Von der Covid-DNA und fremden Planeten

Elena Stojkova | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Piranavan Subaharan bei der Schweizer Physik-Olympiade. Silas Waldvogel (l) holte den ersten Platz in der Kategorie Chemie. Bilder: zvg

An den diesjährigen internationalen Chemie- und Physik-Olympiaden war auch Schaffhausen vertreten: Silas Waldvogel und Piranavan Subaharan hatten an den nationalen Olympiaden zu den Besten gehört, und auch jetzt haben sie Auszeichnungen nach Hause geholt.

Wie kann man Covid-DNA mit Gold-Nanopartikeln nachweisen? Und warum birgt es Probleme, Lithium-Schwefel-Akkus zu nutzen, obwohl diese viel effizienter wären als Lithium-Ionen-Akkus, mit denen unsere Smartphones und Laptops heute funktionieren? Es sind solche Fragen, die den 326 jungen Talenten aus mehr als 80 Ländern an der Prüfung der Internationalen Chemie-Olympiade gestellt wurden. Mittendrin: vier Schweizer, darunter der 19-jährige Silas Waldvogel aus Stein am Rhein.

«Eigentlich hätte die Chemie-Olympiade in China stattfinden sollen», sagt Wald­vogel. Aber aufgrund der Coronasituation und den damit verbundenen Einreiserestriktionen musste sie teilweise online durchgeführt werden. Damit trotzdem ein wenig internationale Atmosphäre aufkommt, beschloss das Schweizer Team, die Teams aus Deutschland und Österreich nach Basel einzuladen. Eine Woche verbrachten die Chemiebegeisterten gemeinsam. Sie gingen schwimmen, machten Stadtführungen, spielten Karten, und das Highlight: Zusammen mit Doktorierenden der Universität Basel stellten sie in einem Labor Nanopartikel her.

Die Arbeit im Labor, das sei die Stärke des Schweizer Teams, sagt Waldvogel. «Leider fiel die praktische Prüfung aufgrund der Online-Durchführung aber weg.» So fand nur die fünfstündige theoretische Prüfung am 13. Juli statt – und am 18. Juli war die gemeinsame Woche zu Ende.

«Wie ein Ferienlager»

Jährlich finden die Wissenschaftsoympiaden in zehn verschiedenen Fächern statt. Schweizweit, europaweit und international können sich Jugendliche so messen. Ziel ist, Neugierige und Begabte zu fördern und Begegnungen mit Wissenschaftlern zu ermöglichen. An der Schweizer Chemie-Olympiade im April hatte Silas Waldvogel Gold geholt und sich somit für die internationale Austragung qualifiziert (die SN berichteten). An drei Wochenenden hatten sich die vier besten Schweizer an der ETH Zürich auf die Prüfung vorbereitet, mit ehemaligen Teilnehmern der Chemie-Olympiade. Diesmal reichte es für Bronze. «Viele Teilnehmende haben eine Medaille bekommen», sagt Waldvogel. «Die Leistung besteht darin, es bis zur Internationalen Olympiade zu schaffen. Mitmachen ist das Ziel.»

Auf China hatte sich Waldvogel gefreut, aber auch ohne die Reise sei die Zeit mit den anderen Chemiefans toll gewesen. «Es war wie ein Ferienlager», sagt er. Es sei nicht etwa so, dass die jungen Frauen und Männer nur über Chemie gesprochen hätten. «Es ist eher so, dass ab und zu ein Chemie-Witz fällt, und alle verstehen ihn und können drüber lachen.» Zum Programm gehörte beispielsweise auch eine Führung in einer Sektkellerei. Schnell habe die Organisatorin gemerkt, dass sie den Fermentierungsprozess vertieft erläutern kann, denn sie stiess damit auf grosses Interesse.

Dänemark statt Belarus

Silas Waldvogel hat vor Kurzem seine Matura abgeschlossen und wird im September mit dem Chemie-Studium an der ETH beginnen. An der Chemie-Olympiade darf er als Student dann nicht mehr mitmachen, doch den dazugehörigen Verein will er weiterhin unterstützen.

Waldvogel ist nicht der einzige Schaffhauser, der an den Wissenschaftsoympiaden eine Auszeichnung erhalten hat. ­Piranavan Subaharan, der ab August die vierte Klasse der Kantonsschule besucht, war mit seinem Team etwa zur selben Zeit zehn Tage in Dänemark an der Interna­tionalen Physik-Olympiade. Ursprünglich hätte diese in Belarus stattfinden sollen, doch der Krieg in der Ukraine verunmöglichte dies. Grösstenteils fand auch diese Wissenschaftsolympiade online statt, doch ungefähr 40 der 350 Teilnehmenden trafen sich in Dänemark für die zwei fünfstündigen Prüfungen, eine theoretisch, die andere experimentell.

Ganz aktuell gab es Fragen zum James-Webb-Teleskop, das erst seit Kurzem in Betrieb ist und die am weitesten entfernte ­Galaxie entdeckt hat. Bei einer anderen Aufgabe mussten sich die Teilnehmenden vorstellen, sie seien auf einem unbekannten Planeten. «Mithilfe einer Simulation mussten wir die Windgeschwindigkeit auf seiner Oberfläche ermitteln oder herausfinden, wie schnell ein Ball auf diesem Planeten zu Boden fällt», sagt Subaharan. An der Schweizer Physik-Olympiade Anfang Jahr hatte er Silber geholt, diesmal reichten es für eine Ehrenmeldung. Spannend sei es zu sehen, wo man im internationalen Vergleich mit seinem Wissen stehe, sagt der 17-Jährige.

Auf zur nächsten Olympiade

Teilnehmende aus 70 Ländern nahmen an der diesjährigen Internationalen Physikolympiade teil – mit immerhin sieben Delegationen konnten sich die fünf Schweizer in Dänemark austauschen. Zur Vorbereitung hatten sich die fünf an einem Wochenende in einem Chalet im Wallis getroffen und Physik-Aufgaben gelöst. Toll sei es gewesen, sich nun mit Physikbegeisterten anderer Länder zu unterhalten. «Alle dort interessierten sich für Physik.» Häufig gebe es solche Situationen nicht. Nächstes Jahr will Piranavan Subaharan wieder versuchen, sich für die Internationale Physik-Olympiade zu qualifizieren. «Ich möchte noch mehr über die Physik erfahren.»

Wissenschafts- Olympiade

Rund 350 Freiwillige ­organisieren in der Schweiz jährlich die Wissenschaftsolympiaden in den Fächern Biologie, Chemie, Geografie, ­Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Sie bestehen aus Workshops, Lagern, Prüfungen und Wett­bewerben für über 5000 Talente.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren