Jetzt rollen die E-Lastwagen an

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Einer der beiden Lastwagen mit Elektroantrieb von Lidl Schweiz. Hersteller ist die E-Force One AG aus Beckenried im Kanton Nidwalden.Bild pd

Detailhändler wie Coop oder Lidl setzen auf Lastwagen mit Elektroantrieb. Noch sind diese eine Ausnahme auf der Strasse. Nutzlast und Reichweite sind nach wie vor ein Problem, weshalb Hybridfahrzeuge eine Alternative sind.

VON MAURIZIO MINETTI

Lastwagen stinken und sind laut. Es sei denn, sie werden mit Strom betrieben statt mit Diesel. Das ist der Fall bei jenen Lastwagen, welche die E-Force One AG aus Beckenried auf der Basis von Fahrzeugen der Marke Iveco baut. Seit 2013 sind die Lastwagen von E-Force auf Schweizer Strassen unterwegs. Unter anderem transportieren Pistor, Feldschlösschen, Coop und Planzer ihre Waren mit E-Force-Lastern. In Beckenried in Nidwalden werden die Antriebsmodule fertiggestellt, im zürcherischen Fehraltorf oder bei der Schweizer Vertretung von Iveco wird das Modul in das Fahrzeug inte­griert.

Strom aus Wasserkraft

Ein Kunde der E-Force ist auch der Detailhändler Lidl. Jüngst teilte Lidl Schweiz mit, dass einer der beiden E-Lastwagen als erster der Schweiz über 100 000 Kilometer gefahren sei. Die E-Force-Laster beliefern täglich die Filialen in Zürich und Umgebung. Der Strom stammt aus Wasserkraft. Man habe mit den zwei Lastwagen in weniger als zwei Jahren über 125 Tonnen CO² eingespart, heisst es seitens Lidl.

E-Lastwagen sind aber trotzdem noch rar. Laut dem Bundesamt für Statistik verkehren lediglich 544 elek­trisch angetriebene «Sachentransportfahrzeuge» in der Schweiz. E-Force wird bis Ende Jahr 18 Fahrzeuge ausgeliefert haben – wohlgemerkt seit der Gründung im Jahr 2013. Die grossen Konzerne überlassen das Geschäft derzeit noch jungen Partnern wie E-Force, die auf Chassis bekannter Marken angewiesen sind. Mit Mercedes und Tesla haben aber jüngst zwei Schwergewichte bekannt gegeben, bald vollelektrische Lastwagen selbst herzustellen.

Coop baut Bestand aus

Für Detailhändler sind E-Lastwagen indessen ein wichtiges Thema. Coop setzt sein erstes Fahrzeug von E-Force seit Ende Januar 2014 im Grossraum Zürich ein. Im Frühling sind zwei weitere Laster in Winterthur und Bern hinzugekommen. «Aufgrund der positiven Erfahrungen hat sich Coop entschlossen, noch vier weitere E-Force-Lastwagen für 2016 zu bestellen», sagt Coop-Sprecher Ramón Gander. Der erste Lastwagen ist bisher über 70 000 Kilometer unterwegs, davon allein 25 000 in diesem Jahr. Zudem befindet sich auf dem Dach des E-Lastwagens eine Fotovoltaikanlage, die Strom produziert.

E-Lastwagen stehen auch bei der Migros im Fokus, wie Sprecher Luzi Weber sagt. Die Migros Zürich und die Migros Aare setzen seit 2015 je eine Elektrozugmaschine für ihre Arealtransporte ein. Damit ist das Versetzen von Lastwagenanhängern auf einem Areal gemeint.

Denner zeigt sich skeptisch

Spar betreibt seit vier Jahren im Lebensmittelhandel einen hybriden Volvo, der seither 300 000 Kilometer zurück­gelegt hat. Aufgrund der positiven Umweltbilanz evaluiere Spar derzeit mit Scania einen Ersatz durch einen hybriden Lastwagen mit neuerer Motorentechnologie, sagt Sprecherin Silvia Manser. Die meisten Detailhändler bekunden auf Anfrage ein Interesse an Elektromobilität, auch wenn sie keine E-Laster im Einsatz haben, wie etwa Aldi und Landi.

Kritisch zeigt sich aber Denner. Die Migros-Tochter arbeitet in der Logistik mit externen Spediteuren zusammen. «Mit unseren Partnern wurden E-Lastwagen geprüft. Obwohl die Reichweiten der E-Laster 200 Kilometer erreichen, bleiben die eingeschränkte Nutzlast und der weitaus höhere Stromverbrauch im Anhängerbetrieb», sagt Denner-Sprecher Thomas Kaderli. Die Denner-Filialen seien durchschnittlich 65 Kilometer von den drei Hartwaren-Verteilzentralen entfernt. «Das bedeutet, dass die Reichweite eines E-Lasters nur für eine Tour hin und zurück pro Tag reichen würde. Mit über 800 Verkaufsstellen, die wir beliefern, müssen die Lastwagen aber besser ausgelastet werden können, um das Filialnetz ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu beliefern», sagt Kaderli.

Sechs Stunden Batterieladezeit

Tatsächlich ist die niedrige Reichweite in Verbindung mit hohen Batteriepreisen ein Problem. Ein E-Laster der E-Force kostet ohne Ausbau rund 330000 Franken und damit deutlich mehr als ein Dieselmodell. Kostentreiber sind die Batterien. E-Force gibt im Stadtgebiet eine Reichweite von 200 Kilometern an, auf der Autobahn 300. Immerhin beträgt die Ladezeit nur sechs Stunden. Der E-Force hat ein Leergewicht von acht Tonnen. Somit verbleiben zehn Tonnen für Aufbau und Nutzlast. Laut E-Force ist der höhere Preis eines E-Lasters nach sechs Jahren und 300 000 gefahrenen Kilometern amor- tisiert. Ausserdem muss man in der Schweiz für Elektrolaster keine ­leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe bezahlen.

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