Rocker-Gang wollte Auto in die Luft jagen – Schaffhauser wegen Sprengstofflieferung angeklagt

Dario Muffler | 
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Bereits im Juni 2017 wurde der serbische Staatsangehörige aus Schaffhausen verhaftet. Bild: Key

Ein Serbe aus dem Kanton Schaffhausen soll an einem Sprengstoffanschlag einer gewalttätigen Rocker-Bande beteiligt gewesen sein. Nun hat ihn die Bundesanwaltschaft angeklagt.

Die internationale Bandenkriminalität hat Verbindungen nach Schaffhausen. Das ergibt ein Blick in eine Anklageschrift der Schweizer Bundesanwaltschaft. Denn diese hat einen 33-jährigen Schaffhauser mit serbischen Wurzeln im Blick. Das schreiben der «Tages-Anzeiger» und der «Blick». In einer Woche muss sich der Balkan-Rocker vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten.

Dem 33-jährigen Mann wird vorgeworfen, dass er in Frankreich 2,4 Kilogramm Sprengstoff beschafft und in die Schweiz geschmuggelt hat. Zusammen mit seinem Vater hat er gemäss Anklage den Sprengstoff verpackt und diesen dann bei einem Komplizen in einer Schaffhauser Garage zwischengelagert.

Vor dem Anschlag gestoppt

Den Sprengstoff, der mit Zündern versehen war, transportierte der in Schaffhausen Wohnhafte nach Deutschland. Und zwar zur Rocker-Gang United Tribuns, wo er Mitglied war. In Heidenheim hätte mit dem Paket das Auto eines Disco-Besitzers in die Luft gejagt werden sollen.

Zum Anschlag ist es dann aber nicht gekommen, weil der beschuldigte Serbe zuvor festgenommen wurde. Das war im Juni 2017.

Rund zwei Monate später wurde der 33-Jährige wieder freigelassen, um 2020 wieder festgenommen zu werden. Dazwischen, so schreibt der «Tages-Anzeiger», habe der Mann «so ziemlich vieles getan, was man unter Gang-Kriminalität zusammenfasst». Es geht um Drogenhandel, Zwangsprostitution und Missbrauch von Sozialleistungen.

Ungarin zum Sex gezwungen

Gemäss Anklageschrift liess sich der Beschuldigte zweimal wegen Unfällen krankschreiben, arbeitete aber weiter – als Chauffeur, aber auch im Limousinenservice und für «Escortfahrten».

Der Serbe und eine Komplizin hätten ab 2019 eine Ungarin dazu gezwungen, sich im Zürcher Tösstal zu prostituieren. Die Frau stammte aus einfachen Verhältnissen – sie wohnte in einer zugemüllten Wohnung in ihrer Heimat – und hatte kaum Schulbildung. Gemäss Anklageschrift hat der Serbe sie dabei überwacht und bedroht. Die Einnahmen sackten S. und seine Komplizin teils gleich selber ein. Der angeklagte Serbe spielte der Frau gemäss sichergestellten Nachrichten vor, dass er in sie verliebt sei.

Der Serbe aus Schaffhausen war ein festes Mitglied der United Tribunes, lässt sich die Anklageschrift zusammenfassen. Und sie gibt einen Einblick in die Machenschaften der Gruppe, die in Deutschland seit 2022 verboten ist. In Deutschland läuft ebenfalls ein Verfahren gegen den Serben aus Schaffhausen.

Der Bund beobachtet

In der Schweiz habe sich die Gruppierung 2016 aufgelöst, schreibt der «Tages-Anzeiger» – und doch kams 2020 in Basel zu einem Zwischenfall mit einem Mitglied der United Tribunes. Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) geht denn auch in der Schweiz von einem ernst zu nehmenden Konfliktpotenzial zwischen Rockerbanden aus, wie das Fedpol kürzlich gegenüber den SN sagte. Eine Intensität der Probleme wie in Deutschland stellt das Fedpol aber noch nicht fest. Bei Konflikten in der Schweiz traten vor allem die Hells Angels in Erscheinung – jene Gruppierung, die kürzlich in Feuerthalen ein neues Clublokal eröffnet hat.

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