Der Hüne zwischen den Pfosten

Pascal Oesch | 
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Im ersten Halbfinalheimspiel war Kadettengoalie Simon Kindle der Penaltyheld: Er hielt drei Thuner Siebenmeter, zwei davon (wie hier) von Captain Caspar. Bild: Michael Kessler

Torhüter Simon Kindle will heute Abend (20.45 Uhr, BBC-Arena) im dritten Spiel der Halbfinalserie gegen Wacker Thun seinen Teil dazu beitragen, dass die Kadetten Schaffhausen in den Play-off-Final (ab dem 14. Mai) einziehen.

Die Mutter fand einst, dass Sport für Simon Kindle und seinen Bruder durchaus ein Thema sei. Damals, im Alter von sechs Jahren. Und so fuhr die Familie zur Halle: In der einen Hälfte wurde Ballspiel praktiziert, in der anderen übte die Kinderriege. Kindle fand sich bei Letzterer ein, blickte aber immer sehnsüchtig auf die gegenüberliegende Seite. So wechselte er schliesslich, blieb dort – und die Geschichte nahm ihren Anfang. Auf Ballspiel folgte Handball. Eintritt in den Nachwuchs, Durchlaufen der verschiedenen Stufen, Debüt in der NLA. Nach wie vor faszinieren ihn Attribute wie Kraft, Schnelligkeit und mentale Stärke. Letzteres gilt vor allem für die von ihm bekleidete Goalieposition. «Der Kopf ist da entscheidend», betont der Winterthurer.

Wenn man positiv denke, laufe es meistens sehr gut, ist Simon Kindle überzeugt. Seit Januar figuriert er im Kader der Kadetten Schaffhausen; zuvor stand er in Diensten von Fortitudo Gossau (davor bei Pfadi Winterthur). Auf die Unterschiede angesprochen, nennt er zuerst die Infrastruktur. «Das sind Welten», sagt der 24-Jährige. Er verweist auf die Professionalität im Umfeld des Schweizer Meisters. «Der Fokus liegt hier auf dem Handball», erklärt er. Kindle schultert ein anspruchsvolles Pensum – eine Kombination aus Beruf und Spitzensport. Er arbeitet als Projektmitarbeiter bei der Standortförderung Winterthur, orchestriert dort die geplante Fusion mit Winterthur Tourismus. Eine Doppelbelastung, mit der er sehr gut umgehen kann.

Reibungspunkte gibt es keine. «Es braucht die Flexibilität meines Chefs und ein gutes Zeitmanagement von mir», erklärt Simon Kindle. Der 2,02-­Meter-Hüne hat sich in Schaffhausen bestens eingelebt. Knappe vier Monate steht er mittlerweile zwischen den Pfosten der Kadetten. Ihm komme es allerdings so vor, als sei er schon eine gefühlte Ewigkeit hier, erzählt er. Das Gespräch nach dem Training in der BBC-Arena dreht sich indes auch um sein Aufgebot für die Nationalmannschaft. Für die im Mai angesetzten Partien gegen Portugal ist er als nominelle Nummer zwei dabei. Im Club teilte er sich das Aufgabenportfolio in den beiden bisher bestrittenen Play-off-Begegnungen mit Nikola Marinovic. Kindle parierte dabei unter anderem fünf Penaltys – und ist bereit für den dritten Match gegen Wacker Thun.

Seine Mitspieler und er haben sich übers Osterwochenende eine 2:0-Führung erspielt. «Mit den zwei Siegen im Rücken wollen wir versuchen, die Serie zu beenden», formuliert Simon Kindle die Zielvorgabe für den dritten Akt.

Und darüber hinaus geht es ihm ganz klar um den Gewinn des Schweizer Meistertitels – überhaupt keine Frage. «Im Vergleich zu den Teamkollegen habe ich den noch nie gewonnen», sagt er. Wenn er in die weitere Zukunft blickt, möchte er seine Leistungen aus der Liga auch auf dem internationalen Parkett abrufen. Dazu müsste sein bis Sommer laufender Vertrag jedoch verlängert werden. Und diesbezüglich sieht es sehr gut aus. «Eine mündliche Zusage ist vorhanden», sagt Kindle.

Dritte Partie: Kadetten ohne Koch, Fragezeichen um Thuner Caspar

Binnen einer Woche treffen die Kadetten Schaffhausen und Wacker Thun heute Abend zum dritten Mal aufeinander. Mit einem Sieg können die Gastgeber auf schnellstem Weg in den Final einziehen. «Wir müssen die letzten beiden Spiele bestätigen und von der ersten Sekunde an bereit sein», sagt Trainer Peter Kukucka. Für ihn steht fest: «Wir dürfen Thun nicht in die Partie kommen lassen.» Um diese Mission zu erfüllen, wählt er die gleiche Aufstellung wie zuletzt. Verletzungs­bedingt muss er auf Johan Koch verzichten, dessen Kapsel am Fuss seit dem ersten Match der Best-of-5-Serie angerissen ist. Aufseiten des Berner Widersachers steht ein Fragezeichen hinter dem Einsatz des Captains Roman Caspar. Wie Koch schied der Rückraumakteur im ersten Match aus.

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