfen, wenn sie die Todesanzeige selbst schreiben oder entscheiden, wie sie gestaltet werden soll.» Die Empfangsmitarbeiterinnen begleiten sie dabei beratend.

Die Zeitung von gestern für Fr. 1.50

Es gibt aber auch schöne Situationen am Empfang. Zum Beispiel dann, wenn sich Kunden mit einem kleinen Geschenk oder einem Trinkgeld bedanken. «Erst vergangene Woche war eine Frau da, während hier ein Betrieb wie in einem Bienenhaus herrschte», erinnert sich Scasciamacchia. Die Frau habe den Angestellten die Hektik wohl angesehen und am nächsten Tag eine Packung Vitamintabletten vorbeigebracht. «Das fand ich super!»

Pro Tag kommen 50 bis 60 Personen an den Empfang. Damit jeder Kundenwunsch an die richtige Stelle gelangt, sitzt am Empfangsschalter immer sowohl jemand vom Aboservice als auch jemand von der Anzeigenberatung – und das zwischen 7.30 und 17.30 Uhr.

Immer wieder kommt es auch vor, dass Leser ihre tagesaktuelle Ausgabe nicht am Kiosk, sondern direkt am Empfang kaufen. Obwohl ein geflügeltes Wort heisst: «Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern», sind auch Zeitungen von den Vortagen erhältlich. Sie kosten 1.50 Franken. Auch wenn jemand eine Archivzeitung – etwa für einen Geburtstag – braucht, hilft der Empfang. «Wir sind Auskunftsbüro, Telefonzentrale, nehmen Anzeigen entgegen, verkaufen Bücher, verlängern, beenden oder schliessen Abos ab und hören uns Lob oder Vorwürfe an», sagt Kurath. Diese Fülle von Aufgaben führe oft zu stressigen Arbeitstagen. «Ja, es ist hektisch», sagt Kurath. «Aber wir sind bei einer Zeitung – da rennt die Zeit halt.»

Anzeigenberatung und Aboservice am Empfang sind zwei der drei Bereiche des Lesermarkts, den dritten bildet das Lesermarketing. Sabrina Strässle, Leiterin Lesermarkt, erzählt, dass der Aboservice am Morgen hauptsächlich damit beschäftigt ist, Reklamationen von nicht oder zu spät zugestellten Zeitungen entgegenzunehmen. Eine Zustellung bis 6.30 wird garantiert – klappt es an einem Tag gar nicht, wird sie dem Empfänger entweder auf Wunsch später am Tag zugestellt, oder er kann sie an der Vordergasse abholen. An einem «schlechten Tag» gehen laut Strässle an einem Morgen gegen zehn solcher Anrufe ein. «Manchmal sind die Kunden wirklich fuchsteufelswild», sagt sie.

«Namen zu den Gesichtern»

Natürlich gibt es aber auch das Gegenteil. Gerade jetzt, wo es langsam auf Weihnachten zugehe, gebe es immer wieder Anrufe von Lesern, die den Zeitungsverträgern gerne etwas Kleines schenken möchten. «Die Adressen geben wir nicht raus, aber wir können den Verträgern sagen, dass im Briefkasten eine Schachtel Pralinés oder ein Batzen auf sie wartet.» Dass der Abo­service jetzt nicht mehr nur telefonisch erreichbar ist, sondern persönlich am Empfang sitzt, empfindet Strässle als grossen Vorteil. «So gibt es zu den Namen auch Gesichter.»

Im Lesermarketing konzentrieren sich die Mitarbeiter darauf, Aboaktivitäten wie zum Beispiel Spezialangebote aufzugleisen. Zudem betreuen sie ­Medienpartneranfragen und planen und organisieren praktisch alle Aussenauftritte – wie eben erst denjenigen an der Herbstmesse. «Solche Einsätze sind zwar intensiv, aber das direkte Feedback und der Kontakt zu den Lesern sind wichtig für unsere Weiterentwicklung», sagt Strässle. Die Stärke der «Schaffhauser Nachrichten» liege in der regionalen Berichterstattung, und es sei die Aufgabe der Lesermarkt-Abteilung, das nach aussen zu tragen. An der Herbstmesse zumindest hat es funktioniert: «Wir haben einige neue Abos abgeschlossen.»

Neuer Empfang: Begrüssung in zeitgemässer Umgebung

Der Empfang des Medienhauses Meier hat ein ganz neues Gesicht erhalten: «Wir sind hier zurückgegangen auf Stufe Rohbau», sagt Christian Stamm, der das Umbauprojekt Meier-intern leitete. Die grösste Herausforderung war, dass der Empfang und seine Dienstleistungen aufrechterhalten werden mussten, während die Bauarbeiten vor sich gingen. Das war vor allem für die Empfangsmitarbeiterinnen eine Herausforderung angesichts der Geräuschkulisse, die solche Projekte mit sich bringen.

Nun arbeiten sie neu in einem modern ausgerüsteten Empfangsbereich. Augenfällig ist der dunkelbraune, leicht gewölbte Kundenschalter mit der weissen Platte. Dahinter, von Glaswänden abgetrennt, arbeitet neu das Backoffice mit fünf Arbeitsplätzen, zusätzlich zu den zwei am Schalter. Dieses Team wickelt die Kundenaufträge ab. Zusätzlich wurden, ebenfalls mit Glaswänden abgetrennt, auch zwei ­Besprechungszimmer eingerichtet. Dort können Kundengespräche ungestört durchgeführt werden.

Der Wartebereich wurde neu möbliert und passt zum moderneren Interieur.

Nicht mehr sichtbar, aber von grosser Bedeutung sind die Anpassungen im Untergrund, wo die Leitungen erneuert wurden. Doch auch das eine oder andere Detail sticht heraus: Im Empfangsbereich und in einem der Schaufenster hängen neu Flachbildschirme, auf denen unter anderem die Sendungen des Schaffhauser Fernsehens gezeigt werden.

Im Eingangsbereich wartet ebenfalls eine Neuheit: eine magnetische Wand. Was das Besondere daran ist? Es handelt sich nicht um eine Magnetplatte, die auf eine Wand montiert wurde, sondern um magnetische Farbe. Nun hängen die Plakate und die Veranstaltungsanzeigen im Eingangsbereich also magnetisch festgemacht auf dem Anstrich der Wand.

Die Arbeiten im Eingangsbereich sind abgeschlossen, doch schon gibt es neue Ideen: Auch der Zeitungsaushang in der Vordergasse soll elektronisch werden – inklusive Touchscreen.

Empfang: Mehr als nur ein «Grüezi»

Abo Die Abonnements der SN können neu abgeschlossen, während der Ferien sistiert oder umgeleitet werden.

Anzeigen Werbekunden können ihre Anzeigen am Empfang abgeben – gestaltet werden sie in der Anzeigenproduktion. Auch Todesanzeigen werden am Schalter entgegengenommen. Zudem können Trauerzirkulare in Auftrag gegeben werden. Sie werden im Medienhaus gestaltet und gedruckt.

Bücher Am Empfang sind die Bücher des Meier Buchverlags, das «Schaffhauser Magazin» und das Magazin «SH Wirtschaft» erhältlich.

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