Blick hinter die Kulissen von «Anna Göldi»

Alfred Wüger | 
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Auf Hochtouren laufen zur Zeit die Proben für das Musical «Anna Göldi», das am 7. September auf dem SIG-Areal in Neuhausen Premiere feiern wird.

Für das Musical «Anna Göldi» wurde am Dienstag in der Halle  1 auf dem SIG-Areal in Neuhausen am Rheinfall zum ersten Mal in Kostümen geprobt. Und zum ersten Mal wurde ein Durchlauf geprobt. Dies ist immer ein besonderer Zeitpunkt in einer Theaterproduktion, und so war auch die Atmosphäre eine besondere.

Michaela Hauser von der Stageworks GmbH, die eigens gegründet wurde, um diese Musicalproduktion auf die Beine zu stellen, fungierte als Türöffnerin. Die Halle hat beeindruckende Ausmasse. Und auch während der Aufführungen soll die postindustrielle Atmosphäre gewahrt werden. Noch sind nicht alle Einrichtungsgegenstände vor Ort. Die Bar ist noch nicht eingebaut, das Foyer, wo sich die Besucher dereinst tummeln werden, wirkt noch wie ein Baustelle. Die Tribüne indes ist bereits aufgebaut, und zu hören sind Gesang und Pianomusik.

An den Containern, wo die Garderoben der Akteure und die Schminkateliers untergebracht sind, vorbei geht es zur Bühne. Sie ist riesig, und auf die Kulisse im Hintergrund werden Videos projiziert. So können mit Leichtigkeit die Schauplätze gewechselt und verändert werden. Dem gleichen Zweck dienen verschieb- und drehbare Bühnenelemente, die im Verlauf der Handlung von den Akteuren umplatziert werden können.

Es sei eindrücklich gewesen, sagt Michaela Hauser, zu erleben, wie sich die leere Halle während der Proben nach und nach in ein Theater verwandelt habe. «Als dann die Tribüne eingebaut wurde, mussten die Proben in eine andere Halle, auf eine Probebühne, verlegt werden.» Das Orchester probt übrigens im Trottentheater, in der grossen Halle werden die Gesänge und Lieder lediglich von einem Piano gestützt und begleitet.

Regisseur Mirco Vogelsang überwacht die Arbeit vom Regiepult aus. Unten, auf der gleichen Stufe wie die ebenerdige Bühne, steht der Musikalische Leiter, Francis Goodhand, neben dem Klavier, gibt die Einsätze und dirigiert die gesungenen Passagen.

«Die Premiere ist ausverkauft», sagt Michaela Hauser. «Wir setzen jetzt alle unsere Kräfte ein, um ‹Anna Göldi› zu einem Erfolg zu machen.» Mit dem vor einigen Jahren in Schaffhausen mit grossem Pomp inszenierten und unter grossem finanziellem Wehklagen abgeschriebenen Musical «Die Schwarzen Brüder» wolle die Stageworks GmbH nicht in Verbindung gebracht werden, sagt Michaela Hauser. Auf die Frage, wie die Produktion finanziell aufgestellt seiund wer das finanzielle Risiko trage, sagte sie: «Wir haben Partner und Sponsoren, auf die wir zählen dürfen. Die Einnahmen aus den Ticketverkäufen machen allerdings den Löwenanteil aus.»

«Wenn man etwas bewegen will, muss man auch ein Risiko eingehen. Ich glaube an diese Produktion.»

Karin Spörli, Projektleiterin Stageworks GmbH

Aber gerade mit den Ticketverkäufen hat es in letzter Zeit gehapert. Michaela Hauser: «Ja, die Sommerferien haben wir tatsächlich gespürt. Mit Beginn der Proben haben die Ticketverkäufe jedoch angezogen.» Auch sei die Website optimiert worden: «Jetzt, wo die Arbeit auf vollen Touren läuft, haben wir gutes Material, das wir in den Sozialen Medien zeigen können.»

In der Pause ergibt sich die Gelegenheit, mit Heidy Suter zu sprechen. Sie spielt im Ensemble und verkörpert im Verlaufe des Stücks mehrere Rollen. «Wir haben ein sehr gutes Klima hier.» Bis zur Premiere werde jetzt an sechs Tagen pro Woche rund acht Stunden geprobt. «Noch ist alles sehr kopflastig», sagt Heidy Suter, «wir müssen noch sehr viel überlegen, damit das Timing stimmt.» Neu ist es für Heidy Suter nicht, in einer leeren Industriehalle zu spielen. Sie kennt die Situation von anderen Musicals her. Besonders sei an der aktuellen Produktion auf dem SIG-Areal vor allem die Geschichte. «Die Geschichte der Anna Göldi ist ein wichtiges Kapitel, das nicht vergessen werden darf. Hexenhinrichtungen sind ein feministisches Thema.»

«Anna Göldi darf nicht vergessen werden. Hexenhinrichtungen sind ein feministisches Thema.»

Heidy Suter, Schauspielerin im Musical «Anna Göldi»

Die Frage, wie viel Geld bis jetzt schon in die Produktion investiert wurde, mochte Karin Spörli – zusammen mit Michaela Hauser, Diane Kiesewetter, Mirco Vogelsang und John Havu bei der Stageworks GmbH in der Trägerschaft – nicht beantworten. «Nur so viel», sagte sie: «Finanziell sind wir auf Kurs.» Auf die Frage, was sie denn jemandem antworten würde, der angesichts des hohen finanziellen Risikos sagt: «Die Nerven der Karin Spörli möchte ich haben», sagte sie: «Erstens bin ich nicht allein, wir tragen das zu fünft, und wenn man etwas bewegen will, muss man auch ein Risiko eingehen. Ich glaube einfach an diese Produktion. Ich kenne die Leute, die auf der künstlerischen Seite verantwortlich sind. Ich vertraue ihnen, so wie sie uns vertrauen, dass wir die Produktionsleitung im Griff haben.»

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