Kleine Käserei trotzte dem Umbruch

von Roland Müller

Vor nunmehr 20 Jahren haben Friedrich und Agnes Sommer die Käserei Henggart in eigener Regie übernommen, nachdem ihre Schliessung drohte. Sie nutzten dabei das Angebot der Sennereigenossenschaft Henggart, den Betrieb pachtweise zu übernehmen, und starteten im Herbst 1997 mitten im alten Dorfteil von Henggart in den Räumlichkeiten der Genossenschaft. Sie ist zusammen mit der Käserei auf dem Siblinger Randen noch die einzige Käserei zwischen Winterthur und der nördlichen Landesgrenze. Beim Start 1997 waren noch vier Milchlieferanten aus Henggart, heute sind es noch gesamthaft drei, welche alle von ausserhalb von Henggart kommen.

Dank dem Innovationsgeist, grossen Einsatz und Mut der Sommers entwickelte sich die Produktion von Käsespezialitäten sehr rasch und vielseitig. Es zeigte sich aber, dass es an genügend idealen Lagermöglichkeiten für den Reifeprozess und die Lagerung in direkter Umgebung fehlte. Hier fand die Sennereigenossenschaft in der örtlichen Landi den idealen Partner und setzte selber in Fronarbeit Hand an. Im Keller des Lagerhauses hinter dem Bahnhof wurde so im Jahr 2000 der erste Käsekeller realisiert. Drei Jahre später konnte die Familie Sommer die Gebäude der Käserei von der Sennereigenossenschaft samt Verkaufsladen erwerben. Der 2009 angeschaffte Käseroboter für die Pflege des Käses habe vieles erleichtert, erklärt Sommer, während er die frisch gepressten Raclettekäselaibe in den Formen löst. Daneben ist das Käsechessi mit rund 4500 Litern Käsemasse und Schotte fast randvoll gefüllt. Produktionsleiter Jürg Kägi seinerseits bereitet die Gewürzmischung vor, welche bald der Käsemasse beigemischt wird. «Die Kunden schätzen hier nebst dem Nature unsere grosse Vielfalt mit den Geschmacksnoten Paprika, Chili, Knoblauch Chrüter Häx, Schnittlauch oder Zwiebel», sagt Sommer. Zur Auswahl in Sommers Käsevitrine gehören auch Zürcher Rahmkäsevariationen, Henggarter Mutschli, Fitness- und Irchelchäs, Kräuterzauber, Sommer- und Schnittlauchbrie oder die Tannhüttli Chäsli. Bekannt ist die Käserei aber auch für ihre Fonduemischungen.

Und so bleibt die Wyland Chäsi der Fels in der Brandung eines Strukturwandels in der Milchwirtschaft, welcher auch die Weinländer Käsereien erfasste. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde zuerst der Standort Truttikon dichtgemacht. Danach folgten in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre Stammheim und Benken. In Benken, wo die erste Käserei bereits 1838 in Betrieb genommen wurde, diente die ehemalige Käserei bis 2013 noch als Milchsammelstelle.